Letzte Worte: “Es tut mir leid.”
Die Fanfreunde vom Schalker Blog “Blogundweiss” im letzten Interview (der Saison).
Roger Prinzen glaubt noch an den Klassenerhalt – die Putzfrau auch, so der Coach, sowie weitere nahe Angehörige des Teams. Und das ist dann der gläubige Zirkel rund um die Mannschaft, die letzte Bastion. Beim nächsten Zirkel da außenrum, also bei Fans und dem so genannten Umfeld, wird es dann schon dünn mit dem Glauben. Und hört und liest man die Meinungen dann noch einen Ring weiter, dann gibt man keinen Pfifferling mehr auf den FCN. Der Grund dafür ist keine Schwarzmalerei oder Defätismus, es ist schlicht die Ausgangslage. Am ehesten traut man den Braunschweigern noch einen Sieg beim Auslaufen in Sinsheim zu, der Club müsste dagegen auf Schalke gewinnen, die nicht nur richtig noch was erreichen können, sondern auch Leverkusen im Nacken sitzen haben. Dazu kommt, dass der Club nicht nur aber auch unter Prinzen seit Wochen fernab von Gut und Böse Fußball spielt und aus den letzten 10 Spielen nur 3 von 30 Punkten holte, dabei 26 Tore kassierte bei nur 9 eigenen Treffern und die letzten beiden Spiele gar ohne eigenen Torerfolg beendete. Wunder gibt es immer wieder, aber kein Wunder wäre es, wenn einfach alle drei Teams da unten verlieren und damit eben alles bleibt wie es ist…
Aber: „Irgendetwas Unerwartetes passiert“ ja immer. Das weiß auch die “Stimme des Abgrunds” Günther Koch im Interview mit der HAZ und das haben auch wir beim gestrigen Hangout von 19Uhr4 schon formuliert. Letzte Spieltage waren schon immer kurios und hatten das Zeug zu Dramen und Tragödien. Der Club kann davon selbst ja ein Liedchen singen (…). Aber nicht nur der Club. Auch auf Schalke kriegt man im memoriam 34. Spieltag Schweißausbrüche, wenn man auf den “Meister der Herzen” angesprochen wird (was wir unterlassen!), in Frankfurt auf Rostock (“Lebbe gehd weider”) oder in Leverkusen auf Unterhaching. Glauben muss man daran nicht, aber so ist das halt eben immer mit Wundern.
Interview mit blogundweiss
Wie auch immer es ausgehen wird, die DFB-Fee hat sich gedacht, dass es ‘unter Freunden’ vielleicht am erträglichsten ist. Am 17.5.2008 durfte man schon mal erleben, wie sich das so anfühlt. Im Heimspiel gegen Schalke 04 stieg man sang- und klanglos ab, und ehrlich gesagt: Besser angefühlt hat es sich auch nicht, dass man von Schalkern umgeben war. “Abstieg ist Arsch!” brachte es Blog-G treffend auf den Punkt, da macht auch freundschaftliches Schulterklopfen die Sache nicht besser. Und dass man auf dem Platz keine großen Gefühlsduseleien erwarten darf, das hat nicht mal was mit der Konstellation zu tun, das weiß auch unser heutiger Interviewgast Tommes zu berichten. “Es tut mir Leid.” Ja, uns auch.
[Clubfans United] Hallo Tommes, danke dass du zum kondolieren bereit stehst. Was sind deine letzten Worte für den FCN? Oder siehst du da irgendeinen Zweifel am 8. Abstieg?
[blogundweiss] “Es tut mir leid. Wenn ich richtig rechne, würden dem Club nur 3 Punkte helfen und selbst das brächte noch keine Garantie. Wir brauchen noch den einen Punkt für ein Ziel, an das nach dem Verlauf der Hinrunde nicht zu denken war. Allerdings, und das wäre Eure Chance: Im Vergeben von Big Points zum Ende der Saison ist der S04 geradezu meisterlich. Wenigstens auf diesem Gebiet.”
