Problemzonen

Der Punktdruckmesser zeigt stetig nach unten, doch Kritik ist offensichtlich nicht erwünscht – ganz offenbar aus einer – mir unbegreiflichen – unausgesprochenen Annahme, dass Kritik destruktiv oder schädlich sei oder zwangsläufig in „Trainer“-(oder „Manager“)-raus-Horridoh münden müsse. Um das also (wie ich finde überflüssigerweise, deshalb werde ich das künftig auch lassen) gleich zu Anfang klarzustellen: ich bin vollkommen überzeugt vom derzeitigen Nürnberger Weg und wünsche Dieter Hecking und seinem Team, Stand heute, dass sie dereinst den Rekord von Guy Roux brechen und Nürnberg zu einem zweiten Auxerre formen mögen. Soweit dazu. Nun zu etwas eben nicht völlig Anderem: Es kann nicht sein, dass jegliche kritische Überlegung vom Trainer bzw. Manager in dem Sinne abgebügelt wird, dass der Kritiker wohl unrealistischen Erwartungen aufgesessen habe, mithin wohl ein Traumtänzer sei, dass man wohl das Modell und die Voraussetzungen des Club nicht verstehe (das muss mir keiner sagen, der gerade mal zwei Jahre hier ist), dass man aus dem Bayern-Spiel, da „andere Welt“, eh nichts lernen könne (von wem lerne ich eigentlich in der Regel – doch wohl von den Besten oder?), dass man – tu quoque Alexander – in „Depression“ (Quelle: spielverlagerung.de) verfalle. Nichts davon stimmt. Wer die Voraussetzungen des Club versteht und um dessen Historie weiß, der weiß auch, dass die Begleitmusik des letzten Abstiegs die feste und oft wiederholte Überzeugung war, mit so einem Team könne man gar nicht absteigen. Ergebnis bekannt. Der Chancen, die fehlende Popeligkeit an Punkten zu holen, waren damals viele – der Unterschied zu heute ist, dass man heute bis dato, anfangs zumindest, alles, was in der (vermuteten) derzeitigen Preisklasse der Mannschaft gegen den Abstieg kämpft, geschlagen hat. Aber auch dieser Trend hat sich, siehe Mainz, geändert – so wie die Richtung des Punktdruckmessers.

Aber aber – ein Sieg gegen Freiburg und wir sind doch wieder im Soll. Fürwahr – derartige Überlegungen stellte ich auch an, bevor ich mich an diesen Beitrag machte. Dann habe ich mich doch dafür entschieden (niemand wäre im übrigen froher als ich, wäre all das, was ich zu bedenken geben möchte, bereits am Samstag oder doch zumindest in einigen Wochen Makulatur). Doch die nüchterne Ratio sagt: wenn es mit einem gewonnenen Spiel flugs nach oben gehen kann, dann geht es mit einem verlorenen (was erst nach zwei, drei?) Spiel auch genauso flugs in die Gegenrichtung.
Los geht’s – meine Fragen:

1. Könnte es sein, dass Tomas Pekhart der falsche Stürmer ist?
Tomas Pekhart ist ein klassischer Strafraumstürmer, oder, um den Chef selbst zum Kronzeugen anzurufen: „die ärmste Sau“ (Quelle: kicker Nr. 88/2011). Denn, so führt Hecking aus, Pekhart brauche die Unterstützung seiner Mitspieler, die er im Moment aber nicht bekomme.
In der Tat: Pekhart ist groß, mithin wohl kopfballstark – wobei es auch reichte, wäre er das nur potentiell, wenn er dadurch bei Standards Deckung von den anderen „Riesen“ der Mannschaft Klose und Wollscheid abzieht. Das Nürnberg des Jahres 2011 ist aber eine Mannschaft, die eher einen „Frontkämpfer“ (Hecking) wie Schieber bräuchte. Einer, der mit großem Laufeinsatz sofort den gegnerischen Innenverteidiger unter Druck setzt und eventuell den langen Ball provoziert, der leichter zu verteidigen ist – vor allem durch eine Mannschaft, deren Philosophie es ist, gnadenlos und konsequent Druck gegen Gegner und Ball auszuüben. Ein Stürmer, der sich vor allem zeigt – auch wenn Nürnberg mit „Phantomen“ in der Vergangenheit bekanntlich überragende Erfahrungen gemacht hat. Aber wir reden über das Nürnberg 2011. Wenn man die Vorbereitung verfolgt hat, kann man mit gewisser Berechtigung vermuten, wie sich das die Verantwortlichen wohl ursprünglich gedacht hatten: Esswein bzw. Eigler links, Mak rechts, dazu noch Chandler und Pinola, Feulner bei Ecken und Standards – alle, sollte man denken, imstande, brauchbare Bälle für Pekhart zu liefern. Derzeit sieht es aber eher so aus: Mak spielt gar nicht, Esswein zieht in seinen besten Momenten selbst nach innen (wie der bayerische Holländer, wie Alexander das unlängst so schön festgestellt hat), Pinola war auch vor seiner Verletzung nicht in der Verfassung, wie wir ihn kannten und bräuchten, Chandler gibt derzeit zu oft einen Spieler, der fatal an Odonkor erinnert: wenig variabel, immer dieselbe Flankenvariante produzierend, aber leider nicht so schnell wie Odonkor und damit ohne dessen Hauptwaffe, den Durchbruch bis zur Grundlinie. Bei Feulners Ecken wie bei seinen Standards war bis dato noch erheblich Luft nach oben – ein Plattenhardt (oder auch ein Mak) lieferte da wesentlich Brauchbareres ab. Wer soll also einem Pekhart das liefern, was er braucht? Ich sehe da im Moment keinen. Konsequenz? Wenn man bei dem System mit einem Stoßstürmer bleiben will – vielleicht einen Versuch mit Eigler zentral wagen?

