Tresenbotschaft an Weihnachten
“Normool wärd baim Glubb a Dreena endlossn”, sagte Alfred (klick) am weihnachtlichen Tresen, “iech waas goor nedd, obbs dess baim Glubb iewahabds scho amool geem hodd, dass a Dreena gehd, obwohla goor nedd endlossn worn iss.”
“Magath”, sagte der Wirt über den Tresen. “Magath ist in der Sommerpause 1998 überraschend gegangen, nachdem er mit dem Club aufgestiegen ist.”
“Worumm?”, fragte Alfred.
“Ging wahrscheinlich um Geld”, sagte der Wirt.
“Magath wollte neue Spieler”, sagte ich, “und Roth machte ihm klar, dass da nichts geht. Zumindest nicht so, wie Magath es sich vorstellte. So war’s in den Zeitungen zu lesen.”
“Eben”, sagte der Wirt: “Geld.”
“Nicht immer ging’s um Geld”, sagte Hannes (klick). “Der Nachfolger von Magath, wie hieß der doch gleich?…”
“Reimann”, sagte ich, “Willy Reimann.”
“…der hat den Trainerposten aufgegeben, weil seine Frau schwer krank war.”
“Genau”, sagte der Wirt. “War auch in der Weihnachtszeit. Und dann kam Rausch.”
“Und dann kam der Last-Minute-Abstieg 99”, sagte ich.
“Doo woor obba da Rausch nedd schuld droo. Dess woor di Schuld vo demm, woo allaa voorm Door na Fraiburcha Doorwadd oogschossn hodd (klick). Dess woor der, der, wie hodda ghaasn?…”
“Baumann”, sagte ich, “Frank Baumann.”
“…Woor aichndlich a guuda Schbiela. Wie da Glubb obbgschdieng woor, issa zu Breemen ganga. Weechan Geld wohrschainli.”
“Und wegen der sportlichen Perspektive”, sagte Hannes.
“Geld ist immer eine Perspektive”, sagte ich, “rein sportlich gesehen, versteht sich.”
“Hecking ist ja auch wegen der sportlichen Perspektive nach Wolfsburg gegangen”, sagte der Wirt.
“Mitten in der Saison”, sagte Hannes, “kurz vor Weihnachten.”
“Ausstiegsklausel”, sagte ich.
“Grood amoll siemhunnadfuchzichdausnd Oiro griengsa (klick). Iech hädd gedochd, wenn der scho a Ausschdiechsglausl im Vadrooch hodd, griechd da Glubb drai Milljoona.”
“Höher hat den Trainerjob beim Club auch freiwillig aufgegeben”, sagte ich. “Nach der Saison, in der er die Mannschaft in den Uefa-Cup geführt hat.”
“Stimmt”, sagte der Wirt. “Der hatte keinen Bock mehr, weil Reuter und Grahammer zu den Bayern gingen.”
“Höher wollte mit dem Club um die Meisterschaft mitspielen”, sagte ich. “Als Reuter und Grahammer den Abflug machten, war sein Traum gestorben.”
“Solange der Club keinen Sponsor hat wie Schalke oder Dortmund, der für Schulden im dreistelligen Millionenbereich geradesteht, ist für den Club in der Bundesliga nicht mehr drin als Abstiegskampf”, sagte der Wirt. “Der Club braucht einen Scheich.”
“Oder Spieler mit Eiern”, sagte ich.
“Spieler mit Eiern?”, sagte der Wirt.
“Spieler”, sagte ich, “die ihre sportliche Perspektive darin sehen, den Club wieder nach vorne zu bringen. Spieler, die den scheckbuchwedelnden Managern ins Gesicht sagen: Ich bleibe in Nürnberg, weil ich mit dem FCN Erfolg haben will. Auch wenn ich nicht soviel Geld verdiene, wie es anderswo möglich wäre. Reuter, Grahammer, Gündogan, Wollscheid und wie sie sonst noch heißen: Lullis. Alles Lullis! Wenn man sich überlegt, was beim Club möglich gewesen wäre, wenn nicht ständig die besten Spieler abgewandert wären.”
“Du bist ein Idealist, Michael”, sagte Hannes. “So läuft’s nicht in der Welt.”
“Ich bin kein Idealist, ich sage nur, wie es ist: Entweder Scheich oder Spieler mit Eiern.”
“Wobei mir Spieler mit Eiern lieber wären als ein scheckbuchwedelnder Scheich”, sagte Hannes.
“Bist halt auch ein Idealist, Hannes”, sagte der Wirt.
Ich nahm einen Schluck aus dem Glas und Alfred sagte: “Hossd a Zigareddn fir miech, Michael? Kossdma aane geem?” Ich gab Alfred eine Blend 29 und zog einen Fünf-Euro-Schein aus dem Geldbeutel und legte ihn vor Alfred auf den Tresen.
“Weil Weihnachten ist”, sagte ich.
“Dank schee, Michael”, sagte Alfred, “dank schee”, und aus den Boxen klang:
PAULA, OH PAULA, MIR FANGMA JEDN TAG VO VORN O
UND DES OANZIGE WOS ZÄIHD AUF DERA WÄID IS A GÄID
PAULA, PAULA, ES IS ZWAR TRAURIG ABER ES IS WOAHR
DES OANZIGE WOS WIRKLICH ZÄIHD AUF DERA WÄID FÜR DI IS GÄID
Na, dann haben wir ja zumindest schon mal einen Trainer mit Eiern!Michael Wiesinger will doch den Glubb nach vorne bringen… 😉
KUZ,
und als Spieler blieb er beim Gang in die 3. Liga, obwohl er mehr Geld hätte verdienen können. Das danach blenden wir mal aus, das war dem Alter geschuldet. Ein wenig muß jeder mal an sich denken.:D Vielleicht ist ja er der Auserwählte, der den Traum wahr macht, den Traum von der 10. Meisterschaft. Ich drück die Daumen jedenfalls schon jetzt, daß er einen guten Einstand mit Reutershahn feiern kann.
Und an SIlvester vertreib ich die bösen Geister aus Nürnberg mit einem Feuerwerk. Das mach ich sonst nie weil ich mich kaum auf die Straße trau wegen der Knaller, die einem vor die Füße geworfen werden. Aber dieses Jahr geb ich alles!!!
Ja, Beate, das danach war dem Alter geschuldet. Dem Schuldenalter des Glubbs… 😉
Mainz und Freiburg haben auch keinen Scheich (höchstens einen Streich).
Aber Freiburg hatte die letzten Jahre immer ziemlich gute Jugendmannschaften. Das scheint schon was zu bringen.
A propos: Bei Freiburg und Spieler mit Eiern fällt mir dieser Kruse ein.