Zurück zur Neuen Sachlichkeit
In der Literatur bezeichnet die Neue Sachlichkeit eine nüchterne und realistische Abkehr vom Pathos des Expressionismus, gleiches gilt im Wesentlichen für die Architektur, Kunst oder Fotografie der 20er Jahre. Allen gemein: »Sie zeichnet sich durch ein hohes Maß an Nüchternheit […] gegenüber seinem Sujet aus.«
Willkommen bei der Neuen Sachlichkeit im Fußball des 21. Jahrhunderts, wir sind beim Club und der Pathos des letzten Jahrhunderts ist ebensolange zurück wie der kurzzeitig aufkommende Neue Pathos unter Hans Meyer vor nur zwei Jahren. Es war vielleicht ein Reflex vergangener Tage, die Realität sieht aber wohl so aus, wie sie Hans Böller in seinem lesenswerten Artikel “«Stark bleiben« in schweren Zeiten” beschreibt:
Es ist im Grunde ja ein wenig grotesk. Seit vier Jahrzehnten tut der 1.FC Nürnberg im wesentlichen nichts anderes, als auf- und abzusteigen. Trotzdem löst ein konkreter Abstiegskampf zuverlässig dieselben Reaktionen aus: In diesem Jahrzehnt wurden die Trainer Klaus Augenthaler, Wolfgang Wolf und Hans Meyer, die zuvor durchaus hoffnungsvolle Perspektiven aufgezeigt hatten, beurlaubt, als die Abstiegsgefahr mehr (Augenthaler 2003) oder noch etwas weniger greifbar war (Wolf 2005, Meyer 2008).
Man weiß, dass diese Abstiegsgefahr zum treuen Begleiter des Clubs geworden ist, mag das aber eigentlich nicht akzeptieren, weil die Erstklassigkeit schon ob der stolzen Tradition trotzdem immer der Anspruch ist. Als Antrieb ist das nicht verkehrt, und sehr weit entfernt ist man davon auch gar nicht: Der Club kam immer zurück und gehört zur erweiterten Besetzung der Eliteklasse: bloß ohne Garantie, auch immer dabeizusein.
Ein logischer Erstligist war und ist der 1.FCN nicht
Auch über diese Position, die in Mainz oder Freiburg glücklich macht, herrscht in Nürnberg immerhin ein gewisses Einverständnis. Jene Trainer-Entlassungen, die Reaktionen auf ein drohendes Verpassen dieses Minimalziels waren, waren unumstritten: Friedel Rausch (2000) hatte in der Zweitklassigkeit keine Ideen mehr, Thomas von Heesen (2008) konnte seine nicht vermitteln.
Zuletzt gelang es, in prekärer Situation, dem Trainer Oenning, einem strauchelnden Verein Perspektiven aufzuzeigen. Oennings Aufstiegs-Elf stand für genau diesen Anspruch: für einen neuen Versuch (mit wie immer ungewissem Ausgang). Ein logischer Erstligist war und ist dieser 1.FCN nicht. Und darüber steht jetzt die Frage: gar nicht? Oder noch nicht?
Wie sehr die Realität uns einholt, zeigte das Finanzergebnis der gestern abgehaltenen Mitgliederversammlung (Quelle: FTD):
Die Aufwendungen konnte der Verein gegenüber 2007/2008 um 16,6 auf 42,7 Millionen Euro drücken; im Etat für den Profi-Bereich (der 17,8 Millionen betrug) sparte man acht Millionen ein. Die Einnahmen sanken mit dem Abstieg aber drastisch; 23,8 Millionen Euro betrug das Minus aus Fernseh-, Spiel- und Marketingeinnahmen – allein die Gelder aus dem Fernsehvertrag sanken von 24,3 auf 8,4 Millionen. «Für uns ist es ganz schön dick gekommen in den letzten zwölf Monaten», räumte der bestätigte FCN-Boss Franz Schäfer ein.
Schluss also mit aller Fußball-Romantik. Der Wunsch, den Betriebsunfall mit Integrationsfiguren und Leistungsträgern wie Schäfer, Wolf, Pinola, Kluge und Mintal schnell zu reparieren, präsentierte sich auf der Abschlussrechnung der 2. Liga-Saison als böses Erwachen. Statt der gerade erst wieder erlangten Schulden- und damit Handlungsfreiheit, steht der Club nun wieder mit dickem Minus in der Kreide: 5,8 Millionen stehen da zu Buche – mehr als ein Pappenstiel.
Kein Zweifel also mehr für alle Kritiker der Einkaufspolitik: Die nicht gekommenen, aber geforderten Neuzugänge blieben nicht deshalb fern, weil man sich nicht entscheiden konnte oder wollte (Stichwort: Jugendwahn), es fehlte schlicht das nötige Kleingeld, wie auch Bader konstatierte:
«Mal richtig Geld in die Hand nehmen, mindestens ein bis zwei Millionen», skizzierte Martin Bader die Erwartungshaltung im Umfeld. «Realistisch bleiben», gab der Sportdirektor zurück – auch mit Blick auf die Transfers der Junioren-Nationalspieler Dennis Diekmeier und Marcel Risse bereits im vergangenen Winter.
Nun darf an der Stelle doch noch kritisch hinterfragt werden, was gestern in der Mitgliederversammlung wohl unterblieb nach dem Vernehmen, warum dieser Weg nicht als Weg der Hasardeure eingestuft wurde. Mag man seitens Woy wie Bader noch so oft betonen, dass die Entscheidung des Weges mit Leistungsträgern, die für 2. Liga-Verhältnisse vielleicht eine Nummer zu groß waren, in der Vereinsführung gemeinsam und einstimmig getroffen wurde, doch klärt dies doch nicht zur Gänze, ob dieser Weg hochriskant war. Wenn allein das Erreichen des Ziels (Wiederaufstieg) zu einer doch so drastischen Finanzlage führte, was wäre erst im Falle eines Scheiterns gewesen, was in Anbetracht des Saisonverlaufs ja nun wirklich nicht unmöglich erschien. Wie hätte man mit rund 6 Mio. Verbindlichkeiten einen Neuaufbau stemmen sollen? Oder wäre dann nicht der Club (wieder einmal) auf Jahre ein Pflegefall?