2. Könnte es ein, dass Markus Feulner der falsche Mittelfeldspieler ist?
Feulner ist in meinen Augen ein Achter, ein Spieler, der viel arbeitet, offensiv Akzente setzt (setzen sollte) und derzeit auch für die Standards zuständig ist. Um mich nicht allzu sehr zu wiederholen: Feulners Standards überzeugen derzeit (noch) nicht wirklich; kreative Impulse kann man von ihm weniger erwarten, was weder sein Fehler noch seine Aufgabe ist; derzeit ist er zu wenig torgefährlich. Die Hauptsache: er blockiert dadurch, dass er gesetzt ist, den Platz für Jens Hegeler auf der 10. Das ist eine Variante, der ich gerne mal eine genauso lange Testphase zugestehen möchte, wie der mit Feulner zentral. Was mich in dieser Meinung bestärkt: der einzige hochkarätige Angriff des Clubs im Bayern-Spiel (55. Minute) wurde von ebendiesem Hegeler mit ganz feinem Trick und perfektem Pass auf Pekhart eingeleitet.

3. Könnte es sein, dass man sich mit dem notorisch wiederholten Hinweis auf die vielen Verletzten in die Tasche lügt?
Um es kurz zu machen, da manches bereits diskutiert wurde:
3.1. Worauf Alexander dereinst hingewiesen hat, stimmt natürlich: eine Vorbereitung dient selbstverständlich dazu, die ideale Formation zu finden. Allerdings gilt genauso: diese ideale Formation wird im Laufe der Saison die Ausnahme, nicht die Regel sein. Spieler verletzen sich, fallen in ein Leistungsloch, man stellt das System um, Spieler wechseln, die vor der Saison prognostizierte „beste“ Formation stellt sich eben nicht als die beste heraus. Oder zumindest nicht als die unter allen Umständen beste. Also: der Normalfall ist die „andere“ Formation, wie immer die auch aussehen mag. Deshalb ist der Kader auch nicht nur auf elf Leute beschränkt. Nun gehen wir mal die Verletztenliste durch:
3.1.1. Schäfer.
Stephan ist bestimmt nicht schuld an den nicht geholten Punkten. Patzern standen exzellente Darbietungen gegenüber. Dass Stephan nicht die „Ausstrahlung“ hat wie ein Schäfer, war bekannt und hat sich auch erneut gezeigt. Allerdings kann ich mir den süffisanten Hinweis nicht verkneifen, dass Schäfer in den Augen vieler Kritiker und selbsternannter Gurus des Torhüterspiels ja sowieso die sichere Fahrkarte in den Abstieg darstellt, mithin dessen Verletzung gar keine Schwächung sein konnte.
Jedenfalls: Stephan hat seine Sache sehr vernünftig gemacht.
3.1.2. Rakovsky
War kein Stammspieler, für eine Beurteilung zu wenig Spiele.
3.1.3. Nilsson
Offenbar haben nicht gar so wenige vergessen, dass die Stamminnenverteidigung der vergangenen Saison nach Nilssons schwerer Verletzung Wollscheid/Wolf und nicht Wollscheid/Nilsson lautete. Nilsson war auf seinen bisherigen Fußballerstationen immer eine Führungspersönlichkeit, soll es, wie man hört, auch bei Nürnberg sein, auch wenn er nicht spielt. Fähig zum langen, öffnenden wie auch zum Leichtfußkatastrophenpass. Über die Leistungsfähigkeit einer Innenverteidigung Nilsson/Wollscheid kann man nur Vermutungen anstellen, denn leider hat sich Nilsson erneut schwer verletzt. Aber Klose ist ja auch kein Schlechter.
3.1.4. Bunjaku
Faustformel: so lange ein Spieler verletzt ist, so lange dauert es, bis er seine alte Leistungsfähigkeit erreicht – wenn überhaupt jemals wieder. Er braucht wohl noch Zeit, die man ihm auch geben sollte.
3.1.5. Eigler
In meinen Augen tatsächlich eine Schwächung, da Eigler auch als Einwechselspieler immer für ein Tor gut ist. Stand aber eben oft auch nicht in der Anfangsformation.
3.1.6. Frantz
Einen Frantz in Hochform, den nicht zu haben, das bedeutet selbstverständlich eine Schwächung. Auch wenn der Club während der langen Verletzungspause des Spielers genugsam erfolgreich war. Ansonsten: dieselbe Faustformel wie bei Bunjaku.
3.1.7. Pinola
Wurde von Plattenhardt alles in allem sehr ordentlich vertreten. Vor allem, da Pino derzeit nicht der Pino des Pokalsiegerjahres ist. Nach vorne wirkt er seltsam verunsichert, ist derzeit nicht mehr der, dem man die legendäre „Mutter aller Konter“ (weiter Pass Schieber auf Pino, welcher überlegt am Torwart vorbei schiebt) zutrauen würde. Nach hinten gilt derzeit wiederum auch nicht das, was die „SZ“ einst lobend schrieb: dass jeder verlorene Ball eine persönliche Angelegenheit sei und auch als solche behandelt werde. Ein Duell wie das im Pokalfinale gegen Roberto Hilbert derart phantastisch zu führen, davon ist, sorry, der Pino des Jahres 2011 weit entfernt.
3.1.8. Didavi
Kann man noch nicht beurteilen – der gute Saisonstart fand aber auch ohne ihn statt.

