FCN 2013: Ausblick und Rückblick – Teil 2

Im gestrigen ersten Teil warfen wir noch einen Blick zurück und sprachen mit Wolfsburg-Fans über Heckings Wechsel. Heute wollen wir uns den Aufgaben des neuen Mannes in Nürnberg zuwenden.

Bestelltes Feld und Wiesingers Herausforderungen

Dass der Club nach Bekanntwerden des Wechsels nicht in Chaos und Aktionismus verfiel, das ist auch ein Verdienst von Dieter Hecking. Er hielt den Club-Dampfer bis zu seinem Abgang stets auf Kurs und steuerte durch manchen Sturm. Nach 3 Jahren seines Wirkens darf er (gemeinsam mit seinem Team und den Vereinsverantwortlichen) auf ein bestelltes Feld verweisen. Der Boden ist durchpflügt, alte Wurzeln aka Seilschaften sind durchtrennt, man hat viel Wildwuchs und Steine entfernt, mit seinem Geld gut gewirtschaftet und die Altlasten getilgt. Nun hat man neue eigene Saat ausgeworfen, nachdem man jahrelang sich noch viel leihen musste, und Wiesinger/Reutershahn dürfen sich in der Rückrunde um den Wuchs und die Ernte kümmern. Soweit die agrarwirtschaftliche Analogie. Wiesinger darf also durchaus auf eine gute Zwischenbilanz seines Vorgängers aufbauen, die nicht mehr oder minder die “halbe Miete” sein dürfte. Ein Selbstläufer, wie sich manche (wohl als mutmachend gemeinte) Äußerung rund um den Valznerweiher fast schon anhört, wird es allerdings nicht. Die Rückrunde der Bundesliga wird eine Bestätigung der Leistung der Hinrunde erfordern, was nicht so leicht sein wird, wie man ja bereits erfahren durfte. Vorteil: Aktuell vier Teams haben gegenüber dem Club was “gut” zu machen, dabei allerdings auch zwei, die das so nicht kampflos akzeptieren werden und dazu auch über die notwendingen Mittel verfügen. Bezeichnenderweise darunter eben ein Dieter Hecking mit dem VfL Wolfsburg und eine TSG Hoffenheim mit einem neuen, beim Club bestens bekannten Coach: Marco Kurz – langjähriger FCN-Innenverteidiger.

Zudem hat Hecking Baustellen hinterlassen, die Wiesinger nun übernehmen darf und muss. Aufgaben, an denen auch Hecking schwer zu knabbern hatte bzw. – wenn man den Abgang so werten will – daran teilweise auch gescheitert ist:

Fehlendes Offensivspiel

Auf die Schwäche des FCN in der Vorwärtsbewegung angesprochen antwortete Wiesinger vorsichtig diplomatisch: Er wolle nichts generelles ändern und auf die Stärken bauen (Standards, Lauf- und Zweikampfstärke), nach vorne aber ein paar “neue Ideen” einbringen. Und diese neuen Ideen sind auch dringend nötig, denn Hecking gelang es in seiner Amtszeit maximal phasenweise und zumeist von der Form einzelner Spieler abhängig ein solche Idee für das Offensivspiel zu entwickeln. Dass der Ex-Coach ein hervorragender Taktiker “gegen den Ball” (und gegen die Taktiken der anderen) ist, das hat er nachdrücklich bewiesen, dass er auch ein nachhaltiges Offensivkonzept in der Bundesliga initiieren kann, diesen Beweis blieb er bislang immer schuldig und daran wird er nun auch mit Diego & Co. gemessen werden, da dort eine “Ausrede” fehlender Qualität wohl nicht mehr ziehen dürfte.
Für Wiesinger wird es entscheidend sein, dass er die Stabilität der Defensive nicht dem Offensivspiel opfert, es dennoch aber in Schwung bringt. Diese Balance zu finden ist ein heikler Auftrag, an dem schon so mancher Trainer gescheitert ist – und warum sich viele erfahrene Trainer, wie bspw. eben ein Hecking, letztendlich auch nicht dran wagen. Dass es aber gelingen kann, das haben zuletzt in der Bundesliga einige (unverbrauchte) Trainer gezeigt – zur Freude von Fans und Medien.

