Aufstiegssekt muss warten bis Sonntag
Alfred klemmte sich die Blend 29, die ich ihm gerade gegeben hatte, hinters Ohr und sagte: “Naa, soo bleed is nedd amoll da Glubb, dassa si des nuch nehma lässd. Soo bleed is nedd amoll da Glubb, und wenna des daadsächli im Riggschbill nuch vagaichd, dann brauchda goor nimma waida machng, dann konna, naa, dann mussa aufheern, wall dann gehd doo soowiesoo ka Mensch mehr hii, dann hodda sigs auf imma und eewich mid saine Fäns vaschärdsd.”
Ich nahm einen Schluck aus dem Pilsglas und zog den alten Club-Schal gerade, den ich nach dem Spiel aus dem Schrank geholt und mir umgehängt habe (bei besonderen Anlässen tue ich das), und Hannes sagte: “Da geht jetzt nichts mehr schief. Da kann nichts mehr schief gehen. Selbst der belschanski…”
“belschanov heißt der”, rief der Wirt über den Tresen.
“…ist jetzt vom Aufstieg überzeugt. Der hat sich vor dem Spiel schon so zuversichtlich geäußert. Er habe ein seltsames gutes Gefühl, hat er vor dem Spiel geschrieben. Der war sogar optimistischer als ich. Komisch, was? Ich war mir heute überhaupt nicht sicher.”
“Ich war heute auch ziemlich zuversichtlich”, sagte ich. “Warum, kann ich nicht sagen. Ist eigentlich gar nicht meine Art. Seltsames gutes Gefühl, das trifft’s ganz gut. Dass es gleich ein dreinull wird, habe ich natürlich nicht gedacht.”
“Nee nee. Da brennt jetzt nichts mehr an. Sogar ein paar Fans von Eintracht Frankfurt haben auf der FCN-Fanseite schon gratuliert. Ein gewisser Kid Klapperstrass…”
“Klappergass”, sagte ich, “Kid Klappergass.”
“…und noch einer, der sich wie ein ehemaliger Eintracht-Spieler nennt, der auch einmal beim HSV gespielt hat…”
“HeinzGründel“, sagte ich.
“…die haben sich richtig gefreut, dass der Club in der nächsten Saison wieder in der Bundesliga spielt. Da kann man mal sehen, was für einen Stellenwert der 1. FC Nürnberg im deutschen Fußball hat.”
“Keine Frage, der Club gehört in die Bundeliga”, sagte Thorsten, “ich hab’s ja vor ein paar Wochen schon gesagt: der VFL und der Club können sich nur noch selber im Weg im stehen. Jetzt ist der VfL deutscher Meister und der Club mit mehr als eineinhalb Beinen zurück in der Bundesliga.”
Thorsten setzte seine VfL-Wolfsburg-Kappe ab und strich sich mit den Händen durch die Haare, die so platt gedrückt waren, dass man glauben konnte, er hätte die Kappe seit letztem Samstag, 15 Uhr 30, nicht mehr vom Kopf genommen.
Die Mütze lag jetzt auf dem Tresen neben Thorstens Bierglas. Eine seltsame VfL-Wolfsburg-Mütze. Nicht grünweiß, sondern schwarz mit braunem Vereinswappen über einem Schirm aus braunem Wildleder (klick).
Ich nahm die Kappe und setzte sie mir auf und Thorsten sagte: “Nee nee, Sportsfreund, so geht das nicht. VfL-Mütze und Club-Schal, wie sieht’n das aus? Entweder du legst die Mütze wieder hin, oder du gibst mir deinen Schal.”
Ich gab Thorsten den Schal und der hängte ihn sich um und der Wirt fragte: “Darf ich den Herren den Aufstiegssekt servieren? Ich hab’ schon mal eine Flasche kalt gestellt.”
Hannes, Thorsten und ich schauten unentschlossen in die Runde und Alfred sagte: “Des deedi nedd machng, des bringd Ungligg, doo deedi nuch bis Sundooch Oomd waddn, sunsd wern woomeegli nuch beese Gaisda gweggd.”