3.2. Man kann nun natürlich immer sagen, dass es die Summe macht. Aber, wie ich oben schon ausgeführt habe: die Idealelf spielt fast nie zusammen und ich bezweifle sogar, dass die Mehrheit der derzeit oder bis vor kurzem noch Verletzten, dazu gehören würde.

4. Könnte es sein, dass man von der Phase Mit-Leihspielern-den-Klassenerhalt-sichern zu früh zur nächsten, höheren Stufe der Wertschöpfungskette gesprungen ist?
Grundsätzlich müsste man dazu wissen, was der Markt überhaupt hergegeben hätte. Wir werden hier, auch wenn Hecking, nach eigener Aussage, kein Freund von Wintertransfers ist, nach der Winterpause schlauer sein, vor allem, wenn es gelingt, im Pokal noch ein wenig nicht eingeplanten finanziellen Speck anzufuttern.

5. Könnte es sein, dass nicht mehr gilt, was am Anfang der Saison galt: dass der FCN als Mannschaft überzeugt ist wie nur wenige von dem, was man spielt (sinngemäß nach Meyer), dass vielmehr die taktisch durchaus anspruchsvolle Spielweise in flexiblen Systemen die Spieler überfordert? So dass der Club keinen eigenen Spielstil mehr zu produzieren vermag?
Ich habe es anfangs schon ausgeführt: ich halte Heckings als rhetorische Frage gekleidetes Urteil, man könne von dem Spiel gegen den FC Bayern nichts lernen, mit Verlaub, für einen Schmarrn. Man lernt, nicht nur, aber eben auch, von den Besten. Die von Alexander zitierte Analyse in „Spielverlagerung“ attestierte dem Club ein taktisch anspruchsvolles System. Bei Solbakken hätte es wohl nach eineinhalb Minuten geheißen: für diese Mannschaft wohl zu anspruchsvoll. Aber wir sind ja bei Hecking. Der im Sportstudio en passant selbst zugab, dass alles am Spielzug, der zum ersten Tor führte, den Spielern bekannt gewesen sei – „das ist ja das Schlimme“. In der Tat ist es ein probates, vielfach erfolgreiches Mittel (vergleiche Argentiniens Taktik unter Pekerman im WM-Spiel gegen Deutschland), den Gegner zum schwierigen, d. i. zum langen Pass zu zwingen und dass Badstuber diesen gerne spielt, dafür ist er ja, wie von Hecking bestätigt, auch bekannt. Also will man das durch die extrem kompakte Anfangsaufstellung provozieren. Genau das führt in der zweiten Minute nach einer Kette allesamt bekannter Spielzüge zum Gegentor, welches die ganze Taktik über den Haufen wirft. Da kann man schon mal die Frage stellen, ob das dann die richtige Taktik für diese Spieler war…

