“Möhwald!”, schreit der Mann im Fernseher, “aber Glanztat von Wulnikowski! Was für eine Chance für den 1. FC Nürnberg! Da hätten die Hausherren eine Vorentscheidung herstellen können, ja vielleicht sogar müssen. Sie hatten in den ersten zwanzig Minuten Probleme, Lücken zu finden gegen diese klug verteidigende, giftige Mannschaft, die für einen Aufsteiger eine erstaunliche Reife zeigt, die auch genau weiß, wie man dem Gegner mit geschickt eingesetzten Nickeligkeiten den Nerv raubt, aber dann hat der Club das Kommando übernommen, und er hat sich belohnt durch Burgstallers 1:0 kurz vor dem Pausenpfiff, das der Österreicher mit – ein Sinnbild für diesen Abnutzungskampf – unbändigem Willen erzwang, und genau da machen die Nürnberger jetzt weiter…”
“Heute gewinnen wir.”
“Sonst bist du aber nicht so optimistisch, Papi. Warum bist du jetzt so optimistisch?”
“Vertrauen, mein Sohn, Vertrauen. So langsam entwickle ich Vertrauen in diese Mannschaft.”
“Was ist das denn! 1:1! Unhaltbar für Kirschbaum. So unglücklich, wie dieser an sich harmlose Schuss abgefälscht wurde, war er unhaltbar. Und wenn es Tore aus dem viel zitierten heiteren Himmel gibt, dann war das eins…”
“Nee! Nein! Das gibt’s nicht! Das kann doch nicht sein! Widerlich.”
“Das gibt’s nicht! Nein! Ach Menno! Das war doch kein Elfmeter! Niemals Elfmeter! Hovland grätscht den Ball deutlich vor dem Strafraum ab und dann fällt der Würzburger im Strafraum über Hovlands Beine…”
“Widerlich.”
“Eiskalt verwandelt. Keine Chance für Kirschbaum. Und jetzt sieht die Sache ganz anders aus…”
“Was soll man dazu noch sagen? Widerlich.”
“Burgstaller! Burgstaller! Latte! Abgefälschter Ball. Bogenlampe. Tja, das ist der Unterschied. Auf der einen Seite geht so ein Ball rein und auf der andern Seite klatscht er ans Gebälk – Nachschuss von Kempe! Auf der Linie abgewehrt! Wieder eine Riesenchance für den Club vereitelt. Meine Güte!”
“Ein Ball des falschen Glücks.”
“Was?”
“Gryphius (klick). Haben wir im Deutschunterricht durchgenommen.”
“Ach ja. Stimmt. Gryphius. Was ist das Leben schon? Ein Ball des falschen Glücks.”
“Nein. Was sind wir Menschen doch? Ein Wohnhaus grimmer Schmerzen. Ein Ball des falschen Glücks. Ein Irrlicht dieser Zeit. Ein Schauplatz herber…”
“Iss gut, mein Sohn, iss ja gut.”
“Tor! Tor! Tor! Hovland! Klasse Kopfball!”
“Wenigstens ein Punkt. Aber iss zu wenig. So kommen wir nicht voran. Jetzt müssen wir hoffen, dass die Konkurrenz nicht gewinnt. Widerlich.”
“Entsetzte Gesichter auf der Würzburger Bank. Hollerbach ist stocksauer. Hollerbach tobt…”
“Was regt’n sich der so auf? Wäre ja noch schöner gewesen, wenn die auf diese Tour drei Punkte geholt hätten. Ein Schweinstor und dann noch ein geschenkter Elfmeter…”
“Na ja, wenn sich der Club in der letzten Minute noch den Ausgleichstreffer einfängt, regst du dich auch auf, Papi.”
“…Der soll sich beim Schiri bedanken. Der soll dem Schiri die Füße küssen. Widerlich.”
Du hast es drauf, belschanov ????????
und ich dachte nach der Überschrift, es folgt ein Kommentar zum Ultras-Flyer… ?
Trifft den Nagel auf den Kopf!
Wo Gryphius der Kleine schon
zitiert im Bildermarathon,
da wirbt der Vater mit Vertrauen,
will auf das FCN-Team bauen.
Doch Bildung hilft hier nur bedingt,
wenn man den Ball ins Tor nicht bringt,
statt dessen dann der Gegner trifft:
Das ist für den Blutdruck Gift.
Der Clubfan braucht es aber schrill:
Dass kein Ball läuft wie er es will,
ist er gewohnt und sehr geduldig.
Die Leistung bleibt die Mannschaft schuldig.