EM 2008: Halbfinale unter Freunden
Zur Artikel-Kurzzusammenfassung
Halbfinale der Europameisterschaft: Deutschland – Türkei
Das em2008statistik.de-Blog ruft wieder auf zur Blogdebatte, wie einst schon in der der Vorrunde vor dem Spiel gegen Polen. Gründe, warum wir meinen, dass Deutschland gewinnt? Da muss man natürlich tief graben…
Ein Versuch. Wir gewinnen gegen die Türkei, weil
- … wir eine positive Bilanz gegen die Türken haben und dabei in 17 Spielen elf mal siegten, bei nur 3 Remis und ebensovielen Niederlagen und dabei 40:10 Tore erzielten?
- … wir in der FIFA-Weltrangliste auf Platz 5 satte 15 Plätze vor der Türkei liegen?
- … unsere Spieler einen Marktwert von 234,4 Mio Euro haben sollen, die Türken dagegen einen von 107,4 Mio Euro
- … die Deutschen in Bestbesetzung antreten können, die Türken dagegen auf 6 Spieler verzichten müssen
- … der deutsche Torwart Lehmann das Turnier offenbar genutzt hat, um zu alter Stärke zu finden, während die türkische Nummer 1 Volkan Demirel mit Rot gesperrt ist und durch Torwart-Oldie Rüstü ersetzt werden muss
- … unter den Top Defenders zwar je ein Deutscher (Mertesacker) und ein Türke steht (Cetin), der aber verletzt sein wird
- … unter den Top Midfielders dieser EM gar zwei Deutsche (Ballack und Schweinsteiger) sind, aber keiner der Türkei
- … oder unter der Top Strikers sich zwar zwei Deutsche (Podolski gar auf dem 3. Platz und Klose) auf Nihat und Semih Sentürk treffen, aber – richtig geraten – der beste Stürmer Nihat verletzt ist. (Kurze Info für Clubfans am Rande: Charisteas wird dort nach dem Leistungs-Rating auf 16 geführt, noch vor Ibrahimovic und nur knapp hinter Torres, Nuno Gomes und Henry!!)
Das alles könnte man anführen – und doch kann dir niemand sagen, wie das Spiel morgen Abend ausgehen wird. Und das ist eben auch das Schöne am Fußball.
Die Türkei hat Mannschaftsgeist, Entschlossenheit, Herz und Leidenschaft im Gepäck – und Selbstvertrauen getankt, nachdem man nach der Niederlage zum Auftakt gegen die Portugiesen alle drei Spiele in z.T. spektakulär dramatischen Art und Weise gebogen hat.
Deutschland setzt dagegen – zwischenzeitlich zwischen Überschätzung (mal von außen, mal von innen) und Depression pendelnd – auf eine innere Überzeugung, dass man in dem Mix aus Fähigkeiten, Taktik und Mannschaftsgeist dieses Turnier gewinnen “kann”, nicht mehr, nicht weniger.
Der Spielverlauf wird hier ganz entscheidend sein. Gelingt es Deutschland, der Türkei, wie auch die Portugiesen oder die Tschechen, ihr Spiel aufzuzwingen, glaube ich nicht an eine erneute Rückkehr der Türkei wie in den Spielen davor (das Kroatien-Spiel lasse ich hier mal etwas außen vor, da die Kroaten einfach gar nichts wollten, außer die Türkei nicht ins Spiel kommen zu lassen). Zu sehr fehlt meiner Ansicht nach dann jetzt die individuelle Klasse der Verletzten wie ein Nihat oder ein Emre. Und für ein Spiel aus der gesicherten Defensive fehlt ihnen der gut spielende Volkan Demirel ebenso wie Servet Cetin oder Emre Güngör. – Wenn Deutschland halbwegs normal ins Spiel kommt, werden Chancen kommen und wenn die eine oder andere genutzt wird, wird es ein Spiel, das so läuft, wie es dann jeder schon vorher geahnt haben will. Aber Fußball kann eben ganz anders laufen, ein Elfmeter, eine Standard, eine Verletzung, ein Platzverweis, ein individueller Fehler oder eine Türkei, die sich an der Chance selbst berauscht und dieselbe beim Schopfe packt. Das macht eben diesen Sport so faszinierend.
Bleibt nur zu hoffen, dass beide Mannschaften den Angsthasen-Fußball der anderen Mannschaften (die damit auch verdient ausschieden) nicht als Vorbild nahmen sondern ihre eigenen Leistungen bisher, vor allem seitdem es darauf ankam. Dann könnte es ein Fußball-Fest unter Freunden werden, denn gerade auch hier in Frankfurt (meinem fränkischen Exil) leben Türken und Deutsche so eng und gut miteinander, dass man eigentlich keine Grenzen im Alltag mehr verspürt – und nicht zuletzt sind einige des erweiterten Kreises türkischer Nationalspieler in Deutschland aufgewachsen oder haben familiäre Beziehungen dorthin. Und auch nicht verwunderlich, dass deutsche Trainer, wie ein Christoph Daum, ein Feldkamp oder jetzt ein Skibbe, in der Türkei ein hohes Ansehen genießen.