[Clubfans United] Manche munkelten ja einen kleinen Vorteil, wenn es im entscheidenden Spiel gegen die Fanfreunde geht – das dürfte sich spätestens mit der Brisanz um Platz 3 ja erledigt haben. Aber remember 2008, da hat Schalke ja auch keine Schützenhilfe gegeben und uns im Heimspiel in Nürnberg in Liga 2 geschossen. Dienst ist Dienst und Schnaps ist Schnaps, oder? Ich meine das ohne bösen Unterton – im Sport ist eben sich jeder der Nächste.
“Ja, na klar. Es ist ja auch nur eine „Fanfreundschaft“ und keine „Spielerfreundschaft“. Auf der Ebene der Mannschaften wird der ein oder andere Spieler schon mal von einer Fanfreundschaft gehört haben. Daraus wird allerdings keineswegs ein Vorteil im Spiel resultieren. Allenfalls hätte sein können, dass bei einem der Teams die Luft schon raus ist. Wobei auch das den einen erschlaffen lässt, der andere wiederum blüht seltsamerweise dann erst auf. Die Fanfreundschaft war aber noch nie ein Grund, um Punkte zu verschenken.”
[Clubfans United] Wenn ich schon von einem Bayern-Fan darauf angesprochen werde, ob wir denn im Fan-Interview auch auf die Fanfreundschaft zu sprechen kommen, dann nehm ich das natürlich mit rein! Also: Wie erlebst du die Fanfreundschaft im Jahr 2014? Ein antiquiertes Auslaufmodell der Altvorderen oder gelebte Tradition also Kontrapunkt zu moderner Vermarktung? Ist das nur was für die Fans oder auch was für die Vereine?
“Ich erlebe die Fanfreundschaft auch heute noch als existent. Der Fan auf Schalke ist sich, so mein Eindruck, dieser Freundschaft bewusst. Das zeigt sich auch regelmäßig bei den Einblendungen der Ergebnisse aus anderen Stadien – man kann da schon deutlich eine Sympathie für den Club raushören. Auch bei den Jüngeren ist dank der Aufklärungsarbeit der Veteranen die Fanfreundschaft zwischen unseren Vereinen als etwas besonderes im Bewusstsein. Es ist in der Bundesliga und vermutlich auch darüber hinaus in dieser Form doch sehr einzigartig. Die Vereinsoffiziellen spielen bei Interviews gerne diese Folklore mit, aber es ist noch wirklich ein Ding zwischen den Fans. Es ist schon irgendwie gelebte Tradition, wobei nicht ganz auszuschließen ist, dass über kurz oder lang auch die Marketingabteilungen versuchen, Profit hieraus zu schlagen – was sie ja bisweilen noch sehr unterdurchschnittlich tun.”
[Clubfans United] Hamburg, Braunschweig, Nürnberg – zwei davon gehen sicher. Mal abgesehen von der Fanfreundschaft: Wer hätte das aus deiner Sicht am meisten verdient? Oder gar alle drei? Lieberknecht ist sich sicher: Ganz Deutschland (außer die Betroffenen) wollen Braunschweig. Bei den Experten und Medien scheint man dagegen sehr an Hamburg zu hängen. Nur den Club, der wirkt da irgendwie ‚überflüssig‘…
“Drei Vereine mit Tradition. Da kann man sich durchaus leicht drei andere vorstellen, die es besser hätte treffen sollen. Aber wo wir schon bei gelben Trikots sind: Braunschweig scheint ein nicht unerhebliches Nazi-Problem zu haben, was für mich schon Grund genug wäre, auf Deine Frage mit „Braunschweig“ zu antworten. Sowohl beim Club als auch beim HSV fände ich es doch ein wenig schade, wenn die Vereine gehen müssten. Einerseits die Tradiition, andererseits coole Städte, die immer eine Reise wert sind. Womit ich jetzt sportliche Gesichtspunkte ziemlich außer Acht gelassen habe…”
[Clubfans United] Hast Du unsere Saison verfolgt? So viele Verletzte, so oft Alu und dann noch Paar Schiri-Entscheidungen im falschen Moment. Kann eine Mannschaft, ja „muss“ nicht sogar eine Mannschaft sowas wegstecken in der Liga?