Das Problem aber wohl: Sieht man sich in seinem laienhaften Verständnis der wirtschaftlichen Zusammenhänge einmal um, so erscheint die moderne Wirtschaftspraxis, die unlängst ja zu einem der größten Kapitalvernichtungen der modernen Gesellschaft führte, auch im Sport längst Einzug gehalten haben: Man zockt auf hohem Niveau. – Vielleicht muss man das zwischenzeitlich, um mit den anderen wenigstens annähernd mithalten zu können, am Ende trifft es aber im Fall des Verlusts meist die, die dann nicht die Sachen packen können und woanders anheuern: Die Fans und Mitglieder.
Es liegt mir fern die Kompetenzen von Woy und Bader an dieser Stelle in Frage zu stellen, dazu fehlt der tiefere Einblick, das fachliche Verständnis und auch die Zeit einer ordentlichen Recherche. Allein auf Basis der gestern veröffentlichten Zahlen und Fakten aber darf man feststellen, wie wichtig der Aufstieg war und wie wichtig ein Verbleib in der Bundesliga wäre. Und: Wie wenig Handlungsspielraum die Protagonisten aktuell haben.
Was zum zweiten Teil der Neuen Sachlichkeit beim Club führt.
Gestern im internen Clubfans United-Gespräch zwischen Stefan und mir wurde uns klar, dass die aktuelle Diskussion um Oenning wenig zielführend ist, je länger sie geht. Längst haben sich beide Lager verschanzt und eingegraben, die MO-Kritiker wie die MO-Verteidiger. Auch wenn es bisweilen mehr als kurzweilig, ja sogar absolut charmant formuliert ist, stehen unter dem Strich nur noch das Polemisieren und Retournieren der gebrachten Argumente. Dabei wäre eine Ursachenforschung dringen nötiger denn je, denn ganz offenbar ist ein Verbleib in Liga 1 existenziell. Ausgeschlossen dabei sollte der Wunsch nach neuem Spielermaterial sein, der uns “sofort weiterhelfen” könne, dafür fehlen schlicht die Mittel und noch weitere Wagnisse einzugehen sollte keiner ernsthaft in Erwägung ziehen. Ja selbst die Demission eines Trainers sollte man sich vor dem Gesichtspunkt in Anbetracht der damit verbundenen Abfindungen etc. pp. auch gut überlegen – doch das nur am Rande.
Der hier oft vorgeschlagene Weg des Vertrauens und der Rückendeckung bekommt vor der ganzen Situation eine nochmal größere Bedeutung: Wenn man nicht mehr Möglichkeiten hat, muss man das maximale aus den vorhandenen machen. Und der Beitrag der Fans kann da nur sein, auch wenn es manchem nicht schmecken mag, das eigene Personal stark zu machen (oder zu reden), damit es zum Wohle des Vereins doch noch was wird mit dem Saisonziel: Nicht-Abstieg.
Michael Oenning gestern an die Mitglieder gewandt (via FCN.de):
Trainer Michael Oenning wandte sich in einer emotionalen Rede an die Mitglieder und bat um Geduld für seine Jungs. Oenning warb noch einmal für den eingeschlagenen Weg, weiterhin verstärkt jungen Spielern das Vertrauen zu schenken.
Dass diese Marschroute nicht nur ein Erste-Hilfe-Konzept für die aktuelle Lage ist, stellt Michael Oenning im Interview mit der FTD “Wir hatten lange genug Spektakel” vom 12.10. dar:
- Oenning Letzte Saison standen wir jedes Spiel unter Erfolgsdruck. Durch den Aufstieg sind wir in die komfortable Situation gekommen, dass wir nicht immer gewinnen müssen und jedes Spiel einzeln bewerten können. Durch den Sieg im letzten Heimspiel haben wir jetzt sogar ein bisschen Ruhe.
- FTD Das Beste an drei Punkten ist, dass man die Luft bekommt, mittelfristige Ziele weiter zu verfolgen?
- Oenning Ganz genau. Als Aufsteiger weiß man natürlich, dass man von 34 Spielen 17 oder 18 nicht gewinnen wird. Es wäre eine tolle Sache, wenn wir noch ein paar Punkte sammeln könnten. So hätten wir die Chance, weiter an unseren Offensivqualitäten zu arbeiten. Im Moment konzentrieren wir uns noch sehr darauf, das Spiel des Gegners zu hemmen, uns nach ihm zu richten.
- […]
- FTD Das davon ausgeht, dass die beste Nachwuchsförderung die ist, den Nachwuchs auch regelmäßig spielen zu lassen?
- Oenning Richtig. Wenn wir den Klassenerhalt mit dieser jungen Mannschaft schaffen, ist sie erfahrener und besser geworden. Dann wird die nächste Saison für uns leichter werden. Außerdem tun wir auch dem deutschen Fußball gut, wenn wir unsere Leute ausbilden und nicht die der anderen. Der Trend in der Liga geht derzeit auch in die Richtung, das freut mich.
- FTD Das Bekenntnis zum eigenen Nachwuchs hört man in der Branche immer wieder. Doch meist wird es nur in der allergrößten Not konsequent umgesetzt – wenn das Geld für Stars fehlt.
- Oenning Ich will schon beweisen, dass man mit einem konsequenten Nachwuchskonzept Erfolg haben kann. Dieser Nachweis ist ja nie geführt worden. Stattdessen wollten viele Trainer ihren persönlichen Erfolg absichern, damit sie lange im Geschäft bleiben. Da schien es manchem zu riskant, den Jungen auch mal ein schlechtes Spiel zuzugestehen.
- FTD Würden Sie das denn auch machen, wenn Sie Trainer eines Meisterschaftsaspiranten wären?