6. (Kein) Fazit.
Denn für ein solches ist es noch viel zu früh. Es ging mir bei meinem Beitrag auch gar nicht so sehr um die Kritik, es ging mir vielmehr darum, dass ich durchaus ernste Probleme sehe und diese Sicht zur Diskussion stellen möchte – nicht zuletzt um hernach selbst einiges eventuell anders oder zumindest klarer zu sehen. Im Gegensatz zu den offiziellen Verlautbarungen sehe ich es nämlich durchaus als bedenklich an, wenn der Club in München eine Vorstellung abliefert, die fatal an die Ingolstadts erinnert (derzeit Tabellensechzehnter der 2. Liga). Es ist in meinen Augen eben nicht damit getan, auf ManCity oder andere Mannschaften zu verweisen und das alles als „eben die Bayern“ abzutun. Eben nicht „die Bayern“, sondern eine in der eindeutigen Tendenz des Punktdruckmessers abgebildete schleichende Verschlechterung. Diesen Trend umzukehren wird die schwere Aufgabe der nächsten Wochen sein, sonst, das sage ich hier ganz deutlich, offen und ganz ohne Depression, können wir uns in meinen Augen darauf einstellen, dass das Spiel gegen Greuther Fürth die Generalprobe für die Relegation werden wird.

22 Gedanken zu „Problemzonen

  • 03.11.2011 um 14:51
    Permalink

    sehr bedenkenswerter beitrag!was an der statik des clubspiels nicht stimmen könnte,finde ich detailiert und elegant dargelegt.muss das aber jetzt erstmal paroli laufen lassen! 🙂

  • 03.11.2011 um 14:58
    Permalink

    Lässt sich gut lesen und stellt eine vernünftige Sicht der Dinge dar, wie man es eben auch sehen kann. Ich fürchte nur, wissen werden wir es alle erst hinterher – oder auch nicht.

    Guter Artikel, auch wenn ich in manchem (nicht allem) eine andere Sicht habe. Bsp. ob Pekhart der falsche Stürmer ist, lässt sich wohl noch gar nicht sagen für einen Spieler seines Alters und in der Kürze der Zeit. – In Sachen ‘die Mannschaft der Vorbereitung ist selten die Mannschaft am 34. Spieltag’ ist das vollkommen korrekt, allerdings ist es schon ein Unterschied, ob sukzessive sich peu a peu eine Veränderung einstellt, oder ob man innerhalb von wenigen Spieltagen einen Komplettumbau vornehmen muss. Und unfreiwillig dazu! Da nicht aufgrund positiver Eindrücke von Dingen, die sich als besser passend erwiesen haben, vorgenommen, sondern notgedrungen. Die Mannschaft hat sich nicht hierher entwickelt, sie ergab sich so fast von selbst.

    Da ich so oft zitiert werde (fühle mich durchaus geehrt!), aber auch noch etwas zusammenfassendes: Ich bin wahrlich kein Anwalt der Situation! Gefallen tut mir das alles auch nicht und die Problemzonen sind leider eben solche. Die Frage ist, die sich einem stellt, glaubt man an eine Besserung, wenn die Ursachen, die man selbst ausmachte, beseitigt sind? Oder bewahrheiten sich die Befürchtungen, dass es daran allein doch nicht lag. Was das Urteil (die Beurteilung) dabei nicht einfacher macht: Wir sind eben auch ein Kandidat für das hintere Mittelfeld – auch in Bestbesetzung. Veränderungen zu jetzt sind daher nur schwer klar festzumachen. Oder anders formuliert: 3 Punkte mehr, und man wäre wohl beruhigter allenthalben auf Platz 12. Aber schon 4 Punkte mehr (was die beiden verpassten Siege gegen Bremen und Mainz ja bedeutet hätten) und man röche schon wieder am Europapokalplatz. Und die Wahrnehmung wäre dann vielleicht schon eine ganz andere.

  • 03.11.2011 um 15:21
    Permalink

    Alexander | Clubfans United: Bsp. ob Pekhart der falsche Stürmer ist, lässt sich wohl noch gar nicht sagen für einen Spieler seines Alters und in der Kürze der Zeit.

    Da liegen wir gar nicht mal unbedingt auseinander. Ich beziehe mich ja auch weniger auf den Spieler Pekhart, dessen Können ich noch nicht mal beurteilen kann und möchte, da er eben vom Rest der Mannschaft nichts bekommt, was er verwerten kann (noble Ausnahme: Hegeler letzte Woche), sondern auf den Spielertypus. Also meine Frage: welche Konsequenz zieht man aus dieser Situation?