Deutschland gegen die Türkei – schön, dass diese Partie in einem Halbfinale einer EM einmal Realität geworden ist. Möge der bessere gewinnen und der Unterlegene – auch unter den Fans – sich als fairer Verlierer erweisen. In jedem Fall wird morgen in Deutschland ein Sturm der Begeisterung in der Nacht stattfinden – in Rot oder doch in Schwarz-Rot-Gold.
————-
Wer sich an der Länge des Artikels stört – hier die Kompakt-Version für Schnellleser und Twitter-Freunde:
Deutschland in allen Daten besser – Türkei am Krückstock – Wahrheit liegt am Platz – Türken und Deutsche leben friedlich zusammen, hoffentlich auch danach noch…
Sehr schön geschrieben. Eine spürbare Nervosität stellt sich heute schon am Morgen ein, wünschen wir allen Beteiligten, dass alles fair verläuft.
Nix da!
Nicht der bessere, WIR sollen gewinnen!!!
Und da ist es mir wirklich herzlich egal wie es dazu kommt.
Clyde … psssccht! … das schreibt man doch so, ist Diplomatie! Und schreibt man auch nur, wenn man glaubt, dass natürlich die eigene Mannschaft die bessere ist. 🙂
ja, ich weiß… 🙂
aber egal wo man einschaltet (N24, n-tv…) immer soll der bessere gewinnen und feiern egal wer gewinnt… das nervt aber auch alles. die glauben doch nicht wirklich dass ich nach einem verlorenen halbfinale mit den türken über den plärrer tanze!!! 🙂
ein bisschen geht mir diese neutralität der presse einfach auf den zeiger, die türkische ist nicht gerade zimperlich und v.a. der Nihat noch tönt: «Meine Mannschaftskameraden werden die Panzer in die Knie zwingen.»
aber was solls, in ein paar stunden haben wirs (hoffentlich) gepackt…
Arggh, Clyde..Stichwort Türken und Plärrer. Aber ich schlucks brav runter 😉 . Aber das ist doch auch ein generelles deutsches Problem. Erst seit der WM 06 war es nicht mehr “anrüchig” sich national stolz zu zeigen und mal die Fahne rauszuhängen, oder?
Zum Thema “Flagge zeigen” hat sich neulich mal diese grüne Pappnase, der Ströbele geäussert. Der scheint echt ein Poblem damit zu haben. 🙂
http://11freunde.de/ballkultur/111964
Ich hab so das Gefühl dass meine Generation (Ü20, aber U30) ein bisschen unbefangener damit umgeht. Ist auch gut so…
“Ich hab so das Gefühl dass meine Generation (Ü20, aber U30) ein bisschen unbefangener damit umgeht. Ist auch gut so…”
DAS unterschreib ich!!
oh nochwas, einer aus den ruhrnachrichten, hat sich zu dem 11freunde-artikel vom ströbele geäußert…
http://www.ruhrnachrichten.de/nachrichten/fussball/em/bunt/notizen/art8545,282512
das unterschreib ich auch 🙂
Zu dem Thema hatte ich damals 2006 einen Artikel geschrieben, vielleicht interessiert es jemand: Die Sache mit dem national stolz
Und ausserdem brauche ich mal wieder ein paar Punkte beim Tippspiel. Bis auf Spanien das komplette Viertelfinale vergeigt
solche politiker wie ströbele kann man kein stück ernst nehmen. er wollte doch auch ein feiertag für türken in deutschland und das die deutsche nationalhymne auf türkisch gesungen wird. da kann ich mich nicht mal drüber aufregen bei solch einen schwachsinn.
ein solcher politiker vertritt eine deutsche partei im bundestag. das gibt es nur in deutschland, und sonst bestimmt bei keinen volk auf der erde.
last uns lieber über fussball schreiben und nicht über solche …
Clyde … deine Kommentare waren ne prima Steilvorlage bzw. gute Anregungen (mit Zitat):
Deutschland gegen die Türkei (Artikel im Zielpublikum-Weblog)
Äh, hallooh?!
Ist da nicht der Glubb-Blog?
Neues aus der zweiten Liga und so…
Ich wollte euch nur schnell sagen, dass Fliegenfänger Schäfer wieder im Frankenlande ist.
– Falls euch das bei all der Nationalmannschaft-Euphorie überhaupt im Moment interessiert…
Aber JayJay: Guckst du Pressespiegel hier! Wir haben fleißige Präsis am Werkeln, die die Neuigkeit schon vor 4 Std. gepostet haben.
🙂
Mit der offiziellen Vorstellung als Neuzugang warte ich aber noch, bis es der FCN offiziell bestätigt – noch sind es ja “nur” Medienberichte.