- Oenning Der FC Arsenal macht das so, Barcelona macht das so – da bin ich in guter Gesellschaft. Association Jeunesse Auxerre macht das sogar so konsequent, dass es im Vereinsnamen steht: Jugendverein Auxerre.
- FTD Der französische Erstligaverein, der mit Guy Roux über 30 Jahre den gleichen Trainer hatte.
- Oenning Genau. Das nenne ich Kontinuität. Und das ist etwas, womit der SC Freiburg und Werder Bremen auch gut gefahren sind. Kontinuität ist natürlich langweilig, wenn woanders ständig was los ist, weil der Trainer rausfliegt. Da wird was geboten, da ist Spektakel! Ich aber glaube, dass wir in Nürnberg lange genug Spektakel hatten. Deshalb ist es für uns wichtig, dass am Ende der Klassenerhalt steht. Sonst kommt der Nächste, und der macht es wieder ganz anders.
Trotz allem Frust und persönlicher Unzufriedenheit: Gemeinsam sollten wir Fans uns dieses Konzepts verschreiben, einfach weil wir gar keine andere Möglichkeiten mehr haben, aber auch weil der eingeschlagene Weg ein guter Weg ist. Das bedeutet aber, dass man sich vergegenwärtigen muss, dass diese Saison noch viele bittere Pillen haben wird, vielleicht die nächste schon gegen die Hertha, man aber das Ziel nicht aus dem Auge verlieren sollte: Es geht einzig darum am Ende nach 34 Spieltagen zwei, besser noch drei Mannschaften hinter sich zu haben.
Die Neue Sachlichkeit soll dabei kritsieren dürfen, natürlich – und auch den Trainer und auch das Konzept. Aber konstruktiv und situationsangemessen und realitätsbewusst. Der monotone Rückgriff auf Versäumnisse der Vergangenheit hilft dabei ebensowenig weiter wie der Wunsch nach einer schnell besseren Gegenwart und Zukunft bspw. durch weitere Neuverpflichtungen, die es schlicht nicht geben wird/geben kann.
Sachlicher zu werden ist für einen emotionalen Sport und emotionale Fans gar nicht so einfach, Niederlagen en bloc hinzunehmen erst Recht nicht. Aber es hilft ja nicht weiter draufzuhauen – und auch nicht eine Festung um MO aufzubauen. Eine weitere Heiligsprechung nach Hans Meyer ist auch gar nicht geplant.
Aber trotz aller Sachlichkeit die Bitte an die Mannschaft: Zeigt es uns wenigstens auf dem Platz. Zeigt uns, durch euren Einsatz, eure Laufbereitschaft, eure Emotion, euren unbedingten Willen es allen zu zeigen, dass der Weg auch euer Weg ist.
Lippenbekenntnisse gab es schon genug und wenn Mintal im Mittagschat auf unsere Frage selbst einräumt, dass hier noch Luft nach oben ist, sollte man als aller erstes daran arbeiten.
Clubfans United (Alexander) Viele kritisieren, ihr seid zu brav und es fehlt der Kampf – wie seht ihr das?
Marek Mintal Da hast Du schon ein bisschen Recht. Wir arbeiten jetzt daran!
Das würde viele Wogen von selbst glätten und macht es dem Fan viel leichter, sich auch in schweren Zeiten zu identifizieren – da braucht es für den Fan gar kein großes Spektakel sondern schlicht den Nachweis ehrlicher Arbeit.
Neue Sachlichkeit – und das ausgerechnet beim Fussball! Jetzt kann ich nicht mal da mehr meine Emotionen rauslassen.
Hat ja aber auch was Schönes. Man bekommt den Kopf wieder frei. Keine Zeit mehr für sowieso überflüssige Streitereien im Blog.
Brauchen wir neue Spieler? Einen neuen Trainer oder Manager?
Hat sich alles erledigt, können wir uns gar nicht leisten.
Also weiter mit dem “Experiment”, wie es Freund belschanov gerne nennt. Kann das gutgehen? Wir werden es wissen – nach dem 34. Spieltag.
Sehr schöner Artikel, der zur Pflichtlektüre vor allem in den “Krawallforen” gemacht werden sollte….
Also ich brauch nach den letzten 20 Jahren wirklich erst mal kein Spektakel mehr. Neue Sachlichkeit, fühlt sich gut an.
“Zeigt es uns wenigstens auf dem Platz. Zeigt uns, durch euren Einsatz, eure Laufbereitschaft, eure Emotion, euren unbedingten Willen es allen zu zeigen, dass der Weg auch euer Weg ist.”
Das ist schon alles was ich mal wieder von
dieser Mannschaft sehen möchte!!!
@Tobi: uneingeschränkte Zustimmung!
Diese sogenannte “Neue Sachlichkeit” lässt sich aber nur verwirklichen, wenn der Club in der Bundesliga bleibt. Deshalb ist das Spiel am Samstag gegen Hertha BSC für mich richtungsweisend,für die kommenden Wochen. Wenn der Club dieses Spiel nicht gewinnen sollte, stehen stürmische Zeiten an. Der Club würde dann nämlich auf den letzten Tabellenplatz zurückfallen und würde dann auch Gefahr laufen den Anschluss zu verlieren. Deshalb muss Oenning der Mannschaft klar machen was am Samstag auf den Spiel steht und die Mannschaft auch dementsprechend einstellen.
Mit der abgelieferten Leistung gegen Bochum und Leverkusen wird man auch gegen Hertha BSC nicht bestehen.
