Analyse: Hannover verzweifeln lassen
Analyse, Statistik, Stimmen und Noten zum Spiel: 1. FC Nürnberg vs. Hannover 96 2:0 (2:0) Der Club gewinnt auch das vierte Spiel in Folge, schlägt Bundesligaabsteiger Hannover 96 und lässt die Niedersachsen dabei ziemlich verzweifeln.
Die Analyse:

Schwartz begann mit der Elf, die schon in Karlsruhe das 3:0 geholt hatte, änderte lediglich auf der Bank das Personal. Salli, Leibold und Teuchert rutschten in den Kader, Hercher, Evseev und Gislason mussten weichen. Letztere beide liefen statt in Nürnberg für die U21 in Fürth beim “kleinen Derby” auf und trugen dort ihren Teil zum siebten Auswärtssieg des FCN II in Folge bei. Das Vertrauen in die gleiche Startelf wie im Wildpark machte sich früh bezahlt, der Club griff früh an, störte die Gäste sofort im Aufbau, machte Druck und war hellwach von Beginn an. So kam der FCN auch sehr früh zur Führung: Möhwald legte einen Abpraller aus einem Zweikampf zwischen Sané und Burgstaller gekonnt auf den Flügel zu Kempe. Der führte dort ein Tänzchen mit Albornoz auf, ehe er den Ball in Richtung Tor schoss. Nicht unhaltbar für Sahin-Radlinger, doch der Ex-Cluberer ließ nur prallen, Tim Matavz stand da und schoss Saisontor Nummer Vier im siebten Spiel.
Dem Club spielte die frühe Führung natürlich in die Karten. Hannover musste kommen, der Club konnte sich aufs Verteidigen verlegen und tat dies ausgezeichnet. Nicht umsonst lobte Alois Schwartz nach dem Spiel die Kompaktheit der Mannschaft. Hannover wählte das falsche Mittel, um gegen diese Kompaktheit anzukommen, versuchte sich immer wieder im Kurzpassspiel, nur um dann im letzten Drittel an einem Nürnberger Bein hängen zu bleiben. Die einzige gute Chance in dieser Phase hatten die Niedersachsen durch einen Fernschuss von Maier, den Kirschbaum aber reaktionsschnell parierte. Statt zum Ausgleich für die Gäste kam es dann aber zum Ausbau der Führung für den FCN. Petrak nahm Maier den Ball in der Vorwärtsbewegung ab, dessen Pass verteidigt Matavz gut, ehe er ihn an Möhwald auf dem rechten Flügel weiterleitete. Von dort flankte der Thüringer in die Mitte, wo Guido Burgstaller allein unter drei Hannoveranern stand und zum 2:0 einköpfen konnte.
Der Club überließ nach dem zweiten Tor den Gästen noch mehr das Spiel, ließ sie den Ball hin und her spielen, machte aber die Räume geschickt eng je näher 96 dem Tor von Thorsten Kirschbaum kam. Hannover wurde immer verzweifelter und auch immer weniger zielstrebig in den Abspielen. Vorzeigbare Torchancen erspielten sie sich bis zur Pause daher keine. So hob Alois Schwartz daher im Anschluss nach die Partie auch hervor wie schwer es inzwischen geworden sei, gegen den FCN Chancen herauszuspielen. Die Phase zwischen 2:0 und Halbzeitpfiff dürfte hierbei als bester Beleg dienen.
In der Pause reagierte Daniel Stendel brachte Harnik und Felipe für Sobiech und Sorg, das machte das Spiel der Niedersachsen nicht zwingend zielstrebiger, aber in Person von Harnik zumindest etwas gefährlicher. Der Österreicher kam kurz nach der Pause zu einer hervorragenden Kopfballgelegenheit, scheiterte aber an einem herausragenden Reflex von Thorsten Kirschbaum. Wenig später musste Schwartz dann verletzungsbedingt wechseln: Mühl ersetzte Bulthuis und sah nur wenige Sekunden nach der Einwechslung Gelb. Die erste von vier Gelben Karten für den Club, die Gäste sahen sogar noch eine Verwarnung mehr, keine geringe Anzahl bei insgesamt 39 Fouls im Spiel. Bei einer der Karten hatte Schiedsrichter Dr. Jöllenbeck allerdings keine andere Wahl. Miso Brecko kam im Strafraum gegen Felix Klaus zu spät, verhinderte die Torchance des Ex-Fürthers und profitierte von der neuen Regelauslegung bei Notbremsen im Strafraum, so dass er nur Gelb sah. Den fälligen Strafstoß konnte Albornoz allerdings nicht im Tor unterbringen, da Thorsten Kirschbaum mit den Fingerspitzen den Ball an den Pfosten lenkte.
Mit dieser vergebenen Chance der Gäste war das Spiel entschieden, sie spielten zwar weiter in Richtung Tor des FCN, ließen aber nun die letzte Präzision und den letzten Drang vermissen. Der Club dagegen verpasste es, die Gegenangriffe mit der Genauigkeit auszuspielen, die ein völlig entspanntes Ablaufen der Zeit ermöglicht hätte. Hannover blieb nämlich bei schnellen Angriffen über die Außen wie schon vor dem Seitenwechsel anfällig, allein der Club spielte seine Angriffe nicht mehr so chirurgisch präzise zu Ende wie in Halbzeit Eins. Dies war allerdings auch nicht nötig, da Hannovers Angriffe auf der Gegenseite die Präzision eines betrunkenen Holzfällers hatten.