  • 03.11.2011 um 15:34
    Permalink

    @Hörnla: Zu Pekhart schreibst Du:

    “Das Nürnberg des Jahres 2011 ist aber eine Mannschaft, die eher einen „Frontkämpfer“ (Hecking) wie Schieber bräuchte. Einer, der mit großem Laufeinsatz sofort den gegnerischen Innenverteidiger unter Druck setzt und eventuell den langen Ball provoziert, der leichter zu verteidigen ist – vor allem durch eine Mannschaft, deren Philosophie es ist, gnadenlos und konsequent Druck gegen Gegner und Ball auszuüben. Ein Stürmer, der sich vor allem zeigt….”

    Dem setze ich entgegen, dass Pekhart in fast allen Spielen einer der laufstärksten Akteure ist, einer der regelmäßig rund 12 km zurücklegt und somit sehr wohl Druck auf die gegnerische Verteidigung ausübt. Der Unterschied zu Schieber besteht wohl eher darin, dass Schieber mehr mit dem Ball und Pekhart eher ohne Ball unterwegs ist. Pekhart ist also ebenso fleißig, aber viel mehr von seinen Nebenleuten abhängig, von denen er eben richtig eingesetzt werden muss – wie letzten Samstag durch Hegeler. DAS aber funktioniert offensichtlich noch nicht so recht, da es eine andere Spielweise und andere Laufwege als bisher erfordert – Übungssache.

  • 03.11.2011 um 15:53
    Permalink

    Viel Bedenkenswertes, auch wenn ich nicht in allen Punkten zustimmen würde. Das nur vorweg, weil ich nur zu den Sachen etwas sage, wo ich widerspreche, das klingt womöglich also dann nach mehr Widerspruch als es ist.

    a) Ich glaube die Kritik an den Kritikern wird mehr nach außen gezeigt als nach innen abgewehrt. Die Verantwortlichen sind sich sehr genau der Schwächen im Team bewusst und wissen auch das keineswegs alles runläuft. Sie wollen meiner Einschätzung nach das nur nach außen nicht so unbedingt zugeben. Das dient, wie ich das sehe, eher zur Beruhigung der Beteiligten. Hecking war ja am Montag im Ronhof zum Scotuing und ist im VIP-Raum von einem Anwesenden mit den Worten “Danke für das Scheiß-Spiel am Samstag, ich bin nach siebzig Minuten gegangen” begrüßt worden. Das hat er mit den Worten “Du hast’s gut, ich musste mir den Scheiß bis zum Schluss anschauen, ich wär am liebsten schon nach zwei Minuten gegangen.” beantwortet. Zeigt schon, dass der irgendwie auch weiß, was Sache ist, es aber nach außen nicht immer so darstellt. Meines Erachtens ist das schlimmste was uns passieren kann, mit dieser jungen Mannschaft in einen echten Abstiegskampf zu müssen. Dafür dürften viele im Team eben nicht reif genug sein.

    b) Tomas Pekhart. Vorneweg, Eigler halt ich für die komplett falsche Lösung für die Sturmspitze, zumindest in einem 4-2-3-1, dafür ist er zu wenig ballsicher und nicht kopfballstark genug. Nun zu Pekhart, der wäre nämlich eigentlich schon so einer, nur wird er meines Erachtens falsch eingesetzt. Idealiter sieht das Angriffsspiel im 4-2-3-1 ja so aus, dass der Ball auf den Stoßstürmer kommt, der ihn annimmt, hält und dann auf die schnellen Außenstürmer (bei uns also Mak, Esswein, Chandler, Frantz, etc.) ablegt. Diese ziehen bis zur Grundlinie und bringen den Ball in den Strafraum, wo der Stoßstürmer dann die Chance hat das Ding ins Tor zu wuchten. Nur spielen wir das System nicht so und rauben Pekhart damit seiner durchaus vorhandenen offensiven Kopfballstärke. Unsere Außen flanken durchgehend zu früh, rücken durchgehend zu spät nach und verheddern sich zu oft in der Defensive. Der Aufbau des Kaders mit vielen eher kleinen, flinken und wendigen Außenmittelfeldspielern/-stürmern lässt ja eigentlich nur den Schluss zu, dass Hecking das eigentlich so spielen möchte wie oben beschrieben, allein es geschieht nicht. Daher zwei Möglichkeiten, im Training mehr in diese Richtung arbeiten oder das System doch umstellen. So wie wir teilweise eben jetzt mit zwei Spitzen agierten (wie in Aue), für das System ist Pekhart aber IMO tatsächlich der – wie du sagst – falsche Stürmer, da wäre ein Duo aus Eigler/Bunjaku/Esswein in meinen Augen besser geeignet.