Also dann, wer kann
aufgehts in Stadion! 🙂
— “Wenn allein das Erreichen des Ziels (Wiederaufstieg) zu einer doch so drastischen Finanzlage führte, was wäre erst im Falle eines Scheiterns gewesen, was in Anbetracht des Saisonverlaufs ja nun wirklich nicht unmöglich erschien. Wie hätte man mit rund 6 Mio. Verbindlichkeiten einen Neuaufbau stemmen sollen? Oder wäre dann nicht der Club (wieder einmal) auf Jahre ein Pflegefall?”–
Alexander , diese Frage wurde während der letzten Saison von der Glubb-Führung immer wieder beantwortet. Eine 2. Saison 2. Liga hätte den Verkauf von den ” Alten” wie Pino,Wolf(?), Kluge usw bedeutet, bei gleichbleibenden Konzept des Jugendstils und Spieler, die wenig bis nichts gekostet hätten. Entsprechend wäre ein längerer Verbleib in Liga 2 möglich gewesen. Deswegen wären wir zwar kein Pflegefall geworden, aber die Aussichten sind heute tatsächlich rosiger.( Wie kann man das in unserer heutigen Situation nur sagen …?)
Komisch ist nur, dass man von den Verantwortlichen vor der Saison hörte, wenn man wolle, könne man in der Winterpause nochmal nachlegen.
Immerhin das Jungendleistungszentrum wird auf jeden Fall gebaut heißt es in den Medien, dann wartmer halt bis da was raus kommt, so in 5 oder 10 Jahren.
Ja, da fragte ich mich auch bereits, was damit wohl gemeint war. Briketts?
Allerdings wird wohl auch die Attraktivität der Jugendmannschaften für potentielle Talente vorwiegend durch die späteren Perspektiven bestimmt, und da ist die Ligazugehörigkeit nicht ganz unbedeutend. Wäre man also kein Erstligist, bekäme man wohl auch vorwiegend nur “zweitklassige” Talente und die Bundesligisten schöpfen weiterhin die Sahne ab…
Der Fussball und alles was um ihn herum geschieht ist auch nichts anderes als ein Spiegelbild der Gesellschaft. Wir leben im Zeitalter einer besonderen Form des Kapitalismus, welcher es ermöglicht, durch Aufwendung von viel Kapital in sehr kurzer Zeit viel Erfolg einzufahren. Grundlegende Bedingung für die Realisierung dieses Erfolgs ist, natürlich neben dem notwendigen Kapital, eine unternehmerisch geprägte Führung, welche mit den Prinzipien eines Vereins im allgemeinen Sinn nur noch wenig gemein hat.
In den calvinistisch geprägten USA ist es seit Jahrzehneten üblich, dass in den populären Sportarten Spielunternehmen auftreten, welche börsenüblich gerne auch mal verkauft und in andere Städte verlegt werden. Die Fans stört das nicht, Hauptsache es wird irgendein Spektakel geboten.
In England, wirtschaftssystematisch die USA Europas, ist man dabei den gleichen Weg einzuschlagen. Den Fans mag das anfangs nicht geschmeckt haben, man denke an die Erregung und Proteste bei der Übernahmne ManU’s durch amerikanische Großmogule, letztenendes macht der Erfolg aber alle zufrieden und mundtot.
Bei uns in Deutschland ist man da noch etwas konservativer, man hängt an seinen Werten. Ein Verein ist ein Verein, ehrliches Handwerk ist gefragt. Erfolg durch Langfristigkeit und wenig Risiko. Diese Überzeugung, an der an sich nichts verkehrt ist, wird aber dadurch aufgeweicht, dass der allgemeine Fan nicht mehr bereit ist, auf die möglichen Erfolge in fünf oder zehn Jahren zu warten. Er sieht ja, dass es auch anders geht (s.o.). Das amateurhafte Vereinsmanagement, angetrieben durch fordernde Fans, geifernde Medien und oftmals auch Selbstüberschätzung und Darstellungssucht, setzt ohne Not auf die Karte “Schneller Erfolg”, gibt Geld, welches der Club nicht besitzt, aus und hofft auf einen Selbstläufer. Beispiele, dass es so nicht funktioniert, gibt es wie Sand am Meer. Nebenbei: Ein Exempel, dass Geld und Langfristigkeit sich nicht ausschließen müssen, ist Hoffenheim. Hier wurde vor vielen Jahren ein Konzept entworfen, welches jetzt Früchte trägt. Wer immer nur auf den Milliardär Hopp schimpft, der sich die Erfolge nur erkaufe, der solle sich mal bei den A- und B-Junioren-Bundesligen umschauen.
Letztendlich muss man aber wohl einsehen, dass nur in solchen Vereinen das externe große Geld fließen wird, welche für den Markt interessant sind. Diese Vereine müssen etwas besonderes haben, irgendein Markenzeichen. Oenning hat das im o.g. FTD-Interview m.E. gut erkannt und strebt für den Club das Siegel “Der Ausbildungsverein” an. Dazu braucht man aber viel Zeit und viel Geduld und vor allem eine intelligente Vereins- bzw. Unternehmensführung. Dieses Konzept gegen die Bildzeitung und deren Jünger durchzusetzen wird schwer genug. Ich drücke ihm jedenfalls die Daumen.
Das schönste, nachhaltigste Konzept hilft aber wenig, wenn man es nicht umsetzen kann. Mir ist zu wenig sportliche Kompetenz in der Vereinsführung, die sich augenscheinlich auf einen vorsichtig gesagt, relativ unerfahrenen Trainer MÖ beschränkt. Alles andere von Vorstand bis hinauf in den (neuen) Aufsichtsrat sind Geschäftsleute, Rentner (Präsident Schäfer) und Politker. Über was ohne sportliche Erfahrung oder Kompetenz sollen die denn befinden?
Ohne aktuelle Erfolge geht nichts. Das muß ja nicht die Deutsche Meisterschaft sein oder der CL Titel, nein viel weniger mal wenigstens der “Klassenerhalt”. Ansonsten, wie MO ganz richtig sagt, kommt wieder ein anderer mit einem völlig anderen Konzept.
Habs es auch schon mal geschrieben, mir gefiele sehr gut ein Sportdirektor der Amateur und Profi Bereich durchgängig verbindet, das fängt schon mal damit an, dass man von C- Jugend bis zu den Profis die gleichen Systeme erlernt und spielt.
