U23? U21? Egal? Nein! Logisch!
Heimlich, still und leise, ganz ohne großes Trara hat der FCN inmitten des ganzen Umbruchs eine weitere richtungsweisende Entscheidung getroffen. In Einklang mit einigen weiteren Profivereinen hält der 1. FC Nürnberg den Unterhalt einer U23 für unzeitgemäß. Im Gegensatz zu Bayer Leverkusen, Eintracht Frankfurt oder Darmstadt 98 hat der Club aber seine Mannschaft nicht abgemeldet, sondern anders zugeschnitten: Aus der U23 wird die U21.
Das hatte zunächst einmal ganz banale Folgen: Spieler wie Michael Ngadeu-Ngadjui (wird während der Saison 24) sind für die neue Mannschaft zu alt und dürfen sich daher neue Vereine suchen. Zum anderen aber steckt hinter der Umstrukturierung eine klare (Neu-?)Ausrichtung des Unterbaus als Zulieferer für die Profimannschaft. Die Spieler, die zu alt für die U19 sind, erhalten maximal noch zwei bis drei Jahre Zeit sich zu entwickeln, danach fällt die Entscheidung: Profitauglich oder nicht.
Was auf den ersten Blick harsch erscheinen mag, ist letztlich nur konsequent. Mehr Zeit als bis 21 kann man potentiellen Profifußballern heutzutage kaum geben. Spieler, die mit 21 noch keine Profiluft geschnuppert haben, werden dies mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch nicht mehr tun. Von den aktuellen WM-Fahrern des DFB war keiner beim Debüt im Profifußball älter als 21. Doch selbst wenn man die Messlatte nicht so hoch legt, kommt man kaum zu anderen Erkenntnissen. Von den Spielern, die der FCN in der vergangenen Spielzeit eingesetzt hat, feierten genau zwei Spieler ihr Profidebüt nach dem 22. Geburtstag. Einer davon – Mike Frantz – nur 24 Tage nach eben jenem, der andere, Raphael Schäfer, kurz nachdem er 23 geworden war. Als Nächster auf der Liste folgt Berkay Dabanli (21). Alle anderen Club-Spieler 2013/14 machten ihr erstes Profispiel im Alter von 20 Jahren oder jünger.
So gesehen ist der Wandel hin zu einer reinen U21 absolut sinnvoll. Die zweite Mannschaft soll als Reservoir potentieller Profispieler dienen und die Rohedelsteine – von Diamanten muss man nicht unbedingt sprechen – die noch Schliff benötigen, verfeinern. Das bedeutet aber auch, dass der sportliche Erfolg der Mannschaft, noch weniger als vorher, in Tabellenplatzierungen gemessen werden wird. Stattdessen dürfte es sinnvoll sein zu sehen, wie viele der aktuell 23 Spieler (erneut) den Weg in den Profikader schaffen. Aktuell befinden sich mit Ngankam (5-mal Kader/0 Spiele), Uphoff (11/0), Nawe (1/0), Bihr (3/0), Tekerci (2/1), Pachonik (3/2), Klement (1/0) und Wießmeier (20/9) acht Spieler bei der U21, die bereits Profiluft beim FCN schnuppern durften. Gerade bei Tekerci scheint es beschlossene Sache, dass der türkische Juniorennationalspieler nach 62 Einsätzen für die zweite Mannschaft nun seinen Weg in der ersten Mannschaft gehen soll.
Idealiter schweben natürlich allen – Spielern, wie Verantwortlichen – Karrieren im Stile von Chandler (16 Einsätze für den FCN II vor dem Profidebüt), Paulus (87), Wollscheid (37), Cacau (17), Wolf (42), Plattenhardt (22) oder Maroh (8) vor. Also Karrieren, bei denen es nicht beim Schnuppern der Profiluft bleibt, sondern die den nächsten Schritt machen. Garantien gibt es dafür nicht, doch auch diese Spieler liefern Argumente für die Veränderung hin zur U21: Keiner war beim Profi-Debüt älter als eben jene 21 Jahre.
Die Umstrukturierung hat allerdings auch zur Folge, dass der Umbruch zum Saisonende in dieser Mannschaft zum Dauerzustand wird. Spieler, die das Alterslimit erreichen, gehen, neue Spieler aus der U19 kommen. Der Trainer der U21, der nun wieder Roger Prinzen heißen wird, wird also noch mehr als bisher auf einer Dauerbaustelle arbeiten, auch weil man sich ja erhofft, dass möglichst viele Spieler den Weg nach oben schaffen und deshalb nicht mehr zur Verfügung stehen.
Auf eine U21 umzustellen macht natürlich Sinn, aber gerade die Personalie Gärtner zeigt mir, dass bei uns in der Schlussphase der Saison purer Aktionismus regiert hat. Denn der Spieler, der Campanas Kaderplatz eingenommen hat ist offenbar nicht gut genug um in Liga zwei heran geführt zu werden – obwohl auf seiner Position Hasebe, Feulner, Balitsch und Frantz gegangen sind…
Das müsste ich nun wieder bei der passenden Kurzmeldung zu Gärtner beantworten.
Aber: Wie mich ein Twitterati zu Recht korrigierte, muss man anmerken, dass man Gärtner durchaus halten wollte, aber der offenbar nicht bleiben wollte. Mehr dazu hier:
http://www.clubfans-united.de/kurzmeldungen/gaertner-geht-hovland-soll-kommen/
Ich beantworte die Frage mal unter meinem Artikel, weil ich sie da thematisch verorten würde. 😉
Ja, das geht weiterhin, diese U21 ist ja eine Selbstverpflichtung keine Anordnung des DFB. Die besagt lediglich, dass nicht mehr als drei Leute über 23 in den Zweitvertretungen auf dem Platz stehen dürfen, das bleibt auch weiterhin der Fall.
Kann auch daran liegen, dass Prinzen und Ismael den Spieler Gärtner unterschiedlich bewerten und er bei ersterem durchaus in der 2. Liga mitgenommen worden wäre.