“Gerade die Hinrunde war bei Euch wirklich krass. Für meinen Geschmack habt Ihr Euch dann aber zu früh von Wiesinger getrennt, den ich als Außenstehender von seiner Art sehr geschätzt habe. Dafür habt Ihr zwar einen irgendwie coolen neuen Trainer verpflichtet, was das Glück aber auch nicht zurückbrachte. Nach dem ersten Sieg war ich eigentlich überzeugt, dass die Reise in Richtung gesichertes Mittelfeld geht, aber scheinbar hat die Mannschaft der Mut verlassen. Das war in der Summe wohl zuviel, was man gerade in den letzten Wochen gut beobachten kann. Man erkennt keinen Kampf. Aber klar, eine Mannschaft aus Profis muss so etwas eigentlich wegstecken können, dafür wird sie bezahlt (Stammtischparole!). Nur, wem sagst Du das – ich erinnere gerne an die Saison 2000/01, die unserer legendären 04-Minuten-Meisterschaft. Da war ja nicht nur die katastrophale Fehlentscheidung von Dr. Merk in der letzten Spielminute, sondern mindestens ein halbes Dutzend unfassbarer Fehlentscheidungen zu unseren Lasten. Wäre auch nur eine einzige davon korrekt ausgefallen, wäre meinereiner nicht auch heute noch traumatisiert…
Ansonsten ist mir zum Ende der Saison bei Euch noch die Frisur von Pinola aufgefallen…”
[Clubfans United] Wenn der Club absteigt, dann auch weil er sich einen Weg der finanziellen Konsolidierung verschrieben hat und eben auch Spieler ziehen last, wenn das wirtschaftlich sinnvoll ist. In Hamburg hat man dagegen kräftig auf die Kacke gehaut und auch ihr auf Schalke seit in Sachen Finanzen eher so schneideresk… Dein Eindruck: Ist Financial Fairplay eigentlich eine Farce und geht ohne richtig Kohle raushauen in der Liga eben nix mehr?
“Fußball wäre nicht so ein geiler Sport, wenn die Kohle immer alles bestimmen würde. Okay, die Bayern konnten sich jetzt in Folge zwei Titel erkaufen und auch Leipzig wird wohl bald bedauerlicherweise Reiseziel sein. Aber Geld ist nicht alles, siehe Dein Beispiel vom HSV. Wenn ich die Kohle dilettantisch aus dem Fenster werfe, schieße ich mir schon mal ins eigene Bein. Auch Bayern wird nicht Dauermeister bleiben, wenngleich sich die Möglichkeiten der Topclubs in Europa aufgrund der monopolisierenden Verteilung von Fernsehgeldern fast immer an die selben Vereine stets zu Lasten der anderen Vereine verschieben. Wenn es die UEFA da nicht zeitnah schafft, einen sozialen Verteilungsschlüssel zugunsten aller Profiteams, die ja auch den Großen die Bühne bieten, zu schaffen, wird das mittelfristig zu steigendem Desinteresse am Fußballsport führen. Allerdings – von der UEFA etwas Sinnvolles zu erwarten ist ähnlich wie das Hoffen auf die kommende Schalker Meisterschaft…”
[Clubfans United] Also bringen wir es hinter uns: Was erwartest du dir vom letzten Spieltag. Und wie ist dein Tipp?
“Ich erwarte vom letzten Spieltag das ein oder andere Veltins zur Saisonabschlussfeier und natürlich Platz 3 für uns. Ein salomonisches 1-1 bei einer Niederlage des HSV von 8 Toren wäre mir zwar auch recht, das Spiel werden wir aber auch ohne Huntelaar und die ungefähr 11 anderen Verletzten mit 2-0 gewinnen. Nochmal: Es tut mir leid.”