Wenn schon Jugendstil, seis drum, mir egal ob man mit alten oder jungen Erfolg hat, dann müssen die Bauteile aber auch ineinander passen. Aber man fängt das Haus mal wieder vom Dach an zu bauen…
Ich habe zwar seit längerem kein Jugendspiel des FCN mehr gesehen, aber ich kann mir vorstellen, ja ich gehe sogar davon aus, dass diese Forderung bereits erfüllt ist. Ich glaube nicht, dass die Nachwuchsmannschaften des Clubs noch mit Libero und Manndeckung hantieren.
Ich sehe auch keinen Sinn darin, von der Jugend ab immer nur ein “4-4-2” zu spielen, da sich die Aufstellung ja am vorhandenen Spielermaterial orientieren muss. Was entscheidend ist – und ich bin sicher, das wird auch so gehandhabt – ist, dass die Jugendmannschaften die Viererkette und die defensive Grundordnung lernen müssen, denn darin liegt die Konstante des modernen Fussballs. Mittelfeld und Angriff hingegen unterliegen situationsbedingten Verschiebungen, daher halte ich das Erlernen von taktischer Flexibilität für wichtiger, als scheuklappenartig ein System durchzuziehen.
Ein schöner Artikel Alexander und ein wunderbarer Kommentar von Klickere, danke.
Ja viele Fans des “Ruhmreichen” dachten und denken, dass die einstmaligen Erfolge des FCN in den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts auch heute noch ein Bedeutung haben, dass deshalb Firmen Schlange stehen sollten um mit dem FCN zu werben, etc. Leider funktioniert Wirtschaft so heute nicht, wenn schon die eigenen Fans, halb liebevoll, halb selbstverachtend den eigenen Verein einen “Depp” nennen, warum sollte ein außenstehender dann Geld in so einen Verein stecken?
Auch sonst, wofür steht der FCN heute? Ich sehe leider kein echtes Image als die ollen Kamellen aus den 1920ern. Auch hier steht oben doch das alte Stuhlfauth-Zitat. Natürlich hat das was, natürlich ist unsere Tradition ein wichtiges gut, aber was bedeutet das für uns heute?
Es gibt das schöne Wort, Tradition heißt nicht das bewahren der Asche sondern das erhalten des Feuers und genau sollten wir es auch sehen.
Dieser Verein sollte aus sich selbst etwas darstellen, dazu werden immer die großartigen Zeiten in den 1920ern gehören, aber da muss auch etwas aktuelles kommen und das kann doch nicht nur die Tatsache sein, dass man “erfahrene” Spieler für die erste Mansnschaft verpflichtet und einen “erfahrenen” Trainer. Nein ich denke die Idee des Vereins muss es sein aus sich selbst zu wachsen. Dazu gehört eindeutig unsere Heimat: Franken, dazu gehört aber auch, dass man endlich wieder versucht einige Spieler für die erste Mannschaft “selbst zu machen” und dazu gehört auch ein WIR-Gefühl, das muss ja nicht so arrogant rüberkommen wie bei den Bauern, aber man sollte schon so selbstbewußt sein, dass man sagt, bei uns muss es eben nicht nach den “üblichen” Regeln des Geschäfts gehen. Wir handeln lieber nach UNSEREN eigenen Reglen. Wir stehen zu unserem Trainer, der ein vernünftiges, sachliches Konzept hat, der es geschafft hat aus einer verunsicherten Truppe eine Mannschaft zu machen, der auch Erfolg hatte (den Aufstieg) und mit diesem und den anderen Machern des Vereins wollen wir etwas gemeinsam aufbauen. Wenn das mit dem jetzigen Anlauf noch nicht klappen sollte, dann werden wir weitermachen und es wieder versuchen. Wir werden unseren Weg gehen und am Ende werden wir Erfolg haben.
Daran glaube ich und endlich sehe ich mal beim Club die ersten Schritte in diese Richtung, ich hoffe dass die kurzfristig ausbleibenden Erfolge dies nicht wieder zunichte machen.
Ja auch ich könnte mir in der Geschäftsführung, jetzt neu dem Vorstand, noch einen Menschen vorstellen, der im sportlichen Bereich Verantwortung mitträgt, der gerade im Bereich Vernetzung von Jugend und erster Mannschaft, aber auch im Scoutingbereich sportliche Kompetenz mitbringt, das heißt aber nicht, dass wir auf OE und/oder Bader verzichten könnten.
Was haben wir denn davon, wenn wir jetzt wieder mit der Brechstange versuchen in der Liga zu bleiben, Trainerrausschmiß, neue Leute holen usw.? Dann stehen wir nächstes oder übernächstes Jahr wieder an diesem Punkt und es geht immer so weiter. Nein ich denke ein mittel- bis langfristiges Konzept über mehrere Jahre durchgezogen ist am Ende sinnvoller als immer nur auf den aktuellen Erfolg zu schielen und am Ende wird der Weg auch sportlich erfolgreicher sein.
Na ja Stuttgart hat mit dem über alle Jugendmannschaften durchgängigen taktischen System, zumindest bis zur U23 sehr guten Erfolg, Ajax Amsterdam übrigens auch. Man kann sich da an den erfolgreichen Vereinen schon auch mal orientieren, das heißt ja nicht dass man sie 1:1 kopieren muss.
@Armin
Bezüglich des “Image” kann ich dir nur beipflichten. Das überegional bekannte Image des Clubs ist das einer Fahrstuhlmannschaft, die selbstherrlich von einem Teppichhändler regiert wird. Traurig. Man hat den Eindruck, als wolle man dem Verein ein neues und modernes Gesicht verpassen, leider endet das wie so oft im 80er-Fussball-Kitsch (siehe Autogrammkarten). Moderne Medien, in diesem Forum schon öfter angesprochen, werden entweder gar nicht oder falsch genutzt. Und wenn überdies schon die eigenen Fans aus ihrem Verein einen Deppen machen, sollte man sich langsam etwas überlegen.
