Spielbeobachtung 2. Liga
Zusammen mit dem Weser-Blogger gestern die Gelegenheit genutzt zur Spielbeobachtung 2. Liga im Waldstadion in Frankfurt. Der FSV hatte eine Ticketaktion mit Stehplätze für lau alternativ Aufpreis für die Sitzplätze – und 6 Euro war uns der Spaß wert, vor allem weil wir dabei zwei Live-Spiel Debütanten mitnehmen konnten ohne dabei selbst im emotionalen Ausnahmezustand zu sein…
Die Commerzbankarena war mit 8.172 Zuschauern nicht mal zu einem Viertel gefüllt, wobei schon das Wort “gefüllt” schon zu viel ist. Der Oberrang war komplett dicht und neben den beiden gegenüberliegenden Fan-Blocks, die durchaus ‘Lärm’ machten, verteilte sich der Rest großzügig nach gut Dünken. Mal vorweg mein Kopfschütteln zum Bezahlsystem innerhalb des Stadions (auch für zukünftige Auswärtsfahrten so manchen Clubfans mal interessant): Bargeld iss da nich. Man muss sich bei irgendeinem herumlaufenden grünen Männchen (kein Scherz!) eine Plastikkarte für 2 Euro Pfand und 10 Euro Startzahlung holen (bleiben noch 8 im Sinn…). Damit kann man dann erst die Stadionwurst oder sein Binding holen, die wiederum mit 3,70 für die Halbe es von den Lebenden nehmen. So war die Karte mit 2 Bier, einmal Fanta und Cola und 1 Wurst schnell die eingezahlten 20 Euro los. Besonders witzig dann, als man nachladen wollte, dass die elektronische Aufladung nicht funktioniert … so ging dann eben der letzte Bar-Fünfer flöten um sich dann nur 1 Meter weiter links selbigen wieder von der Karte abbuchen zu lassen. Moderne Zeiten…
Zum Spiel: Au weia
Wie hart das Los 2. Liga ist, versteht man erst, wenn man die Spiele in voller Länge verfolgt. Ohne jemanden der Protagonisten zu Nahe treten zu wollen, war das gestern aber ziemlich schwere Kost, ohne Blatt vorm Mund würde mancher “grotte” sagen. Ok, war sicher auch Pech, dass man bei famosen 11 Toren in den drei Freitagsbegegnungen ausgerechnet bei der einzigen torlosen Begegnung weilte, aber taktisch wie technisch war das schon sehr bitter mitunter. Mich wundert nun gar nicht mehr, dass auch ‘bessere’ Mannschaften sich in Liga 2 schwer tun, wenn ich mir allein die TuS Koblenz in Halbzeit 1 angesehen habe. Da spielten eigentlich kein nominelles 4-4-2, sondern man müsste es eigentlich als 4-4-2-0 bezeichnen und die Variante mit der Viererkette hinter der Abwehrkette lässt selbst feinstem italienischen Catenaccio als Offensivzauber erscheinen. Dass trotzdem Torchancen entstanden ist dem mitspielenden Personal geschuldet, die der Offensivbemühungen des FSV in der ersten Halbzeit trotzdem Chancen offenbarten. Mit zunehmendem Spiel aber, als man die dargereichten Gastgeschenke nicht annahm und entweder den überwindbaren Torhüter freistehend nicht überwinden konnte oder beste Gelegenheiten nebens Tor semmelte oder den Ball ans Aluminium nagelte, bekam man es wohl entweder mit grassierender Ermüdungserscheinung zu tun oder die Erkenntnis, dass man im Fußball in der Regel für derartiges Chancenauslassen einen rein bekommt, was kurz vor der Pause bei einer Standard sich schon mal andeutete. Die zweite Halbzeit verfolgten wir im Übrigen mit mehrminütiger Verspätung verfolgten, weil das Stadioncatering offenbar von der Halbzeit überrascht wurde und mit dem “Ansturm” der “Massen” nicht rechnete … und ist auch schwierig so ne Semmel mit Wurst und drei Getränken zu verrechnen, wenn man offensichtlich von der Technik a) überfordert ist und b) kaum des Deutschen mächtig … sorry, war so… Jedenfalls war die zweite Halbzeit noch übler, weil nun keiner mehr angreifen wollte oder konnte.
Aufälligtse Spieler waren für mich der Rechtsverteidiger Cha, den man noch als Stürmer von der Eintracht kannte (und das war auch dann das einzige, was mir an ihm auffiel) und der Frankfurter David Ulm mit der Nummer 38, der durch agiles aggressives Spiel auffiel, sich mit zunehmender Spielzeit aber immer mehr fallen ließ und abtauchte.
Ich sag es mal wie ich es denke: Mannschaften wie die TuS und den FSV muss man als Aufstiegskandidat schlagen. Über die Außen extrem anfällig, die Torhüter in der Strafraumbeherrschung wacklig und immer für einen Aussetzer gut, taktisch mitunter schwerfällig (bisweilen verschob der FSV extrem auf die Außen und dann standen die zwei zentralen TuS Mittelfeldspieler eben ohne Aufgaben da so rum… (subjektiver Eindruck, aber ich hab ja auch noch nie 2. Liga gespielt). Mannschaften mit technischer Fähigkeit den Ball laufen lassen zu können, über die Außen zu kommen und dann auch mal eine der gebotenen Chancen und Lücken zu nutzen, sollten diese Gegner durchaus schlagen können.
Kurzum: Ziemlich ernüchternde Angelegenheit aus sportlicher Sicht. Als Event war es nett, konnte man doch sich mal in Ruhe umsehen und unkompliziert an- und abreisen. War sicher nicht mein letztes FSV-Heimspiel und meinem Großen (5), für den es das erste mal war, hat es super gefallen – nur Tore haben ihm doch arg gefehlt, eigentlich egal für wen.