Drohende Überalterung der Mannschaft

War der Club erst vor kurzem (2009) noch der “Kinder-Riegel” und auch bis weit in die Ära Hecking hinein noch Synonym für “Jugend forsch”, so ist eine gewisse Stagnation dieser Entwicklung, ja sogar eine Abkehr nicht zu verleugnen. Ein junger Wollscheid wurde mit einem erfahrenen Nilsson ersetzt, im zentralen Mittelfeld tummeln sich statt einem Hegeler, Gündogan oder Ekici zunehmend erfahrene Kräfte wie Balitsch, Feulner und der Evergreen Simons. Natürlich sind auch Spieler wie Chandler, Kiyotake und Klose weiter im Team oder neu integriert, die Tendenz ist aber signifikant. Dass sich Spieler wie Esswein und Mak, Mendler, Pekhart, Kamavouaka und Wießmeier nicht weiterentwickeln und z.T. woanders erstmal ihre Chance suchen, mag verschiedene Ursachen haben, kann aber kaum wegdiskutiert werden. Eben auch eine Folge von konservativer Denke: Wenn man einen Balitsch bspw. holt, dann bekommt man natürlich Qualität, blockiert damit aber auch – vor allem wenn man mit Simons bereits eine Position dort fest vergeben hat – eine Planstelle, wodurch auch Spieler wie Cohen mittelfristig keine Perspektive mehr sehen. Gleiches gilt ganz rational betrachtet im Übrigen auch für die Positionen Linksverteidiger wie Torwart, was man auch aus anderem Aspekt beleuchten kann: Die Team-Hierachie

Anrollendes Problem der Team-Struktur

In der Ära Hecking war vor allem Hecking selbst der Leitwolf. Schäfer, Pinola, Simons, Nilsson und Balitsch sind die Führungsspieler. Doch nicht nur weil der ‘Boss’ weg ist rollt hier ein gewisses Problem auf den Club zu. Nilsson ist zwar derzeit stabil, neigte die letzten Jahre aber immer wieder zu Verletzungen, Simons ist schon reife 36 und die unstete Formkurve eines Pinola ist gerade vor dem Hintergrund des auslaufenden Vertrages nicht unproblematisch.
Zwar ist das Problem der Hierachie nicht akut, kann sich aber schnell zu einem Problem auswachsen. Hier fehlt ein wenig der Mittelbau zwischen Führungsspielern und Talenten, die aber keine Konstanten sind. Einzig Chandler und Frantz sind neben Klose im Club der U30 (nimmt man Pino da mal aus der Gleichung) mögliche Nachfolger. Und wenn Spieler wie Schäfer und Pinola aus Gründen der Team-Struktur für Rakovsky und Plattenhardt unüberwindbar bleiben, wird man auch den beiden absehbar keine Perspektive bieten können und sie werden sich darüber ihre Gedanken machen müssen.

Mögliche Neuzugänge

Heckings Vertrauen in die einmal zusammengestellte Mannschaft war fast unumstößlich und daher Wintertransfers stets die Ausnahme, auch wenn es an mancher Ecke zwickte und zwackte. Der Erfolg gab dem Westfalen Recht, aber es war bisweilen ein Ritt auf der Rasierklinge. Dieses Jahr sogar doppelt: Zwar spielen Nilsson/Klose eine prima Saison, dahinter aber ist gähnende Leere. Ein 18jähriger Noah Korczowski ist selbst kühnen Optimisten vielleicht doch etwas riskant als alleiniges Backup, da sich der Neuzugang Marcos Antonio offenbar als Fehlgriff entpuppte. Aber auch im Sturm scheinen weder Polter noch Pekhart die erhoffte Torgefahr entfachen zu können. Zwei durchaus talentierte Stürmer, die aber entweder neuen Wind (Wiesinger?) oder einfach noch Zeit brauchen. Wiesinger schließt Neuzugänge derzeit zwar noch aus (NZ), das letzte Wort dürfte da aber erst nach den Eindrücken im Trainingslager gesprochen werden.