Dabei beweisen andere, sogenannte kleine Clubs, wie man es viel besser machen. Fortuna Düsseldorf z.B. hat über Jahre das Image des Kultclubs propagiert und gepflegt und hat dadurch viele neue, vor allem junge, Fans gewonnen. Nicht zu vergessen natürlich der in dieser Hinsicht Überflieger St. Pauli, die ihr besonderes Image perfektioniert haben.
Warum sollte das nicht auch bei uns möglich sein? Alleine die überregional bekannte Titulierung “Der Club” ist Gold wert. Dazu die Konkurrenzlosigigkeit im Raum Franken. Die gern beschriebene Tradition halte ich allerdings für wenig wirksam, Meisterschaften aus den 20ern jucken heute keinen mehr.
Aber, auch hier gilt: Ein Konzept muss her, welches über Jahre angelegt ist und insbesondere von den heutigen Fans mitgetragen werden muss. Warten wir es ab, ein Anfang ist zumindest schon gemacht, Ritter Fränkie ist von der Homepage verschwunden!
weiss ich nicht recht, denn das ist immerhin etwas, das man vorweisen kann und was uns von der breiten Masse unterscheidet. “Die Legende lebt” ist da in meinen Augen auch ein guter Slogan, auf dem man etwas aufbauen könnte.
Der Club braucht einen Scheich.
Ich dachte, mich trifft der Schlag, als ich von den 5,3 Millionen Miesen las.
Wenn der Aufstieg nicht geklappt hätte, säße der Club vollends mit heruntergelassenen Hosen da.
Im Grunde haben erst die Jungen die Wende gebracht. Und im Augenblick sind es eher die Alten, die enttäuschen. Waren sie das viele Geld wirklich wert?
Mir kommen jedenfalls immer größere Zweifel…
@BSE
Naja so heruntergelassen wären die Hosen auch icht gewesen, man hätte dann halt Pino et. al. verkaufen müssen um die Deckungslücke zu schließen. Also da arbeiten viele Vereine mit mehr Risiko als der Club.
Man soll nichts beschönigen, Geld und Imagegewinn aus dem Pokalsieg sind leider weg, vielleicht hätte man mehr daraus machen können, ja müssen. Aber weder steht noch stand der Club vor der Illiquidität.
5,3 MIO klingen für uns vielleicht enorm hoch, im Business BuLi sind sie es heute nicht mehr. Und bitte nicht verwechseln, ein Verlust von 5,3 MIO sind nicht 5,3 MIO Schulden.
Vollste Zustimmung, denn für Fussballromantik, Tradition und Image kann ich mir keine hochpreisige Söldnertruppe zusammenkaufen. Das ist schließlich der einzige Weg zu nachhaltigem Erfolg! 😉
@Optimist:
Na ja, ganz so unromantisch ist die Sache mit Scheich nun auch wieder nicht. Das wäre doch ein Märchen aus 1000+1er Nacht…
Hm, wir hatten doch einen Scheich. Der ist jetzt Ehrenpräsident.
Also ich glaube a Scheich hätte an den fränkischen Gepflogenheiten, Umfeld und Brauchtümer kaa Freud, des fängt scho mal mit den Nürnberger Schweinsbrodwörschdl an. Lieber irgendeinen Software Fuzzi
dein artikel spannt einen perfekten bogen. von den neuen wahrheiten mit offenen fragen der jhv bis zum anspornen der mannschaft.
allerdings: eine stunde vor dem spiel bis am morgen nach dem spiel muss diese “neue sachlichkeit” weichen. da ist nur emotion und die wahrheit auf dem platz…
ich kann einen kläglichen schuss von, sagen wir mal pinola in der 89. minute gegen berlin beim stande von 0:1 nicht in mit der “neuen sachlichkeit” begegnen und sanftmütig feststellen: “oh. schade. das wird aber bestimmt geübt, beim nächsten training. die schusstechnik von japi sollte denn doch ein wenig ausgefeilter daherkommen. aber unser mo wird das richten – ich habe vollstes vertrauen.”
ich würde eher pseudoargentinische flüche in den herbsthimmel brüllen und mich ein wenig besser fühlen…
und übertrieben sachlich erinnert mich dann auch ein wenig zu sehr an den versachlichten höxterer schalträger.
Wolfsburg hat VW, Hoffenheim hat SAP, Berlin den Hauptstadtbonus, etc. Aber weiß das eigentlich jemand, da wir grade schon bei Sponsoren und Scheichs sind, wann steigt endlich adidad groß beim Club ein?! Dann bräuchten wir auch keinen Scheich…
Adidas hat sich gegen die fränkische Nachbarschaft und für das große Geld und den sicheren Erfolg entschieden und ist bei den Bauern eingestiegen, sprich die dürfen bei uns gar nicht einsteigen, sonst muss eine Mannschaft aus der ersten Liga raus. Tja soweit zum Thema Tradition.
Und bei Puma brauchen wir uns wohl auch nicht mehr melden, so wie wir die das letzte Mal rausgekegelt haben bei uns.
Aber vielleicht will Diehl von der Waffentechnik wegdiversivizieren und steigt bei uns ein? Zwar als Sponsor oder Teilhaber auch nicht sehr sexy, aber immerhin. Ich fürchte aber das wird auch nichts. Die Nürnberger Lebkuchenkonzerne sind wohl alle zu klein und die Nürnberger Versicherung hat auch keine echte Lust auf den Club. Schäffler hat andere Sorgen, man hätte Frau Schäffler vor dem Contideal ansprechen sollen, beim Club hätte sie ihr Geld mit mehr Freude verbrennen können. Wirkliche Weltunternehmen und Unternehmer sind in Franken ein wenig rar gesät, viele gibt es nicht, die mal so eben 50 MIO im Jahr investieren können.
Es muss wohl doch ein Scheich her, aber ich fürchte mit den ganzen Schweinereien haben wir da tatsächlich auch wieder schlechte Karten in Franken.