“Aufstiegssekt muss warten bis Sonntag”, sagte ich zum Wirt, “schenk’ mir lieber noch ein Pils ein”, und aus den Boxen klang die Stimme von Marius Müller-Westernhagen:
…ich bin wieder hier
in meinem Revier
war nie wirklich weg
hab’ mich nur versteckt…
“Genau so isses”, sagte ich, “ich bin wieder hier, in meinem Revier. Wenn’s nicht mit allen Teufeln der Hölle zugeht, ist am Sonntag Abend endlich wieder Schluss mit dem falschen Leben“, und Hannes sagte: “Am Sonntag Abend sind wir wieder zu Hause, da wo wir hingehören. Und das fühlt sich richtig gut an.”
“Genau so isses”, sagte ich, “genau so isses.”
…war nie wirklich weg
hab’ mich nur versteckt
und eines ist sicher
i c h g e h’ n i e w i e d e r w e g …
“Wieder hier.”
Und gekommen, um zu bleiben. Das hört sich gut an. Sagt der Kerl äh Kid aus der Klappergass. Denn ich sehe es wie Thorsten: “Keine Frage, der Club gehört in die Bundeliga.”
Wir sehen uns hoffentlich im Museum, belschanov. Und bei zwei Spielen der nächsten Saison. Daran können auch “alle Teufel der Hölle” nichts mehr ändern, behaupte ich.
Aber auch ich würde mich erst an das Verteilen des Bärenfells machen, wenn der Bär nicht mehr zuckt. 🙂
Gruß vom Kid
gott…lieb ich die blend 29 `gschichden`…jep…das wird a scheenea aufgalopp am sonntag..marek macht zwei tore..sollte der boyake ihn irgendwann mal sehen, wenn er zehn meter, wesentlich besser postiert wartet, mal den ball gespielt zu bekommen…aber ich hab mich trotz des 0:3 gefragt was wir bei der spielkultur eigentlich in der ersten liga verloren haben…weil erst als der gute marek mal den ball ordentlich gespielt bekam…haben wir einen von den gefühlten 30 kontern erfolgreich abgeschlossen..
anyway…ich hätte gern karten…aber berlin ist weit und die ard nah…
gruß aus der hauptstadt und gott wird das groß den drecks `van gaal` aus stadion zu schießen und danach den scholl drüber reden zu hören…
und dem magath drei einzuschenken und dem marek seinen letzten jahre zu vergolden…
jep…belschanov..ich warte auf die nächste blend 29 geschichte und mich wie drüber freuen…
gruß aus berlin…
@Kid:
Klar sehen wir uns im Museum. Im Juli oder August, wie abgesprochen.
Wir sind ja dann wieder “Klassenkameraden” (falls nicht doch noch die Teufel…).
@maggi:
Freut mich, dass dir meine Geschichten gefallen.
Und – ja, wäre ne tolle Sache, wenn unsere Jungs in der nächsten Saison den van Gaal (den Vornamen “Drecks” sollte man weglassen, wir sind doch faire Sportsmänner!) aus dem Stadion schießen würden…
Tja, was soll ich noch sagen, der Club steht mit mehr als einem Bein in der 1. Liga und “mein” VFL ist Deutscher Meister. Hätte ich vor Saisonstart wohl auch nicht geglaubt…
Liebe Grüsse, Jessie (aka Thorsten)
PS Klar drücke ich heute ab 15.30h dem FCN die Daumen!
PPS Die o.g. Mütze ist eigentlich beige mit braunem Aufdruck und Wildlederschirm. Subtil halt.
Hol den Sekt aus dem Kühlschrank belschanov! 🙂
Sekt gibt’s heute Abend in der Kneipe – kombinierte Club-Aufstiegs- und Wolfsburg-Meisterschaftsfeier.
Würde gern noch ein Tor von unseren Jungs sehen…
Sekt? Schampus, belschanov. Wenn man so souverän die Relegation meistert, sollte das einen besonderen Tropfen wert sein. 🙂
Gruß vom Kid
“Dann saufen wir Schampus, bis wir verrecken, und wer das nich geil findt, der kann uns mal – lecken…” (Marius Müller-Westernhagen)
Aber eigentlich bin ich ja kein Sekttrinker. Ich halt’s eher mit einem gepflegten Pils, was dir als Hessen möglicherweise etwas zu profan ist.
In Frankfurt hält man’s ja wohl eher mit einem edlen Wein?
Ich stamme aus der Klappergass’, belschanov, die liegt in Frankfurt-Sachsenhausen, und da gibt’s keinen edlen Wein, sondern “Ebbelwoi”. 🙂
Von mir aus auch gerne zu Marius’ “Geiler is’ schon”.
Glückwunsch!
Willkommen zurück in der ersten Liga!
Gruß vom Kid