Die Wiesinger/Reutershahn-Aufgabe

Michael Wiesinger muss gemeinsam mit Armin Reutershahn also Dinge anpacken, die Hecking für den Erfolg durch mehr oder minder konservative Entscheidungen aufschob oder gar opferte. Für den Club war das 3 Jahre lang auch ein guter Weg, doch ist der nunmehr erzwungene Impuls eines Trainerwechsels auch die Chance hier etwas zu verändern. Dazu gehören neben den Impulsen für das Offensivspiel auch Impulse für mehr taktische Variabilität (inklusive der spielsituationsbedingten taktischen Einwechslungen, die bei Hecking oft doch vorhersehbar waren). Heckings taktische Marschroute “gegen den Ball” war wie bereits erwähnt brilliant, mit dem Ball aber doch oft durchschaubar und fragil. Und so war es kein Wunder, dass der Club gerade gegen Teams, die eigene Ideen hatten, stets gut aussah, dagegen in Spielen, die eine eigene Idee verlangten, oft hilflos wirkte.

Ob Wiesinger generell dieser Aufgabe gewachsen ist, ob er versucht einfach “nur” zu verwalten, was Hecking hinterlassen hat, oder ob er im Versuch etwas zu verändern in eine Krise kommt, an der er letztendlich wächst (oder scheitert), das wird man wohl erst in ein paar Monaten wissen. Aufgrund der Konstellation inklusive eines Punktepolsters und eines schweren Auftaktprogramms mit Hamburg, Dortmund und Mönchengladbach wird man dem neuen Duo sicher eine großzügige Anlaufzeit zugestehen, die sogar bis Saisonende halten könnte. Dann aber wird sich zeigen, auch bei Klassenerhalt, ob man mit Wiesinger als Frontmann den nächsten Schritt machen kann/konnte, oder ob man im Sommer feststellen wird, dass der Abgang Heckings doch zu viele Scherben hinterlassen hat, als ein Rookie am Steuer mit paar neuen Ideen kitten kann.

17 Gedanken zu „FCN 2013: Ausblick und Rückblick – Teil 2

  • 03.01.2013 um 01:51 Uhr
    Permalink

    Sehr schöner Artikel !!! Perfekte Analyse der Sachlage !!! Besser kann man es nicht formulieren.

  • 03.01.2013 um 02:06 Uhr
    Permalink

    Klasse zusammengefasst und analysiert, vielen Dank!

    Beim fehlenden Zwischenbau würde ich persönlich noch Gebhart nennen. Egal ob Dummheit gegen Schweinsteiger oder Derby-Eifer, insgesamt machte er zum Ende hin den Eindruck, da hineinwachsen zu können.

    • 03.01.2013 um 10:12 Uhr
      Permalink

      tomcat07:
      Klasse zusammengefasst und analysiert, vielen Dank!

      Beim fehlenden Zwischenbau würde ich persönlich noch Gebhart nennen. Egal ob Dummheit gegen Schweinsteiger oder Derby-Eifer, insgesamt machte er zum Ende hin den Eindruck, da hineinwachsen zu können.

      Gebhart hat bei den Fans (zu Recht!) viel Kredit gewonnen, ich denke aber in der Team-Hierarchie ist er nach wie vor ein gewisser Außenseiter, da er doch sehr extrovertiert ist. Eine Diva, die uns am Platz gut tut, aber normalerweise kein Führungsspieler wird.

      • 03.01.2013 um 12:07 Uhr
        Permalink

        Alexander | Clubfans United: Eine Diva, die uns am Platz gut tut, aber normalerweise kein Führungsspieler wird.

        Vollkommen richtig, da spielt bei mir dann zusätzlich zu seiner Leistung auf dem Platz die Hoffnung herein, dass bei ihm vielleicht mit zunehmendem Alter eine Wandlung einsetzt. Sollte er sich in der Rückrunde festsetzen und dann mit der Saison 2013/2014 eine Art schleichende Wachablösung beginnen, kann’s ja sein, dass er auch abseits des Platzes eine tragende Rolle annehmen möchte.

  • 03.01.2013 um 10:08 Uhr
    Permalink

    Sehr gute Analyse,ich schließe mich aber diesem Ritt auf der Rasierklinge an, was Neuverpflichtungen betrifft. Zwei Spieler einer für die Abwehr einer für den Sturm würde wohl bei möglichem Verletzungspech ein breiteres Fundament bilden und zudem den Konkurrenzkampf um die Positionen anheizen. Wenn das Transferfenster wieder geschlossen ist, ist diese Möglichkeit zu reagieren vorbei. Oder Wiesinger traut aus seiner Zeit als U23 Trainer dort dem ein oder anderen zu zum Profikader aufzuschließen.

