Pflichtsieg in Leverkusen
“Weißt du, was wir heute tun sollten?”, sagte Hannes (klick) am samstagabendlichen Tresen und prostete mir zu.
“Verrat’s uns”, sagte ich und prostete zurück.
“Uns mal so richtig besaufen. Nach der langen Durststrecke haben wir ein Recht auf einen Rausch. Finde ich.”
“Ich rate ab”, sagte ich.
“Warum?”
“Von Rausch rate ich ab. Mit Rausch haben wir schlechte Erfahrungen gemacht (klick und klick).”
“Mal wieder typisch”, sagte Hannes, “da schafft der Club mal eine Sensation und du redest vom Abstieg.”
“Der Sieg in Leverkusen war eine Überraschung”, sagte ich, “aber er war auch ein Pflichtsieg. Ein Pflichtsieg ist kein Grund, sich zu besaufen.”
“Pflichtsieg?”, sagte Hannes, “ein Sieg in Leverkusen ein Pflichtsieg?”
“Ja. Ein Pflichtsieg. Wenn man gegen Freiburg und Hoffenheim daheim verliert, wenn man gegen Mainz vor eigenem Publikum einen 2:0-Vorsprung gönnerhaft verspielt, wenn man in Wolfsburg verliert, obwohl das Spiel ganz leicht…”
“Hodda scho Rechd”, sagte Alfred (klick), “hodda scho Rechd.”
“…zu gewinnen gewesen wäre, wenn man sechs bis acht Punkte larifarimäßig liegen lässt, während Mainz und Augsburg in Heimspielen gegen Bayern München (klick) und Gladbach (klick) ihre Pflicht tun…”
“Hodda scho Rechd.”
“…dann sind Überraschungsiege Pflicht. Dann ist ein Sieg in Leverkusen ein Pflichtsieg.”
“Hör doch auf”, sagte Hannes, “ich kann mich gar nicht erinnern, dass der Club in Leverkusen überhaupt schon mal gewonnen hat.”
“Hat er schon mal”, sagte ich, “in der Saison 2002/03 hat er 2:0 in Leverkusen gewonnen, pikanterweise auch am 17. Spieltag, Tore durch Ciric und Jesus Junior (klick).”
“Das weißt du noch so genau?”
“Ja. Was nicht allzu oft vorkommt, merke ich mir. Übrigens…”
“Noch ein Pils?”, fragte mich der Wirt über den Tresen.
“Ja”, sagte ich, “klar. Eins geht noch.”
“Aans gehd imma nuch.”
“Was übrigens?”, sagte Hannes.
“Übrigens ist der Club am Ende der Saison 2002/03 abgestiegen.”
“Hoffndlich is des ka schlechds Oomen. Wenn baim Glubb aamoll woss Bleeds bassierd, bassierd maasdns des Glaiche a zwaads Mool nuch bleeda.”
“Hört doch endlich auf mit eurer bescheuerten Unkerei! Heute ist ein Tag der Freude. Souveräner 3:0-Auswärtssieg gegen Ballack, Sam, Rolfes, Schürrle und wie sie alle heißen. Geb’s zu Michael. Das hättest du auch nicht gedacht. Damit konnte man wirklich nicht rechnen. Super Tor von Didavi nach einem super Pass von Eigler…”
“Ja, schöne Spielverlagerung.”
“…Cooles Tor von Hegeler zum 2:0…”
“Ja, woor schdorg, schdorg gmachd, a saubas Door, sauba ins Egg gezwirblld, aiskolld woor des, aiskolld.”
“…und endlich wieder mal ein Tor von Pekhart…”
“Wurde aber langsam auch Zeit.”
“…und Schäfer war heute Weltklasse…”
“Schdorg auf da Linie.”
“…und Feulner, starke Partie als rechter Verteidiger…”
“Und was musste ich mir immer anhören, wenn ich gesagt habe, dass heuzutage ein offensiver Außenbahnspieler auch als Außenverteidiger einsetzbar sein muss!”
“…Wisst ihr, was? Ich geb’ ne Runde Schnaps aus.”
“Drei Wodka?”, fragte der Wirt über den Tresen.
“Ja, drei Wodka”, sagte Hannes, “ihr trinkt doch einen mit?”
“Wenn’s denn sein muss”, sagte ich.
“Fir miech nedd, iech vadrooch doch kann Schnabbs”, sagte Alfred und ich holte die Zigarettenschachtel aus der Jacketttasche und gab Alfred eine Blend 29 und der Wirt stellte zwei Gläser Wodka auf den Tresen und Hannes sagte: “Prost”, und ich prostete zurück und schon waren die Gläser leer und Hannes sagte zum Wirt: “Noch zwei”, und ich: “Einer geht noch. Einer geht immer noch”, und Alfred steckte sich die Zigarette hinters Ohr und trottete nach draußen und sang (klick):
AANA GEHD NUCH, AANA GEHD NUCH NAI…
Ich fasse mal kurz zusammen:
Je 3 Punkte gegen Freiburg, Hoffenheim und Wolfsburg liegen gelassen, dazu noch je 2 gegen Mainz und Bremen, vielleicht auch noch gegen Stuttgart. Dann müsste der Club also eigentlich 15 Punkte mehr haben, macht 33, und wäre somit wieder auf CL-Kurs.