    c) Die Einschätzung der Hecking-Aussage, dass man in München nichts hätte lernen können. Das seh ich tatsächlich auch so. Wenn der Unterschied zu groß ist, lernt man nichts mehr, sondern staunt nur ohne selbst was mitzunehmen. Ich könnte mich stundenlang neben einen Meisterjongleur stellen und der könnte mir alle Feinheiten erklären, ich würde trotzdem nach dieser Lektion nichts können, weil ich nicht mal drei Bälle gleichzeitig in der Luft halten kann. Ähnlich sieht das für mich mit Bayern aus, die sind einfach so weit weg, dass wir, ohne die Zwischenschritte zwischen Drei Bälle in der Luft halten und mit Motorsägen jonglieren erklärt zu bekommen, einfach da nichts lernen können. Ändert nichts dran, dass der Auftritt an sich desaströs war.

  • 03.11.2011 um 15:56
    Permalink

    Hörnla: Da liegen wir gar nicht mal unbedingt auseinander. Ich beziehe mich ja auch weniger auf den Spieler Pekhart, dessen Können ich noch nicht mal beurteilen kann und möchte, da er eben vom Rest der Mannschaft nichts bekommt, was er verwerten kann (noble Ausnahme: Hegeler letzte Woche), sondern auf den Spielertypus. Also meine Frage: welche Konsequenz zieht man aus dieser Situation?

    Das eben die Frage wie das mit der Sache von Henne und Ei. Was ist das Ausgangsproblem: Der Pekhart oder die Zuspiele. In dem Fall zudem ein doppeltes, denn aufgrund der verletzungsbedingten “Unordnung” kann sich ja auch nix einspielen. Zudem erinnere ich mich dunkel, dass ein Schieber anfänglich wahrlich nicht gleich gefeiert wurde. Und: Mit Ekici und Gündogan standen auch ganz andere Passspieler zur Verfügung.

    Ich meine einfach: Es kann gut sein, dass du am Ende recht hast und es nicht passt und nachjustiert werden muss. Aber beurteilen kann man das nicht, weil bisher einfach nix normal war. Wenn man jetzt auch noch neue Spieler dazunimmt, wird alles ja noch konfuser, fürchte ich. Und dass wir Spieler holen, die sofort eine Verstärkung sein können, da fehlt mir bisschen der Glaube an die Finanz- und Strahlkraft des FCN.

  • 03.11.2011 um 19:41
    Permalink

    also zumindest das tor gegen hertha war doch genau so gespielt,durch bis zur grundlinie(hegeler) pass leicht nach hinten-peckhart-tor.vielleicht müssen sie es sich nur paarmal anschauen,damit das wieder klappt.

  • 03.11.2011 um 20:13
    Permalink

    Die Fehler wurden leider schon vor der Saison im Management gemacht. Von der DFL waren 10% Schuldenabbau gefordert. Das wären 1,06 Millionen gewesen. Wir haben unsere Schulden um 4,3 Millionen abgebaut. Die Differenz von 3,24 Millionen Euro hätte dringend in die Mannschaft investiert werden müssen und zwar vornehmlich fürs kreative Mittelfeld. Wir sind in der Situation, daß niemand das Spiel lenken, schnell machen, langsam machen, beruhigen, gute Pässe spielen kann. Haben wir den Ball erobert, ist er schneller wieder weg, als man schauen kann. Es fällt auf, daß der Ball kaum mal länger als 15 Sekunden oder über mehr als 5 Stationen in unseren Reihen läuft (mal ausgenommen die Rückpässe zum Tormann und zurück). Dies ist verbunden mit keinem Meter Raumgewinn nach vorne. Entweder der Ball wird gleich wieder verloren oder mangels Anspielstationen einfach planlos Richtung Pekhart gedroschen.
    Spieler wie Cohen, der zweikampfstark, aber weniger kreativ ist, leiden am meisten darunter nach Balleroberung keine Anspielstationen zu haben. Letztes Jahr hat er sich reihenweise die Bälle erobert und dann halt Gündogan oder Ekici angespielt. In dieser Saison versucht er es selbst und verliert den Ball oder spielt den Ball zu Feulner, der auch kein Spielmacher ist und danach ist der Ball weg.
    Wir müssen im Winter unbedingt jemanden fürs kreative Mittelfeld verpflichten, der Übersicht hat und die Jungen führen kann, sonst wird es ganz eng. Alleine auf sich gestellt sind unsere vielen jungen Talente überfordert.