  • 03.01.2013 um 10:20 Uhr
    Permalink

    Gute Analyse. Daß Wiesinger die Jugendidee wieder mehr einbringen wird, zeigt er ja dadurch daß er drei Talente (Itter, Gärtner und Stark) mit ins Trainingslager nehmen will. Dazu kommen hoffentlich bald Hlousek und Mendler. Also Überalterung fürchte ich nicht.

    • 03.01.2013 um 10:52 Uhr
      Permalink

      Beate60: Daß Wiesinger die Jugendidee wieder mehr einbringen wird, zeigt er ja dadurch daß er drei Talente (Itter, Gärtner und Stark) mit ins Trainingslager nehmen will.

      Das wollte aber auch schon Hecking, muss also nichts bedeuten. Trotzdem glaube ich, dass die Jugend wieder etwas mehr Chancen haben wird. Vor allem unsere Rentner-Doppel-6 (in der Summe über 65 Jahre) macht mich neugierig, ob sich da etwas hinsichtlich Verjüngung tut unter Wiesinger. Etwas mehr konstruktives Aufbauspiel täte da schon gut.

    • 03.01.2013 um 10:52 Uhr
      Permalink

      Beate60:
      Gute Analyse. Daß Wiesinger die Jugendidee wieder mehr einbringen wird, zeigt er ja dadurch daß er drei Talente (Itter, Gärtner und Stark) mit ins Trainingslager nehmen will. Dazu kommen hoffentlich bald Hlousek und Mendler. Also Überalterung fürchte ich nicht.

      Itter, Gärtner und Stark waren aber schon von Hecking eingeladen, muss man fairerweise sagen.

      [Hihi, da kam mir der Optimist zuvor.]

      • 03.01.2013 um 11:28 Uhr
        Permalink

        Alexander | Clubfans United,

        …aber nur knapp 😉

        Gärtner gilt übrigens als großes Talent für die 6er Position, wenn ich mich nicht täusche, im eher moderneren Sinne. Vielleicht haben wir ja unseren Rode schon….

        • 03.01.2013 um 16:13 Uhr
          Permalink

          Optimist: Gärtner gilt übrigens als großes Talent für die 6er Position, wenn ich mich nicht täusche, im eher moderneren Sinne. Vielleicht haben wir ja unseren Rode schon….

          Sebastian Gärtner hat übrigens in der bisherigen U23-Saison noch keine einzige Minute verpasst: Er war als einziger Spieler in jedem der 22 Spiele der Club-U23 von der ersten bis zur letzten Minute auf dem Feld gestanden.

      • 03.01.2013 um 11:29 Uhr
        Permalink

        Alexander | Clubfans United,
        okay bin ich auf Bild reingefallen. Ich da dachte, das wäre Wiesingers Plan. Aber ich hoffe trotzdem, daß er den Jungs eine Chance auch auf Einsätze gibt. Im Grunde hat er ja Hecking dabei etwas voraus: er konnte sie schon über einen längeren Zeitraum im Training kontinuierlich beobachten und fördern und so vielleicht ihre Möglichkeiten noch besser einschätzen als Hecking. Und auch mit Mak konnteer sich ja intensiv beschäftigen.
        Ich wünsch Wiesinger einen guten Start, d.h. einen Heimsieg gegen den HSV. Ich denk, wenn das klappt, müssen wir uns für die Rückrunde nicht mehr Sorgen machen als zu Zeiten Hecking´s.

  • 03.01.2013 um 12:05 Uhr
    Permalink

    Also erstmal an Alle alles Gute im neuen Jahr!
    Ich finde die hier herrschende positive Grundstimmung im Bezug auf das Duo Wiesinger/ Reutershahn gut und trage die auch voll mit.
    Da habe ich woanders (Kommentare NZ oder Facebook) schon ganz andere Sachen gelesen bei denen ich mich frage:
    Sind das überhaupt Clubfans oder haben die schlicht “einen an der Waffel”?

    Zum Ausblick muss ich sagen, dass sich das Problem der “Überalterung” so für mich auch nicht stellt. Zum Einen bin ich auch der Meinung, dass die Schnittstelle zwischen U 23 und den Profis durch Wiesinger jetzt noch offener ist.

