3 Punkte und die Frage, ob Jogi mit Turban traf

Heilfroh, aber nicht zufrieden. So in etwa würde ich meinen Gemütszustand nach dem 1:0-Heimsieg gegen Borussia Mönchengladbach umschreiben.

Heilfroh

weil der Club endlich einen Dreier verbuchen konnte und erst mal weg ist von einem Abstiegsplatz. Abstiegsplatz, das kann ich nicht leiden, gar nicht leiden kann ich das, da stimmt – auch wenn die Saison noch so jung ist wie jetzt – bei mir die Balance nicht, da kommt mir die Welt so vor, als würde ich nicht richtig dazugehören, und dieses blöde Gefühl bin ich jetzt los, zumindest bis zum nächsten Wochenende.

Nicht zufrieden

weil die einzige Möglichkeit, der Leistung unserer Mannschaft etwas Postitives abzugewinnen, darin besteht, zu sagen:

Es ist eine Leistung, mit einer solchen Leistung zu gewinnen.

Das hat der ehemalige Club-Trainer Rainer Zobel einmal nach einem Sieg des FCN gesagt. Ich weiß nicht mehr, nach welchem Spiel er das sagte, aber es muss ein Spiel gewesen sein, das seine Mannschaft nicht aus eigener Kraft gewann, sondern deshalb, weil der Gegner zu schwach war, die Partie für sich zu entscheiden.

Dass der Club gegen Gladbach kein Tor kassierte, ist in erster Linie das Verdienst von Schlussmann und (Ersatz-)Kapitän Raffael Schäfer, der sein ganzes Können bewies, als es in den letzten Spielminuten im Strafraum des FCN drunter und drüber ging, und das Verdienst des Schiedsrichters, der Diekmeiers Foul an Matmour nicht mit dem fälligen Elfmeter bestrafte.

Sicherlich ist auch zu konstatieren, dass der Deckungsverband, in dem der überraschend als Linksverteidiger aufgestellte Juri Judt seinen Dienst recht ordentlich versah, insgesamt ganz gut stand. Allerdings würde ich dieses Fazit nicht ziehen, wenn in der ersten Halbzeit Colauttis Kopfball im Tor gelandet wäre und kurz nach dem Wiederanpfiff der im Nürnberger Strafraum freigespielte Bobadillo nicht knapp am Ziel verbeigeschossen hätte – eine Szene, bei der die Innenverteidiger des Clubs neben sich und nicht nah genug an den Gegenspielern standen.

Anders als beim Auswärtsspiel in Stuttgart war das, was man “Spieleröffnung” nennt, erschreckend schwach. Besonders in der zweiten Halbzeit, als die Borussen den Club am eigenen Strafraum einschnürten, gab es kaum Entlastung, weil die sich bietenden Kontergelegenheiten ein ums andere Mal durch Fehlzündungen in an sich leicht zu lösenden Spielsituationen im Keim erstickt wurden. Da vertändelte Pinola an der 16-Meter-Linie den Ball, da legten Maroh und Nordtveit trotz bester Anspielmöglichkeiten dem Gegner das Spielgerät vor die Füße. Man kann nur von Glück reden, dass der Gegner nicht imstande war, diese Fahrlässigkeiten zu bestrafen, doch dieses Glück wird der Club in dieser Saison nicht allzu oft haben.

Abgesehen von Kluges Treffer zum 1:0, das über die Stationen Mintal und Eigler mustergültig herausgespielt wurde, kam der Club nur zu zwei klaren Torchancen. In der 86. Minute, als Charisteas frei vor dem Gladbacher Torwart Choupo-Motings Maßflanke in grotesker Weise verstolperte, und zwei Minuten später, als Charisteas’ Schussversuch aus 16 Metern – wohl unabsichtlich – zum Anschlag auf die letzten versprengten Besucher des Stadionsbades geriet.

Ich verlange ja nicht, dass der FCN ein Heimspiel gegen Gladbach locker, leicht und lässig mit 3:0 gewinnt wie in der Saison 1987/88, als die Stürmer des Clubs Jörn Andersen und Dieter Eckstein hießen (klick). Ich appelliere aber an die Mannschaft, dass sie, wenn sie das nächste Mal mit einem Tor vorne liegend in den Schlussminuten zu hochkarätigen Chancen kommt, eine dieser Chancen nutzt und den Fan wenigstens in den Genuss einer stressfreien Nachspielzeit kommen lässt. Ganz so, wie es – und damit bin ich bei der Frage,

ob Jogi mit Turban traf,

angelangt – beim Heimspiel des Clubs gegen Mönchengladbach in der Saison 1986/87 der Fall war.