  • 03.11.2011 um 20:19
    Permalink

    Thomas, im Prinzip haste ja recht, ich hab dabei nur ein Problem. Mir fiele kein bezahlbarer Spieler ein, der in dieses Profil passt. Das Management hätte mE schon mehr Geld ausgegeben und weniger Schulden abgebaut, wenn ein derartiger Spieler auf dem Markt gewesen wäre. Doch wer hätte das sein sollen? Und wer ist das jetzt?

  • 03.11.2011 um 20:25
    Permalink

    Christian: Jain. Klar kam die Flanke von der Grundlinie, da ist aber weniger die Schnelligkeit der Außen ausgenutzt worden und mehr die technische Überlegenheit von Hegeler gegen Franz. Das Ding ist ja aus nem Einwurf entstanden, der tief in der Hertha-Hälfte war, nicht durch nen “geplanten Angriff. Am ehesten war noch das 3:3 gegen Mainz ein typisches 4-2-3-1-Tor, schnell über die Flanke, in der Mitte ist Pekhart besser postiert als der Verteidiger, Tor. Aber selbst da ging das nicht von nem Ball, den Pekhart abgelegt, sondern von nem öffnenden Pass von Wollscheid.

  • 03.11.2011 um 21:22
    Permalink

    “Könnte es sein, dass man sich mit dem notorisch wiederholten Hinweis auf die vielen Verletzten in die Tasche lügt?”

    Gut gestellte Frage, die ich mit einem klaren “Ja, is so!” beantworte.

    Im Übrigen bin ich der Meinung, dass Pekhart und Feulner keine Fehleinkäufe sind.

    Bin überhaupt der Meinung, dass unsere Mannschaft so gut besetzt ist, dass sie kein Abstiegskandidat sein dürfte – und zwar auch dann nicht, wenn mal ein paar Spieler nicht einsatzfähig sind. Dass man sie zum gegenwärtigen Zeitpunkt als Abstiegskandidaten sehen muss, liegt daran, dass die Spieler nicht das bringen, was sie von ihrem Potential her leisten können.

    Was die Frage anbelangt, ob die Taktik im Bayern-Spiel “die richtige Taktik für diese Spieler” war, stellt sich mir die Frage, ob das frühe 0:1 auch gefallen wäre, wenn die Spieler unserer Mannschaft so konzentriert zu Werke gegangen wären, wie man es von Bundesligaprofis in den Anfangsminuten eines Bundesligaspiels erwarten darf.

  • 04.11.2011 um 07:11
    Permalink

    Na ja das Bayernspiel (mit Schweini) kann man abhaken, wenn man sieht, wie schnell sich auch ein CL Team wie Neapel eben mal 3 Tore kurz nacheinander einfängt.
    Vielmehr wird der nächste Spieltag gegen Freiburg mit Sicherheit ein kleiner Krimi mit oder ohne Happy End, das bleibt offen. Es sind so einige brisante Variablen vorhanden, abgesehen davon dass uns (ausgerechnet) Freiburg schon fast historische Niederlagen beigebracht hat, daran will man gar nicht zurückdenken :-X
    bin ich sehr gespannt wenn, wie gestern im Boulevard zu lesen war, Hecking das Clubteam auf 6 Position umbauen will. So sehr man durchatmet dass einige Verletzte wieder einsatzfähig sind, bin ich ein wenig skeptisch die Rückkehrer vielleicht nicht besser step by step zurückzubringen.
    Oenning hätte man wohl hartnäcking Planlosigkeit attestiert, bei solch einem Umbau von einem Spieltag auf den anderen 🙂
    Ein richtungsweisendes Spiel und mehr Fragezeichen als je zuvor. Freut mich persönlich aber, dass scheinbar Maroh wieder die Nase vorne hat, ein eingespielter Maroh dem man auch Vertrauen schenkt, würde ich persönlich jederzeit Klose vorziehen. Vor einigen Wochen dachte ich noch ich hätte diese Meinung exklusiv 🙂

  • 04.11.2011 um 10:24
    Permalink

    Ich möchte noch einwerfen, daß der Punktdruckmesser keineswegs stetig nach unten zeigt – er befindet sich selbst jetzt noch in der Horizontalen!

    Es könnte natürlich auch sein, daß das Gerät defekt ist.

  • 04.11.2011 um 10:34
    Permalink

    Gibt’s hier eigentlich noch jemanden, den ein mulmiges Gefühl beim Gedanken an das Spiel morgen beschleicht?

  • 04.11.2011 um 10:58
    Permalink

    Töffi:
    Gibt’s hier eigentlich noch jemanden, den ein mulmiges Gefühl beim Gedanken an das Spiel morgen beschleicht?