    Nimmt man jetzt konkret die Doppel-6, so haben wir, wenn ich recht informiert bin doch noch einen Manuel Zeitz der nach paderborn verliehen ist und dort scheinbar vernünftige Leistungen bringt. Ausserdem soll Philipp Klement, der ja auch auf der 6 spielen kann, jetzt doch auch bis zum Ende der Saison verliehen werden. Warum sollten wir nicht auch von Leihgeschäften sportlich im Nachgang/ bei Rückkehr profitieren so wie bislang zumeist andere Vereine durch uns profitiert haben?!

    Wießmeier und Kamavuaka sind ja auch “nur” verliehen.

  • 03.01.2013 um 14:05 Uhr
    Permalink

    Jeder Verein nimmt ein paar Perspektivspieler mit in Trainingslager, das machen sie alle, Bedeutung hat letzten Endes ja nur, wer es auch in der Punkterunde zu Einsätzen schafft. Glaube Wollscheid war so ein Fall der es in der Winterpause in die Mannschaft geschafft hat.

    • 03.01.2013 um 14:27 Uhr
      Permalink

      Juwe: Glaube Wollscheid war so ein Fall der es in der Winterpause in die Mannschaft geschafft hat.

      Wolle hatte schon vor dem Wintertrainingslager sein Debut (gegen Klabautern) und weitere Einsätze. Da war es logisch, dass er mitfährt. Aber womöglich konnte er seinen Status dort zementieren.

  • 03.01.2013 um 16:45 Uhr
    Permalink

    Das mit der Abkehr vom Jugendstil, ich finde ja, da machen es sich viele zu einfach mit dieser Aussage.

    Sicherlich hätte man in etlichen Situationen jungen Spielern einfach mal mehr Einsatzzeit geben können, gerade Wießmeier z.B.
    Andererseits sehe ich es aber schon auch so, dass für junge Spieler genauso der Leistungsgedanke zählen muss, wie für alle anderen. Zwar schon, dass man ihnen einen gewissen Welpenschutz geben sollte, um sie vor allem nach Rückschlägen wieder aufzubauen, aber eben auch, dass diese sich über Leistung anbieten und ihre Chancen verdienen müssen. Das haben aber viele meiner Meinung nach nicht ausreichend bewiesen.

    Zudem muss man auch fragen, was heißt es überhaupt, “von der Jugend abzukehren”?

    Hier geht es ja auch um etliche Spieler, die zwar noch jung, aber durchaus schon recht gestandene Profis sind, Esswein und Pekhart z.B., die tragen sind beide seit fast 4 Jahren das Prädikat “Profi” (ist mir erstaunlicherweise gerade aufgefallen, die ersten Profi-Einsätze der beiden lagen gerade mal 2 Tage auseinander, am 21. und 23.2.2009). Oder Mak, der ist mittlerweile seit 2,5 Jahren bei uns und hat 48 (!) Bundesligaeinsätze auf dem Buckel. Und hat es schon mehrmals geschafft, sich aus der Mannschaft zu kegeln. Gerade Mak und Esswein, nun ja, die haben es sich ja mal echt selber versaut, bei denen war ich zwischenzeitlich selber ziemlich verärgert, dass die sich so hängen lassen. Und hoff mal stark drauf, dass die sich kräftig zusammen reißen und endlich mal das Potenzial abrufen, dass sie ohne Zweifel haben.