Eigentlich wollte ich ja zur Einstimmung auf die Partie, die unsere Mannschaft am letzten Samstag mit 1:0 gewonnen hat, einen Artikel posten, in dem jenes Spiel aus der Saison 1986/87 eine zentrale Rolle einnimmt. Ich hatte bereits Folgendes geschrieben:

Von der Saison 1978/79 – das ist das Spieljahr, seit dem ich Clubfan bin – bis heute hat der 1. FC Nürnberg in der Bundesliga zwanzig  Heimspiele gegen Borussia Mönchengladbach ausgetragen. Davon hat der Club zwölf gewonnen und fünf verloren, drei Spiele endeten unentschieden (klick).

An die meisten dieser Spiele kann ich mich noch irgendwie erinnern, in erster Linie natürlich an die, die gewonnen wurden. Besonders oft und gerne denke ich an den 2:0-Sieg im Dezember 1986, und dass mir gerade dieses Spiel so stark im Gedächtnis haftet, hat wohl damit zu tun, dass ich es insgeheim als Wiedergutmachung für die Niederlage gegen Bayern München im Pokalfinale 1982 empfinde.

In diesem Spiel, das ich zusammen mit meinem Vater auf Block 9 des alten unüberdachten Stadions bei hartnäckigem Schneeregen verfolgte, ging der FCN kurz nach der Pause durch ein Tor von Andersen mit 1:0 in Führung. Angetrieben von dem langmähnig-ziegenbärtigen Ewald Lienen drückten die Gladbacher in der Folge auf den Ausgleich, der aber nicht fiel. Stattdessen fiel etwa fünf Minuten vor dem Schlusspfiff das erlösende 2:0 für den Club, Torschütze Dieter (“Jogi”) Lieberwirth (klick).

Was das mit dem Pokalfinale 1982 zu tun hat?

Nicht viel, vielleicht sogar gar nichts. Abgesehen von der Tatsache, dass Dieter Hoeneß einen Kopfverband trug, als er dieses Finale mit seinem Treffer zum 4:2 – einem Kopfballtor – zugunsten der Bayern entschied (klick und klick), und Jogi Lieberwirths Haupt ebenfalls von einem Turban geziert wurde, als er gegen Gladbach das 2:0 erzielte.

An diesem Punkt habe ich den Artikel abgebrochen, da ich in einem im Internet veröffentlichten Lieberwirth-Porträt auf ein Bild stieß, das Jogi mit Turban zeigt und mit folgendem Untertext versehen ist (klick):

Dieter Lieberwirth nach einem Kopfballduell mit dem Kölner Dieter Prestin in der Saison 1985/86.

Ich hatte mich offenbar getäuscht. Jogi trug nicht Turban, als er im Dezember 1986 gegen Gladbach traf, sondern im April des gleichen Jahres im Heimspiel gegen den 1. FC Köln (klick) – ein Spiel, das ich übrigens ebenfalls auf Block 9 und ebenfalls zusammen mit meinem Vater live im Stadion erlebt habe.

Tja, Freunde, da scheine ich einer Fehlzündung in den Synapsen meines Gedächtnisses erlegen zu sein. Aber so isses: “Die Erinnerung ist das einzige Paradies, aus dem man nicht vertrieben werden kann” (Jean Paul), sie ist aber auch trügerisch (und vielleicht gerade deshalb ein Paradies).

Oder habe ich mich vielleicht doch nicht getäuscht? Vielleicht spielte Jogi ja in beiden Spielen mit Turban. Vielleicht traf Jogi ja doch mit Turban gegen Gladbach. Vielleicht wurde Gladbach im Dezember 1986 ja doch das Opfer der späten Rache für das Turban-Tor, das am 1. Mai 1982 die Niederlage des Clubs im Pokalendspiel besiegelte.

Weiß da jemand von euch Genaueres drüber? Kann mir jemand von euch auf die Sprünge helfen?