    Na ich hoffe doch die Mannschaft, damit sie mit vollem Einsatz und höchster Konzentration zu Werke geht! Was passiert, wenn man einen eigentlich unterlegenen Gegner zu leicht nimmt, konnte man gestern bei Schalke beobachten….

    Ich hoffe, morgen werden wir das nicht erleben, zwei sinnlos verlorene Heimspiele hintereinander gegen diesen Horrorgegner sollten Warnung genug sein!

    Allerdings missfällt mir etwas die von MB offen zur Schau getragene Ironie (“mir schlottern die Knie”), die ein wenig dagegen spricht, den Gegner ausreichend ernst zu nehmen. Davon sollte sich das Team nicht beeinflussen lassen.

  • 04.11.2011 um 11:04
    Permalink

    Juwe:
    bin ich sehr gespannt wenn, wie gestern im Boulevard zu lesen war, Hecking das Clubteam auf 6 Position umbauen will. So sehr man durchatmet dass einige Verletztewieder einsatzfähig sind, bin ich ein wenig skeptisch die Rückkehrer vielleicht nicht besser step by step zurückzubringen.

    Hecking meinte ja selber gestern in der PK, dass er über die Theorie, dass er gleich sechs Leute austauschen würde, nur lachen kann. Geh also davon aus, dass die Rotation kleiner als die halbe Mannschaft ausfällt (wobei natürlich schon vieles für eine Reinnahme von Schäfer, Eigler, Pinola und Feulner spricht).

    Optimist:
    Allerdings missfällt mir etwas die von MB offen zur Schau getragene Ironie (“mir schlottern die Knie”), die ein wenig dagegen spricht, den Gegner ausreichend ernst zu nehmen. Davon sollte sich das Team nicht beeinflussen lassen.

    Leider kann man in der BILD nur Baders Antwort und nicht die Frage lesen, gibt ja durchaus Fragen, auf die man nur mit Ironie antworten kann. Mir persönlich wäre es aber durchaus auch recht, wenn man in so ein Spiel geht und dann einfach mal sagt “Die hau mer weg”. Das Understatement, das wir selbst in der Hochphase letztes Jahr an den Tag gelegt haben, bremst manchmal mehr als dass es vor Überheblichkeit schützt. Deshalb für morgen: “Die hau mer weg!” 😉

  • 04.11.2011 um 11:17
    Permalink

    Florian,

    So lange aus dem “die hau mer weg!” kein “des mach mer mit links!” wird, passt das schon, da bin ich auch für gelebtes Selbstvertrauen 😉

  • 04.11.2011 um 11:25
    Permalink

    Mir ist schon seit dem Nicht-Sieg trotz 75-minütiger Überzahl im Bremen-Spiel mulmig. Diese Mulmigkeit wurde durch die Erfolglosigkeit in den Spielen gegen Mainz und Wolfsburg – beides Gegner, die so schwach waren, dass es einfach nur schwach war, dass unsere Mannschaft nicht gewonnen hat – gesteigert.

    Es geht morgen darum, dass unsere Mannschaft durch einen Sieg beweist, dass man ihr zutrauen kann, die Klasse zu halten. Es geht um eine vertrauensbildende Maßnahme.

    Wenn man mich fragt, ob der Club morgen das Heimspiel gegen den Tabellenletzten gewinnt, sage ich: “Das weiß ich nicht. Aber ich erwarte es. Punkt. Aus. Ende der Durchsage!”

  • 04.11.2011 um 11:50
    Permalink

    belschanov:
    Wenn man mich fragt, ob der Club morgen das Heimspiel gegen den Tabellenletzten gewinnt, sage ich: “Das weiß ich nicht. Aber ich erwarte es. Punkt. Aus. Ende der Durchsage!”

    Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen.

  • 04.11.2011 um 12:05
    Permalink

    Töffi:
    Gibt’s hier eigentlich noch jemanden, den ein mulmiges Gefühl beim Gedanken an das Spiel morgen beschleicht?

    Ja, ich habe ein ganz schlechtes Gefühl… Was aber nichts heißen muß…
    Wäre gut, wenn unsere Mannschaft endlich mal wieder ein Spiel über 90 Minuten konzentriert und wach bestehen würden…

  • 04.11.2011 um 15:42
    Permalink

    BSE 08:
    Ich möchte noch einwerfen, daß der Punktdruckmesser keineswegs stetig nach unten zeigt – er befindet sich selbst jetzt noch in der Horizontalen!

    Es könnte natürlich auch sein, daß das Gerät defekt ist.

    Solange man im Rahmen des ausgegebenen Saisonziels ist, ist da nix defekt. 😀

Kommentare sind geschlossen.