Ja lieber einen Software-Mogul oder sie versuchen es am Valznerweiher selber mal nach Öl zu bohren. Oder Gas…
Zudem ist der Franke von seiner Mentalität her nicht so gerne fremdbestimmt.
Ich befürchte, wir müssen da einfach so durch!
bliebe noch Siemens, AEG (leider nicht mehr, da schwedisch Electrolux) und MAN (gibts die noch so richtig?), ausserdem könnte Audi mehr tun, da ein Engagement bei den Bauern wegen VW-Wolfsburg für die Champions-League kritisch ist.
Nein, das wird nix, ich glaube uns bleibt nur die Hoffnung auf das Nachwuchs-Leistungszentrum…
Allerdings habe ich das so aufgefasst. “Unter dem Strich weist die Bilanz ein negatives Eigenkapital von 5,3 Millionen (Vorjahr: 0,5 Millionen plus) aus”, schrieb Harald Büttner am 13.10. in der NZ. Bitte um Aufklärung: Was ist negatives Eigenkapital?
Soviel ich weiss bedeutet dass, man hat mehr Schulden als Vermögen. Ist ja logisch, das Gegenteil von Eigenkapital sozusagen.
Koller und Blazek waren sozusagen verkörpertes negatives Eigenkapital 🙂
Soviel ich weiss bedeutet dass, man hat mehr Schulden als Vermögen. Ist ja logisch, das Gegenteil von Eigenkapital.
Koller und Blazek waren sozusagen verkörpertes negatives Eigenkapital 🙂
Das sehe ich auch so. 5,8 Mio Verlust führten zu 5,3 Mio Schulden. Da ist der Unterschied wirklich nicht mehr gross.
Wenn ich mir überlege, dass es Jahre gedauert hat, bis der Club wieder mit mickrigen 0,5 Mio im Plus war, dann finde ich diesen neuerlichen finanziellen Absturz schon sehr bedenklich. Auch wenn Schalke mit 135 Mio im Minus sein soll.
Also nein, natürlich habe ich es so nicht aufgefasst. Der Unterschied zwischen Verlust und Schulden ist mir schon klar.
Wie regi treffend anmerkt, macht das aber hier praktisch keinen Unterschied.
Ich fasse zusammen:
Negatives Eigenkapital ist ein Euphemismus für Schulden.
In der NN war zu lesen, dass der Schuldenstand zum 30.06.09 1,2 Mio betragen hat. Wenn’s wirklich “nur” 1,2 Mio sind, ist das ja Pipifax.
Weiß jemand von euch, wie hoch der Schuldenstand von Schalke und Dortmund zum 30.06.09 war?
Weiß jemand von euch, warum Schalke und Dortmund überhaupt die Lizenz bekommen haben?
“Präsident und Finanz-Vorstand Josef Schnusenberg: “Die Verbindlichkeiten sind ärgerlich, aber überschaubar.” Das kann man so sagen… überschaubare 136,5 Millionen Euro Schulden lasten auf den Knappen!”
(http://www.express.de/nachrichten/sport/fussball/schalke-hat-1365-millionen-euro-schulden_artikel_1242632490123.html)
“Ärgerlich, aber überschaubar”. Allein für diese Aussage hätten sie meiner Meinung nach die Lizenz schon verdient!
Aber muss bei solchen Zahlen die Lizenz nicht in Gefahr sein? Ich erinnere mich da an die 90er, als der Club diese 20 Millionen Schulden hatte, was das für ein Theater mit der Lizenz ständig gab.
Ich halte ja nicht viel von Verschwörungstheorien, im Gegenteil. Aber als Clubfan??
Hallo Belschanov
Die Bankschulden beliefen sich auf 1,2 MIO, dazu kommen natürlich weitere Verbindlichkeiten aus dem laufenden Geschäft, die Gesamtschulden liegen also sicher über den 1,2 MIO Bankschulden.
Dem gegenüber stehen aber auch stille Reserven, bei uns hauptsächlich Spielertransferwerte.
Zum Thema Schalke und Dortmund, die Schulden sind für die Lizenz relativ unwichtig, wichtig ist die Liquidität, denn die DFL will ja nur gewährleisten, dass der Spielbetrieb sicher gestellt ist. Ob Vereine reich oder arm sind interessiert die DFL nicht. Man sollte bei der Bewertung der Schulden aber auch bedenken was dafür angeschafft wurde, bei Schalke und Dortmund z.B. die Stadien und Vereinsgelände.
Richtig! Bei der Bewertung von längerfristigen Krediten ist entscheidend, was an Betriebsvermögen vorhanden ist, und das hat bei den genannten Vereinen eine andere Größenordnung als beim Club, d. h. deren Schulden sind durch Werte gedeckt. Entscheidend für die Handlungsfähigkeit eines Vereines ist heutzutage seine Kreditwürdigkeit.
Wenn beim Club in naher Zukunft das neue Nachwuchsleistungszentrum gebaut wird, sind natürlich Kredite nötig, aber die werden (hoffentlich!) durch die geschaffenen Werte gedeckt sein.
Das “negative Betriebsergebnis” von 5,8 Mio. ist ja nicht gleichbedeutend mit Schulden, das wird in vielen Berichten und Foren (hier erwartungsgemäß nicht) leider oft gleichgesetzt. Ein negatives Betriebsergebnis war einkalkuliert für die “Reparatur des Betriebsunfalles”, man ist ja mit einem (zumindest finanziell gesehen) erstligatauglichen Kader in die 2. Liga gegangen. Hätte der Aufstieg nicht geklappt, hätte man sich unverzüglich von teueren Spielern (ich erspare mir jetzt, die bekannten Namen herunterzubeten) trennen müssen. Das die 5,8 Mio. doch auch Fachleute überrascht hat, ist mir unerklärlich und gibt mir dann doch wieder zu denken. Denn ob jetzt 5,8 oder 1,2 Mio., das sind im Geschäft 1. Liga wirklich “Peanuts”. Wenn sich ein Verein Verbindlichkeiten der genannten Größenordnung nicht erlauben kann, hat er in der 1. Liga nichts zu suchen. Da diese Saison die Fernsehgelder wieder reichlicher fließen sollte das auch kein Problem darstellen, sofern keine größeren “personellen Umstrukturierungen” durchgeführt werden. Und von letzterem will man diese Saison ja Abstand nehmen, hat die Vereinsführung jedenfalls beteuert.