Glaubt tatsächlich jemand, dass das die Tabellenregion ist, wo der Club derzeit hingehört? Mit 18 Punkten steht der Club jetzt nach der Hinrunde quasi 2 über Par, und das ist nicht die schlechteste Ausgangssituation.
2002/03 stand man zwar besser da, spielte dann aber leider mit nur 9 Punkten eine katastrophale Rückrunde. Ich gehe mal davon aus, dass sich Geschichte nicht wiederholt.
Claus, gegen Hoffenheim drei Punkte…..neeeee, net wirklich! Da hatten wir net den Hauch einer Chance. Falls doch, wäre unsere Mannschaft dann in Vizekusen eingebrochen!
Ich habe ja nur zusammengefasst. Hier war mehrmals zu lesen, dass man gegen so schwache Hoffenheimer gewinnen muss.
Bist Du morgen auch vertreten? Auch zur “Nachsitzung”?
Claus, im Stadion werd ich sein, wenn´s irgendwie geht… Danach wirds scho schwieriger, da ich wohl am Mittwoch arbeiten muss… aber bis zu Deiner Abreise sollte es im LBP doch zumindest mal klappen… Korespondieren können wir ja über hier… 😉
Völlig off Topic:
Ich bin bis 30. in Nürnberg resp. Feucht, werde aber nicht täglich am Rechner sitzen, also eine entsprechende Vorwarnzeit einkalkulieren. Du könntest ja mal mit den anderen üblichen hiesigen Verdächtigen einen Termin vereinbaren und mir dann Bescheid geben.
Ein Pflichtsieg – so trocken kann das nur belschanov auf den Punkt bringen.
Ich hätte ja gesagt: “Ein Lebenszeichen! Hurra, wir leben noch!!”
Und an Claus:
Ich würde ja sagen: Ein Punkt gegen die Mainzer erduselt, vier Punkte gegen Augsburg und Hertha ergaunert (jeweils eine einzige Torchance im Spiel). Macht fünf.
Auf der anderen Seite lasse ich nur die drei Punkte gegen Freiburg und vielleicht einen gegen Wolfsburg gelten (denn ob wir wirklich eine Führung nach Hause geschaukelt hätten wage ich stark zu bezweifeln – schließlich hätten wir ja so gesehen auch nach dem 1:1 das Unentschieden nach Hause schaukeln sollen). Und ich gestehe uns noch einen Punkt zu – gegen M’gladbach! Denn ohne den geschenkten Elfer hätten die bei aller Überlegenheit an dem Tag keinen mehr reingetroffen!
Mein Fazit: Wir stehen genau da, wo wir hingehören!
Aber Claus, Du könntest mir eine andere Frage beantworten: Wie konnten wir 2003 in der Rückrunde so einbrechen? Ich kann mich kaum mehr erinnern. Das war ja genauso schlimm wie bei der Eintracht letztes Jahr.
Ich glaube nicht, dass belschanov meinte, dass der Club alle genannten Spiele hätte gewinnen MÜSSEN, aber gar keins, das langt halt nicht. Wer die machbaren nicht macht, der muss zumindest ein paar unerwartbare Siege einfahren, sonst kann man ja nicht in der Liga bleiben.
Also, wenn der Club erstklassig bleiben will und die einfachen Punkte liegen lässt, dann muss die Mannschaft eben das “unmögliche” schaffen, wie am Samstag gegen Leverkusen.
Ziel erreicht, 2 Punkte über dem Strich, Kurs Klassenerhalt. Aber wie oben schon bemerkt, die Rückrunde darf auf keinen Fall schwächer werden, eher einen Tick besser. (Gegen viel besser hätte aber sicher auch keiner was)
@BSE08: Da muss sich eine gnädige Amnesie meiner bemächtigt haben, aber schau Dir das Drama selbst in der Kurzzusammenfassung an:
http://www.cluberer69.de/PlatzierungenundSpieleab2000-Dateien/sheet008.htm
Und beachte vor allem die Mannschaft! Damit durfte man nie absteigen! 2 Siege und 3 Unentschieden nach einer 21er Hinrunde!
Doch, an eines kann ich mich erinnern:
Klaus Augenthaler hat in der Sportschau auf die sinngemäße Frage, was er denn machen könnte, um den Club wieder in die Spur zu bringen, wortwörtlich geantwortet: “Ich weiß es nicht.”
Kurz danach wurde er beurlaubt, was nach dieser Äußerung kein Wunder war, so etwas darf ein Trainer nie öffentlich sagen. Für seinen Nachfolger Wolfgang Wolf war es dann wohl schon zu spät, das Ruder nochmal herumzureißen.
Mein lieber Freund belschanov, Du und Deine Unkerei!Schon wie letztes Jahr ( Gereimtes!) auf 2002/2003 zu verweisen. Und auch ich werde mich wiederholen: Was hättest Du wohl im Dezember 1967 geschrieben ?? 😉 Zumindest nicht auf 2002/2003 verwiesen! Obwohl, auch DAS traue ich Dir durchaus zu…. 😉
Auf dass Du auch in einem Jahr an 2002/2003 erinnerst… 😉
@KUZ
Immer schön sachlich bleiben, KUZ! Wenn ich im Dezember 1967 schon des Schreibens mächtig gewesen wäre, hätte ich geschrieben: Die Deutsche Meisterschaft ist Pflicht!
(Sowas mal schreiben zu dürfen…)
belschanov, zu Weihnachten werden manchmal Wunder wahr… 🙂