Neues vom Tresen
Schon von Weitem sah ich Alfred und Hannes an einem der vor der Kneipe aufgestellten Biertische. Hannes im großkarierten Holzfällerhemd und Alfred in seiner verschrumpelten Lederjacke.
Als ich bei den beiden ankam, klappte ich den Regenschirm zusammen und setzte mich ihnen gegenüber auf die Holzbank.
„Iech glaab nedd, doss die Bayern in Dordmund gwinna“, hörte ich Alfred sagen, „iech glaab des gibd a Unendschieden, obber iech riskiers amoll, iech seds auf Siech fir Dordmund, des gibd beschdimmd a guude Gwoodn.“
Ich bestellte ein Pils bei der vorbeieilenden Bedienung und sagte: „Völlig egal, wer dieses Spiel gewinnt. Nicht mehr meine Liga.“
„Du schbillsd ja aa kann Oddsedd, du braugsd di ja blooß umna Glubb kimmern, obber iech muss hald aa auf die annern schaua.“ Alfred nahm eine der drei vor ihm auf dem Tisch liegenden Zigaretten und steckte sie an. „Horch Michael, waasd du wie Union Berlin geecha Wagger Burghausn gschbilld hodd?“
„Auch nicht meine Liga“, sagte ich, „und ich hoffe, das wird auch niemals der Fall sein.“
„Naa, abschdeing dudda nedd da Glubb, abschdeing dudda nedd, do braugsd ka Angsd hoom, obber dasser aufschdeichd, do deedi nedd drauf weddn, do missnsa scho a bissla mehr dseing als wie geecha Augsburch…“
„Na ja, da muss man jetzt erst mal abwarten, die Mannschaft muss sich halt erst noch finden“, sagte Hannes, „das war doch letztes Jahr bei Gladbach und Köln genauso.“
„…iech hobbs ja gsääng des Schbill, auf Bremiere hobbigs gsääng, wor fei vill Bedrieb doo drinna am ledsdn Sunndooch, a Haufm Glubbfans doogweesn, obber denna is schnell des Gsichd eigschloofm, des konndma sich ja nimmer ooschhaua des Gegurge, der Widdegg, der driffd ja kann Boll mehr und der Mindool hodd aa nigs gedseichd und dann der midd die longa blondn Hoor, der der…“
„Engelhardt“, sagte Hannes.
„…der bringd ja ieber fimf Meeder kann Boll dsum eichna Moo, wohrschainlich sichd der nigs vor lauder Hoor, der sollad amoll dsum Friseer geh.“
„Bei Vittek und Engelhardt gebe ich Dir Recht,“ sagte Hannes, „aber den Mintal habe ich noch nicht abgeschrieben. Ich sag’s euch, der kommt wieder, der wird uns noch viel Freude bereiten…“
Die Bedienung stellte mir das Bier hin und das Geräusch des auf das Markisendach prasselnden Regens wurde stärker.
„…Und außerdem, der Saisonstart war doch gar nicht so schlecht. Im Pokal weiter und das erste Punktspiel gewonnen. Ich glaube schon, dass das der Mannschaft einen Schub gibt und am Montag in Kaiserslautern was drin ist.“
„Wos, in Kaiserslaudern schbilln die! Au weh, des wärd hadd. In Kaiserslaudern, doo hamm sich ja sogoor die Bayern immer hadd gedoo, doo hamm die Schiedsrichder ja sogoor geecha die Bayern gebfiffm in dem Hegsnkessl. Der aa hodds gsoocht, der der wo in die Inderviews immer so gscheid daherredd, der der – ausschaua dudda wie a Bavian…“
„Der Breitner?“, sagte ich.
„… der hodds gsoochd, doss die Bayern, frieher scho, wie der Müller und der Beggnbauer noch gschbilld hamm, doss die am libbsdn goor nedd nooch Kaiserslaudern gfohrn wärn, wallsa doo immer verlorn hamm. Doo häddnsa die Bungde aa mid der Bost hieschiggn kenna, hodd der der Breidner gsoochd. Iech glaab nedd, doss doo firn Glubb vill dsu hulln is in dem Hegsnkessl…“
„Mir wird’s hier zu kalt“, sagte ich und nahm mein Bier und ging nach innen an den Tresen. Ich setzte mich auf einen der Barhocker und mir fiel ein, dass der Club im ersten Spiel mit Meyer als Trainer in Kaiserslautern 3:1 gewonnen hat. Und in der Saison davor hat der Club am ersten Spieltag auch in Kaiserslautern gewonnen, auch mit 3:1, Tore von Banovic, Vittek und Lars Müller. Banovic und Müller sind ja nicht mehr da. Waren eigentlich keine schlechten Spieler. Vittek ist noch da. Was hat der früher für Tore gemacht. Und heute schießt er nur noch Fahrkarten. Wie es aussieht, ist seine Zeit vorbei. Am Montag wird Vittek wohl gar nicht auflaufen.
Ich nahm einen Schluck aus dem Glas und dachte daran, wie Breska im Augsburg-Spiel nach innen passte und Boakye den Ball über die Linie schob, und aus den Boxen klang die Stimme von Udo Lindenberg: Hinter’m Horizont geht’s weiter…
„…der bringd ja ieber fimf Meeder kann Boll dsum eichna Moo, wohrschainlich sichd der nigs vor lauder Hoor, der sollad amoll dsum Friseer geh.“
Ich liebe Alfred!! 🙂
Danke, belschanov! Ich lese sooo gerne deine Tresengeschichten.
nach münchen zu den ba*ern geht’s also in der nächsten dfb-pokal-runde!
schönes los, aber ein heimspiel wäre natürlich noch sehr viel schöner gewesen.