Und – ganz wichtig: Traf Jogi am 6. Dezember 1986 per pedes oder per Kopf?

11 Gedanken zu „3 Punkte und die Frage, ob Jogi mit Turban traf

  • 15.09.2009 um 09:50 Uhr
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    Hallo Belschanov,
    Da Du ja eh’ schon auf glubberer.de verweist, hättest Du ein wenig gründlicher suchen können:
    http://www.cluberer69.de/Spielberichte/1986_87/1986_87 17.html
    Es war (laut glubberer.de) das 1. Kopfballtor von Yogi in seiner Profilaufbahn. Von Turban steht da kein Wort, ich denke mal, er hätte es erwähnt (leider fehlt ein Bild).
    Aber diese “Synapsenfehlzündungen” kenne ich auch, da ist in der Regel der Wunsch Vater des Gedankens.

  • 15.09.2009 um 09:55 Uhr
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    Nachtrag:
    Jetzt fällt es mir erst auf: Das ist tatsächlich ein Leerzeichen in der Webadresse! Ich wusste gar nicht, dass sowas geht. Unbedingt dranhängen!
    Sehr lustig übrigens auch das “?” hinter “Trainer:” bei Gladbach!

  • 15.09.2009 um 10:13 Uhr
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    Ich muss mich immer wieder wundern, was Du für ein tolles Gedächtnis hast, was den Club betrifft. Obwohl ich auch mit Leib und Seele seit Ende der Fünfziger dabei bin, ist mir nicht annähernd so viel, so plastisch im Gedächntis wie Dir. (Dafür kannst DU mich widerum alles über Popmusik der 50er und 60er Jahre fragen) Da klappts dann auch mit meinem Gedächtnis 😉
    Schade!

  • 15.09.2009 um 10:53 Uhr
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    Ah ok, “awaiting moderation”, nur dann hätte es den 2. auch nicht gebraucht. Jetzt ist der 3. überflüssig und der hier sowieso. Aber wenn ich schon nochmal hier spamme, kann ich auch gleich noch einen Fehler korrigieren (noch nicht ganz wach gewesen): Der Spielbericht war bei cluber69 und nicht bei glubberer, also ziehe ich den Vorwurf natürlich zurück, belschanov.

    • 15.09.2009 um 11:25 Uhr
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      Ja, sorry für die Umstände, Claus, aber aus Spam-Schutzgründen gehen alle Kommentare mit Links erstmal in die Moderation – und nicht immer (wenn auch oft) bin ich direkt am Rechner zur Freigabe. Bitte da um Verständnis. Gruß

  • 15.09.2009 um 11:32 Uhr
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    An den Turban kann ich mich auch noch dunkel erinnern, aber lautete sein Spitzname nicht “Jogi”, weil er angeblich so gerne Joghurt aß?

  • 15.09.2009 um 12:45 Uhr
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    Ja, Freunde, statt “Yogi” muss man wohl “Jogi” schreiben. Man schreibt ja auch nicht “Yoghurt”, sondern “Joghurt”, wobei nach neuer Regelung auch “Jogurt” erlaubt ist.

    Danke für den Hinweis. Werde die falsche Schreibung im Artikel korrigieren. Das bin ich Yogi, äh Jogi schuldig.

  • 15.09.2009 um 13:02 Uhr
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    @Claus,

    danke für die Info. Ich hatte auch ein Kopfballtor in Erinnerung, aber mich nicht getraut, das zu behaupten. Dass dieses Tor Jogis erstes Kopfballtor gewesen sein soll, wusste ich allerdings noch nicht.

    Leider kann ich den Spielbericht nicht aufrufen.

  • 15.09.2009 um 13:26 Uhr
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    @Alexander: Kein Grund sich zu entschuldigen, ich war ja auch ein wenig ungeduldig. Wenn ich gewusst hätte, wem ich Bescheid geben muss, hätte ich 2 Postings wieder zurückgezogen.
    @belschanov: Kann es sein, dass nicht jeder Browser ein Leerzeichen in der Adresse verarbeiten kann? Du musst die ” 17.html” noch dranhängen. Ansonsten versuch es mal von hier:
    http://www.cluberer69.de/PlatzierungenundSpieleab1980.htm
    oder von ganz oben. Die Seite ist für Geschichts- und Statistikfreunde sowieso eine Empfehlung.

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