Der Franke mag es gern mal blau

Jedenfalls schätzen viele Franken die Variante Karpfen blau, Forelle blau und auch die heißgeliebten fränkischern Bratwürste gibt es in der Variante “blau”, die nennt man dann blaue Zipfel (und vollkommen überraschend gibt es dazu sogar einen Wikipedia-Eintrag).

Für die Zubereitung wird zunächst ein Sud aus Zwiebeln, Essig, Weißwein und Sauerbratengewürz (Lorbeerblätter, Pfefferkörner, Nelken und Wacholderbeeren) gekocht. Die rohen Bratwürste (meist fränkische Bratwurst oder Nürnberger Rostbratwurst) lässt man in diesem Sud bei schwacher Hitze garziehen. Dabei laufen die Bratwürste leicht bläulich an, was ihren Namen erklärt.

Die Zubereitung “blau” gilt als besonders bekömmlich, was einfach wohl mit damit begründet ist, dass man das Fett weglässt, dass eine Brodwurschd eben wie eine Brodwurschd schmecken lässt, aber auch an der schonenden Garmethode, was gerade bei Fisch vorteilhaft ist. Allerdings ist für viele männliche Franken trotz aller vorhandener Blau-Tradition eine blaue Bratwurst oder ein blauer Karpfen nur was für den Krankenstand oder – noch schlimmer – für Kur oder Diät. Eine Bratwurst ohne Fett ist weder Fisch noch Fleisch – bekömmlich hin oder her – es fehlt der Geschmacksverstärker.

Der Saisonabschluss bei den “Blauen” in München war auch weder Fisch noch Fleisch. Es bewahrte die zarten Aufstiegshoffnungen, über die man aber von Spiel zu Spiel nicht mehr spricht, da “unnötig”, schmeckte aber weder nach Sieg noch nach Niederlage. Die Ansätze im Offensivspiel und in der Spielbeherrschung blieben geschmacklich konserviert, doch auch die unverkennbare Geschmacksnote der bissigen Zwiebel, diese individuellen Aussetzer und Unsicherheiten bei Standards, hohen Bällen und insgesamt, wenn die Mannschaft nach hinten absichern sollte, prägen das finale Geschmackserlebnis im Abgang, der nur bei einem Sieg vollendet ist.

So genug zur Küchen-Prosa. Wir gehen auf Weihnachten und das Jahresende zu, doch statt Winterschlaf steht bei MO viel Arbeit auf dem Zettel. Über das gesamte Jahr im Rückblick wird noch zu schreiben sein, jetzt, so kurz nach dem wirklich letzten Spiel der Vorrunde (FCK gegen Freiburg 2:0) kann man ein tabellarisches Zwischenfazit ziehen. Und das lautet: Der Club darf noch vom Aufstieg träumen, ja sogar sich noch mehr als berechtigte Hoffnungen machen.

Wirklich alle “Top”-Clubs in der Liga waren nicht in der Lage eine konstante Leistung abzurufen. Spitzenreiter Mainz unterstrich das Ganze am Sonntag mit einer Auswärtsniederlage in Oberhausen. So sind von Platz 1 (Mainz) bis 8 (Nürnberg) ganze 6 Punkte Differenz zu verzeichnen. Wahrlich bei der 3-Punkte-Regel kein unmögliches Unterfangen. Entscheidend wird sein, welche drei Clubs sich als erstes mit einem Lauf etwas absetzen können. Da sind 6 Punkte mehr auf der Habenseite sicher ein Pfund, doch bereits am 18. Spieltag wird wieder mindestens einer der derzeit drei Klassenbesten Punkte liegen lassen, denn Mainz muss auf den Betzenberg und auch Freiburg hat in München keine leichte Aufgabe vor sich.

Auf ‘sich selbst zu sehen’ wird daher die alte neue Weisheit der Stunde sein. Im Gegensatz zur Bundesliga, wo mittlerweile die Top-Clubs beachtliche Serien hinlegten, ist in Liga 2 alles drin, wenn man selbst eine kleine Dreier-Serie starten kann. MO wird dazu die Mannschaft trotz der letzten erfolgreichen Stabilisierung im Winter neu justieren. Die Übergangslösung mit Pinola in der Mitte wird anders gelöst werden müssen, zu schwach bei hohen Bällen präsentierte sich gerade die Innenverteidigung. Kluge sollte durch seine herausragende Hinrunde, bei der er als einziger fast durchgehend Leistung und Bereitschaft anbot, gesetzt sein, andere werden sich der Konkurrenz stellen müssen, wie auch Mintal, oder im Winter neue Herausforderungen suchen.

Die Kandidaten sind hinreichend bekannt und leiten sich am einfachsten aus einem Blick auf die Reservebank ab. Ein Charisteas, Engelhardt, Masmanidis oder Breska müssen sich selbst fragen, ob sie den Kampf um die Plätze aufnehmen können und wollen. Und das Angebot für MO wird ja auch noch größer. Wolf wird wenigstens bis Frühjahr wieder eingreifen, Gygax wird nach überstandener Verletzung angreifen und auch Spiranovic und Mitreski sollten bald wieder dabei sein. Dazu kommen (sicher) die Youngster Risse und Reinartz und vielleicht auch Dennis Diekmeier, den der kicker bereits beim Club sieht, was aber so noch nicht bestätigt werden kann. Mit Diekmeier käme die dritte U19-Hoffnung, was sicher auch mit der Zeit MOs als Jugendtrainer beim DFB zusammen hängt.

Der zwischenzeitliche Kapitän der U20, Dennis Diekmeier, erhielt die goldene Fritz-Walter-Medaille für den „Besten Nachwuchsspieler des Jahres“ und umso mehr würde es wundern, ließe Werder so ein Talent ziehen. So ranken sich wüste Gerüchte von einer Werder-Vertragsverlängerung mit direkter Leihe zum Club bis hin zu einem ablösefreien Wechsel des 2009 auflaufenden Vertrages und vorangehender Leihe bis Saisonende. In den Foren wird dabei wild spekuliert, gerade auch weil man ins Kalkül zieht, dass der sehr selbstbewusste (manche sagen: arrogante) Diekmeier Klaus Allofs eine Absage einer Vertragsverlängerung erteilt haben könnte, da ihm Werder II zu wenig ist. Käme Diekmeier, wäre er also wohl einer mit Anspruch auf einen Platz in der Mannschaft, vornehmlich als Rechtsverteidiger. Das wäre für Reinhardt und auch den auf der Position häufiger diese Saison überzeugenden Judt eine echte Herausforderung.

Ein Gedanke zu „Der Franke mag es gern mal blau

  • 18.12.2008 um 14:42 Uhr
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    Für den Club ist alles drin. Der Aufstieg ist durch die letzten Wochen wieder greifbar geworden. Die anderen Mannschaften kochen auch nur mit Wasser und einige nehmen sogar den Topf vorher vom Herd.

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