[Clubfans United] Dann danken wir dir für das letzte Interview (zumindest in der regulären Saison) und überlassen dir das letzte Wort für Grüße, Wünsche und Anregungen – oder eben „letzte Worte“.
“Hey, meinen Mandanten empfehle ich immer, vor Gericht im „letzten Wort“ die Klappe zu halten, damit sie sich nicht noch verplappern. Aber ich will mich artig bedanken für die Interviewanfrage, wünsche Euch auch bei einem Abstieg alles Gute und natürlich den sofortigen Wiederaufstieg, der sehr machbar sein wird. Und besorgt Pinola bitte unbedingt einen Friseur.”
Das Interview führte Alexander Endl [Clubfans United] mit Thomas Wings [blogundweiss] am 6./7.5.2014 via E-Mail.
Und drunter die Werbung für Mallorca Urlaub und Frühbucherrabatt …
Da spielt die Musik!
http://www.audepicault.com/fanfare/fanfare.htm
(Instrumente anklicken)
Wie immer wenn der Spieltag naht kommt die Hoffnung zurück. Es ist noch nicht vorbei! Jetzt wurde die ganze Woche von allen die letzte Messe auf uns gelesen, wir wurden belächelt und bemitleidet und verspottet. Es kotzt mich an. Dadurch steigen Trotz und Wut in mir hoch. Wäre ich Spieler, mein Gott, ich würde rennen bis mir die Lunge platzt, angefeuert von einer kalten Wut auf all diejenigen (*********), die mich schon abgeschrieben haben.
Ich kann nur hoffen dass die Spieler auch so denken. Ich weiß garnicht, was sie sonst denken sollten! Ich will einen aufopferungsvollen Kampf sehen, und dann werden wir sehen was passiert.
Prinzen hat das Kernproblem (neben den sportlichen…) durchaus erkannt: Man kann mit Rückschlägen nicht umgehen. Und auch in dem Spiel wird es kleinere und größerer Rückschläge geben. Wenn die Mannschaft das für einen Tag mal aus den Klamotten kriegt und bis zur letzten Minute mal einen auf Rocky macht, dann gibt es vielleicht überhaupt eine Chance. Weil sonst kriegst du sogar bei einer 0:3 Führung wie einst in Hannover nach einem Gegentor wieder die Flatter.
Naja, morgen wissen wir mehr.
Beim Club ist ja alles möglich, besonders Negativrekorde. Was passiert, wenn Nürnberg gewinnt, alle freuen sich wie die Verrückten und in der Relegation verliert man dann gegen die Fürther und steigt ab. Würde doch prima zum Club passen.
Wer glaubte noch an die tapferen Recken in Helms Klamm , als sie am morgen des 4. Tages zum letzten Ritt die Hufe schwangen …? Wer glaubte an die von vornherein zahlenmäßig unterlegenen Schotten in dem Film Braveheart ? Wer glaubte an St. Pauli als die Bayern im DFB Pokal besiegten ? Wer glaubte 1980 an die US Boys als sie die übermächtige UdSSR im olympischen eishockey besiegten ? wer ? Die allerwenigsten aber sie selbst wohl am meisten… Auf geht’s ihr jungen Hunde spielt euch den Frust von der Seele und macht das unmögliche zum möglichen …… Rennt bis eure Lunge kollabiert , bis euer Blut gerinnt, bis die Muskeln brennen…..ringt sie nieder und überschreitet eure Grenzen !
Gute Konterchancen, aber die einfachsten Pässe misslingen…
Jetzt noch mit dem Pausenpfiff ein ganz, ganz billiges Gegentor…
@Alexander
Rückschläge als Problem?! Täuscht mich jetzt meine Erinnerung – zu Wiesinger`s Zeiten hatten wir doch immer mal nen Rückschlag wegstecken können, oder?!