Der Club fuhr am Ende einen Sieg ein, der trotz Feldüberlegenheit der Hannoveraner durchaus verdient war. Der FCN zeigte, im Gegensatz zu den Gästen, einmal mehr, dass er begriffen hat, wie Zweitligafußball funktioniert: Präsent in den Zweikämpfen sein, kompakt stehen und vor dem Tor effizient abschließen. Hannover dagegen erinnerte ein wenig an den FCN in seinem Nachabstiegsjahr. Spielerisch bemüht, aber irgendwie nicht kämpferisch genug. Der Club dagegen hat sich gefunden. Das 4-2-3-1 verleiht dem Team Sicherheit, auch weil mit Petrak und Möhwald Spieler ins Team gerückt sind, die der Mannschaft Stabilität und Ordnung verleihen. Ordnung, die den Club zu 12 Punkten aus vier Spielen verholfen hat. Stabilität, die dem Club das dritte zu-Null-Spiel in Serie beschert hat. Stabilität und Ordnung, die nun auch den Topfavoriten auf den Aufstieg zur Verzweiflung gebracht haben.
Die Zahlen:
Nürnberg | Hannover | |
---|---|---|
2 |
Tore
|
0 |
6 |
Torschüsse
|
20 |
4 |
Schüsse aufs Tor
|
4 |
3 |
Ecken
|
5 |
33,4 |
Ballbesitz (%)
|
66,6 |
49,6 |
Passquote gesamt (%)
|
76,7 |
72,9 |
Passquote eig. Hälfte (%)
|
86,5 |
42,6 |
Passquote geg. Hälfte (%)
|
66,8 |
45,9 |
Gewonnene Zweikämpfe (%)
|
54,1 |
20 |
Fouls
|
19 |
109,95 |
Laufdistanz (km)
|
111,03 |
1 |
Abseits
|
1 |
Trainerstatement:
“Ein dickes Kompliment an die Mannschaft. Sie hat heute nahezu alles umgesetzt, was wir wollten. Wir sind sehr gut reingekommen und haben uns durch das frühe Tor gleich belohnt. Dann hat uns zehn Minuten ein bisschen der Zugriff gefehlt, doch uns gelingt dann der zweite Treffer. Danach hat das Spiel bis zur Pause uns gehört. Wir standen sehr kompakt, haben die Zweikämpfe überwiegend gewonnen. Auch in die zweite Halbzeit sind wir gut gestartet und hätten vielleicht sogar ein drittes Tor machen können. Aber dann hatte auch Hannover Chancen. Da hält uns Thorsten Kirschbaum ein paar Mal stark im Spiel. Ein extra Lob für ihn. Über 90 Minuten gesehen sind wir allerdings der verdiente Sieger.”
Die Spieler im Einzelnen:
Darf man sich eigentlich die Frage stellen, wie die vergangene Saison verlaufen wäre, wenn Kirschbaum schon damals diese hervorragende Form gehabt hätte? Und sich nicht irgendwelche Slapstick-Tore gefangen hätte?
In der Statistik hat sich ein kleiner Fehler eingeschlichen, da sind bei den Passquoten in der gegnerischen Hälfte ebenfalls die Werte aus der eigenen Hälfte eingetragen.
Da ich das Spiel nicht gesehen habe, kann ich zu den Noten nichts sagen…
Töffi,
Beim Club fragt man sich doch ununterbrochen seit Jahrzehnten, wie es gelaufen wäre, wenn man es nicht geschafft hätte, den unglaublichsten Bockmist zu fabrizieren…
Auch von meiner Seite nochmal ein ganz großes Lob an die Mannschaft, die über 90 Minuten einen sehr kompakten Eindruck gemacht hat. Mit der Bewertung stimme ich deshalb auch im großen und ganzen überein, wobei ich Sepsi sogar eine noch etwas bessere Note gegeben hätte, da er einige schöne Steilpässe auf Burgstaller gespielt hat (in halbzeit 1) und sich auch defensiv noch ein stück weit gesteigert hat.
Wie schon Union wird sich auch Hannover fragen, was 2/3 Ballbesitz, eine tolle Zweikampfquote und massig Torschüsse bringen, wenn man am Ende 2:0 verliert.
Gefällt mir 😀
Nick,
Die Ballbesitz- und Torschuss-Statistik sind dabei in erster Linie Ausdruck der mangelnden Kreativität und Durchschlagskraft der Hannoveraner – viele Ballgeschiebe in den eigenen Reihen, viele ungefährliche Schüsse aus der Distanz. Bezeichnend dabei, dass nur 4 der Schüsse aufs Tor kamen, ich kann mich auch nicht erinnern, dass mal ein gefährlicher Ball nur haarscharf daneben ging.
Auch der kicker notierte trotz der krass unterschiedlichen Torschuss-Statistik eine Chancengleichheit (3:3).
Das statistische Übergewicht von H96 hat man im Spiel eigentlich nie empfunden. Eher dass wir die Partie völlig im Griff hatten. Bei H96 konnte man hingegen die Hilflosigkeit fast greifen. Um so erstaunlicher die Zahlen zum Spiel.
Der Elfer sah zwar korrekt aus, aber man muss ins Kalkül ziehen, dass dieser an Schwalbenkönig Klaus verursacht wurde (Remember Freiburg). So gesehen bleiben da bei mir Restzweifel 😉
Bei Möwe, Burgi und Matavz wäre eine 2- schon angebracht. Oder bekommen die erst ab 10 geschossenen Tore die Note 2 ? ?
SCRamjet, danke! Ist verbessert. 🙂
Holle, dafür war mir die zweite Hälfte n bisschen zu dünn offensiv.