Alexander sei Dank für die sehr eindrucksvolle und auch witzige Schilderung Deines Zweitligaerlebnisses in Frankfurt! Das tut mal ganz gut, Objektives über die Konkurrenz zu studieren, auch wenn einen dabei der Schmerz sticht, dass “unser” Glubb zumindest (und hoffentlich nur!) dieses Jahr dort mitmischen darf. Hat schon was Bitteres, die beschriebene Veranstaltung.
Erinnert mich aber an etwas: Ich kenne diverse Schauspieler, die davon berichten, wie sie – die eigentlich wirklich guten – bei bestimmten Theater- oder Filmproduktionen von den Darbietungen deutlich schwächerer Kolleginnen und Kollegen so runtergezogen werden, dass sie höchstselbst nur noch schlappstes Niveau zuwege bringen und sich anschließend für ihre eigene Leistung in Grund und Boden schämen.
Fußball ist zwar nicht Schauspiel (manchmal aber leider selbst das), doch schwingt hier natürlich auch ein wenig die Befürchtung mit, dass unsere Mannschaft gegen solche taktisch und spielerisch offenbar eher limitierte Truppen das eigene Ausgangslevel nur mit Mühe halten kann. Umso wichtiger scheint mir hier die Psycho-Arbeit zu sein, den Willen, die eigene Dominanz von Anfang an voll durchzuziehen und keine Angst vor der eigenen Courage oder Strategie zu haben, auch wenn nach der ersten Halbzeit noch kein eigener Treffer gefallen ist. So wie Dortmund heute z.B. die Bayern hätte kaltstellen können, wenn sie nicht Schiss vor sich selbst bekommen hätten. Warten wir’s also ab, der Montag ist da sicher noch nicht unbedingt das Paradebeispiel für den Alltag in Liga Zwo, denn der Betze wird wohl brennen, und die Roten Teufel gehören nicht unbedingt zur Zweitligahausmannskost. Ich hoffe nur, dass TvH mit zunehmender Dauer den Laden so in den Griff bekommt, dass die Jungs ihr Spiel durchziehen und nicht beim ersten Gegentreffer schwere Hosen bekommen, wie das wohl gegen Augsburg (hab’s selbst nur in Ausschnitten sehen können) der Fall gewesen sein muss.
@berlinclub … erstmal danke für den Kommentar. Zum Betze: Ich erwarte auch kein einfaches Spiel und die Stimmung soll ja ganz gut sein, aber hast du dir mal deren Kader angesehen? Ich schon. Das ist ja ganz bitter, da wird ja keiner über die 1,2 Mio. Marktwert gehandelt (Marktwert! nicht Transferwert). Ich kenne ja kaum einen einzigen Spieler, nicht mal vom Namen, Ausnahmen Reghecampf und Amedick vielleicht, aber das war’s auch. Bei Lautern ist mehr der Mythos, der lebt, das Spielermaterial dürfte sich im Mittelfeld der 2. Liga wiederfinden.
@ Alexander … Zur Betze-Truppe, Du hast natürlich recht, klangvolle Namen sehen anders aus. Aber das muss ja nicht unbedingt ein Nachteil sein. Der FCK hat unbestritten eine Historie, einen Mythos, eine ganz spezifische Identität und regionale Verortung. Ich glaube, in dem Fall (wo sie sowieso aus der Not – Schulden – eine Tugend machen mussten) könnte es eher von Vorteil sein, auf jüngere, unbekanntere, “günstigere” Spieler setzen zu müssen. Denn die sind noch frei, unbelastet, haben keinen Namen zu verlieren und müssen sich noch beweisen, sich zeigen. Und wenn es gelingt, solchen Spielern den “Geist” eines Traditionsclubs mit all seinen Besonderheiten und auch Chancen als etwas Motivierendes einzubimsen, kann das eine solche Truppe, in der es schätzungsweise kaum Dissonanzen aus Eifersüchteleien oder ähnlichem geben dürfte, zu einer wirklichen Mannschaft zusammenschweißen. Wer zur Pause in Mainz 0:3 hintenliegt und am Ende ein 3:3 erreicht, der muss was auf der Pfanne haben – und wenn es nur die vielzitierte “Moral” ist. Die Einstellung zum Spiel, die Identifizierung mit den anderen Spielern, das Füreinander-Einstehen hat im Fußball schon unzählige Male Mannschaften gewinnen lassen, die in spielerischer, taktischer und individualwertiger Hinsicht sicher unterlegen schienen. Da sind wir mal wieder bei einem meiner Lieblingsthemen: Dem Kopf…
– war auch dort. Ähnlicher Freikarten-Deal und ich habe zwei Youngster begleitet. Die waren von der Atmosphäre sehr irritiert. Das ein Stadion auch mal leer sein kann und man kaum Leute auf den Waldwegen sieht kannten sie noch nicht. Mich hat es an ganz früher erinnert…
Nach dem Spiel der Eintracht gegen Hertha hätte ich mir nicht vorstellen können, dass man noch mehr Fehlpässe in ein Spiel einstreuen kann. Das wurde von den zwei Teams bei weitem übertroffen. Ganz interessant die ganzen Ex-Spieler der Eintracht zu sehen… Sie sind älter und in keinem Fall besser geworden. Highlights für meine beiden Begleiter waren Martin Fenin und Steinhöfer, die ihnen während des Spiels auf Eintrittskarten vom FSV Autogramme gaben… Dann war die bittere Fussballkost auch schon wieder gegessen, hängen geblieben ist nichts.
Achja, auch positiv: Wir waren schnell daheim.