    Um ansonsten mal die einzelnen Fälle noch etwas genauer zu beleuchten…
    Bei Mendler, da kam viel zusammen, erst das Leistungstief und dann das Verletzungspech…
    Kamavuaka, also bei dem glaube ich nicht, dass nochmal einer wird, der in der ersten Liga eine nennenswerte Rolle spielen wird, sei es nun beim Club oder sonstwo.
    Plattenhardt, bei dem ist es etwas schwieriger zu sagen. Ende der Hinrunde der letzten Saison, da hat er seine große Chance einfach nicht genutzt, das muss man leider sagen. Wie er sonst im Training auftritt, da hab ich leider keine Einblicke, habe jedoch eher den Eindruck, dass er sich nicht übermäßig aufdrängt. Ist aber schon eher ein Härtefall.
    Rakovsky, da sehe ich ehrlich gesagt die Rollen klar verteilt, und er wusste auch genau, worauf er sich da einlässt und ihm dürfte auch klar sein, dass man sich als Torwart nur sehr sehr schwierig leistungsbedingt aufdrängen kann, eigentlich nur, wenn der Stammtorhüter ernsthaft schwächelt (was ja nahezu überall so ist). Dass er hierbei überhaupt groß diskutiert wird, liegt wohl eher daran, dass seine Entwicklung letzte Saison viel schneller ging als geplant.
    Ein echter Härtefall, dem ich auch zumindest mal mehr Kurzeinsätze zugestanden hätte, ist wie gesagt Wießmeier, ebenso wie Zeitz, dem hätte man nach seinen tollen Leistungen in Liga 3 sicherlich mal die Chance in der ersten Mannschaft geben können. Bei ihm kann ich mir auch vorstellen, dass die Frustration, bei der ersten Mannschaft außen vor, und wieder eine Liga tiefer kicken zu müssen, größer ist als bei anderen Talenten, die vorher noch keine Profierfahrung hatten…
    Korczowski hat ja zumindest mal seine ersten Buli-Minuten bekommen, ich denke mal, da hat niemand ernsthaft mit mehr gerechnet.
    Mit Klement, da hätte man das auch mal machen können, da kann ich aber zu wenig dazu sagen.

    Hab ich wen vergessen?

    Also wie gesagt, klar hätte man dem ein oder anderen ein paar mehr Chancen einräumen können. Dass man sich aber Spieltag für Spieltag am Kopf kratzen muss, warum der Hecking den xy nicht aufstellt obwohl er doch die ganze alte Garde völlig alt aussehen lässt, also das war bei mir überhaupt nicht der Fall.

    Zudem fehlenden/schwächelnden Mittelbau, hier kann man natürlich sagen, dass man anstatt Balitsch/Feulner/Nilsson/Antonio zu verpflichten, eher hätte schauen sollen, ob die Leute 4 oder 5 Jahre jünger sind. Andererseits: Macht es wirklich einen Unterschied? Meiner Meinung ist es relativ unerheblich, ob ein Spieler 28 oder 32 ist, blos in den Medien wird dann von Seniorengruppe geschrieben oder sowas. Interessanterweise wird das bei anderen Vereinen nicht so thematisiert. Bei Mainz, bei denen ich im übrigen nicht erkennen kann, dass diese in irgendeiner Form besser arbeiten oder dastehen würden als wir, redet man teilweise heute noch von den Bruchwegboys, dabei haben sie die älteste Mannschaft der Liga.
    Gladbach hat seine Krise im Herbst nicht durch seine schweißausbruchsteuren neuen Toptalente gemeistert, sondern z.B. dadurch, dass man den 8-Millionen-Xhaka durch einen 31-jährigen Haudegen ersetzt und dadurch Stabilität wiedererlangt hat. Kein 12-Mio-de-Jong sorgt vorne für die Durchschlagskraft, sondern vor allem ein fast 32-jähriger Arango (über die Art und Weise erst gar nicht zu sprechen). Um die Vertragsverlängerung mit einem 32-jährigen IV wird verbissen gekämpft und als großer Erfolg gefeiert… Für die großte Unsicherheit sorgt dort immer noch der Ausfall eines 34-jährigen, der von einem schwedischen (Ex)Nationalspieler im sog. besten Fußballeralter nicht adäquat vertreten werden kann…
    Während gleichzeitig Toptalente wie Younes auf ihren Durchbruch warten…

    Ein Patentrezept gibts im Endeffekt eh nicht, man muss halt schauen, was funktioniert, und ganz besonders, dass die Mannschaft als Mannschaft funktioniert (jaja, das Phrasenschwein klingelt). Natürlich sollte man insgesamt immer versuchen, auf die Jugend zu bauen, aber deswegen ist es nicht automatisch schlecht, wenn die halbe Mannschaft aufm Rasen jenseits der 30 ist… Es muss halt insgesamt passen, alles andere seh ich als nachrangig an.

    In diesem Sinne a gsunds Neues, und vor allem unseren Trainern alles Gute!

  • 04.01.2013 um 22:47 Uhr
    Permalink

    Passende Zusammenfassung!

Kommentare sind geschlossen.