Sorry für diesen längeren Ausflug in die BWL!
In knapp 3 Stunden wird es ernst.
Der Unterschied von 1,2 Bankschulden zu den 5,3 Mio neg. Eigenkapital irritierte mich auch.
Dann kam ich auf den Gedanken, dass der Kapitalzufluss über die Saison nicht gleichmäßig verteilt ist.
Anders gesagt: Die Erlöse aus dem Dauerkartenverkauf sind vermutlich für nur 1,2 Mio Bankschulden verantwortlich, oder!?
Die stillen Reserven durch eventuelle Spielertransferwerte sind mir etwas suspekt. Was ist z.B. ein Charisteas in dieser Hinsicht wert? Letztlich wollte ihn keiner mehr haben.
Und im Falle eines Abstieges müssen Spieler i.d.R. unter Wert abgegeben werden, zumindest wenn man finanziell arg im Minus ist.
Bleibt noch, dass nach Vertragsablauf ein Spieler ablösefrei wechseln kann.
Danke für euere Antworten.
Ich habe da noch eine andere Frage. Vor Jahren habe ich in irgendeiner Zeitung gelesen, dass der Club “steinreich” sein soll, wenn der das Trainingsgelände betreffende Erbaurechtsvertrag ausläuft, den der Club mit der Stadt Nürnberg geschlossen hat. Das müsste, soweit ich mich erinnere, um 2015 der Fall sein.
Ich habe von solchen Dingen keine Ahnung, deshalb kann ich mich nicht konkreter ausdrücken. Aber vielleicht weiß ja jemand von euch Genaueres drüber.
Ich wiederhole nochmal die Stichwörter, auf die ich mir keinen Reim machen kann: Club steinreich (um 2015), Erbbaurechtsvertrag bezüglich des Trainingsgeländes mit der Stadt Nürnberg.
Was hat das zu bedeuten?
Hallo belschanov,
Man müsste genau wissen, wie dieser Vertrag aussieht (ich habe im Netz nichts dazu gefunden).
Es gibt aber prinzipiell eigentlich nur 2 Möglichkeiten:
1. Erlischt das Erbbaurecht, gehen die errichteten Gebäude in das Eigentum des Grundstückseigners (also die Stadt Nürnberg) über. I. d. R. steht dann im Vertrag, dass der Errichter (also der Club) vom Grundstückseigner zu entschädigen ist. Das würde für den Club bedeuten, dass er auf einen Schlag eine größere Summe bekommt. Da die Stadt Nürnberg nicht im Geld schwimmt, kann ich mir das irgendwie nicht so richtig vorstellen. Zumal ja jetzt noch weitere Bebauungspläne vorliegen.
Deswegen denke ich, dass Möglichkeit 2 zutrifft.
2. Eine weitere (vertraglich festzulegende) Möglichkeit besteht darin, dass das Grundstück nach Ablauf des Vertrages in das Eigentum des Erbbaurechtnehmers übergeht. Zwar wird das Erbbaurecht wie ein Grundstück behandelt und ist deswegen Teil des Betriebsvermögens des Club, aber der Verkehrswert des Grundstückes ist natürlich beträchtlich höher als der Wert des Erbbaurechtes. Das bedeutet dann, dass das Betriebsvermögen des Club quasi über Nacht einen Sprung nach oben macht. was seine Kreditwürdigkeit bei den Banken beträchtlich verbessert.
In beiden Fällen kommt natürlich dazu, dass die regelmäßigen Zahlungen an die Stadt Nürnberg (deren Höhe ich auch nicht kenne) wegfallen.
Wie gesagt: Reine (wenn auch halbwegs fundierte) Spekulationen!
Eigentlich sollte es Vereinmitgliedern möglich sein, an die fehlenden Informationen heranzukommen. Daran wäre ich auch interessiert.
@Claus
Danke für deine ausführliche Antwort.
2-0 !!!
das wird ein 2-3… 😉
@Patrick:
Für pessimistische Prognosen bin eigentlich ich zuständig.
Hertha hat immerhin die letzten sieben BL-Spiele alle verloren. So eine Serie hält nicht ewig, gerade wenn man gegen den Club spielt 🙂
Ausserdem der Trainerwechsel. Hannover kam auch mit neuem Trainer ins Frankenstadion. Das hatte mir Bauchweh verursacht. Glaube allerdings inzwischen, dass JETZT Hertha wohl definitiv nichts mehr reissen wird.
Na ja man soll ein Spiel nicht vor dem Abpfiff loben, aber heute scheinen unsere Jungs endlich kapiert zu haben was sie können.
Und so ein Ergebnis trotz Rotation, man sieht die meisten Erklärungen sind graue Theorie, es gibt eben nicht DEN Grund, es ist immer eine Gemengenlage und diesmal scheint sie zu unseren Gunsten auszuschlagen. So a scheener Dag …
Edzerdla weidergondsendrieren … ned nochlassen
Ja, ein Spiel hat immer zwei Halbzeiten…
mist, das wird wohl ein 3-4 😉
3:0 Bunjaku!
Jetzt konzentriert weiterspielen!
Nun, dieser Blog hat zwar bekanntlich großen, wenn nicht größten, Einfluss auf die Personalpolitik beim Club, dennoch glaube ich, dass dieser Sieg die Stellung des Trainers noch zusätzlich festigen wird.
Yippie!
Endlich mal wieder ein Fußballspiel des Glubbs gesehen! Von Beginn an waren die Jungs hochkonzentriert und motiviert! Bravo! Es geht doch! 🙂
Ich fürchte, der Sieg wird der Hertha am grünen Tisch zuerkannt. Das war ja abzusehen …;-)