Analyse: Eine Frage der Durchschlagskraft #VFBFCN
Analyse, Statistik, Stimmen und Noten zum Spiel: VfB Stuttgart vs. 1. FC Nürnberg 3:1 (2:0) Der Club verliert erstmals seit dem Derby wieder ein Zweitligaspiel, weil er nicht zentral vors Tor kommt.
Die Analyse:

Der Club begann mit Kammerbauer statt Brecko auf der Rechtsverteidigerposition, Salli ersetzte den verletzten Leibold, Bulthuis – von einer Adduktorenverletzung genesen – spielte statt Mühl von Beginn an. Den zweiten frei gewordenen Kaderplatz nahm Enis Alushi ein. Stuttgart begann temporeich und stellte den FCN damit vor arge Probleme. Bereits nach drei Minuten fand daher der Ball auch schon den Weg ins Tor von Thorsten Kirschbaum, der als einziger Defensivspieler nicht an der Fehlerkette beteiligt war, die mit Bulthuis‘ schwachem Zweikampf im Mittelfeld begann über Kammerbauers und Hovlands schwaches Stellungsspiel ging und bei Sepsis schwachem Nachlaufen gegen Terodde endete.
Der Club brauchte knapp zehn Minuten bis er sich erholte, fand dann aber viel besser ins Spiel. Immer wieder lief der Ball am Fügel gut durch die Clubreihen. Der Club hatte nun auch deutlich mehr Ballbesitz, konnte allerdings daraus kein Kapital schlagen. Je weiter der FCN in die Mitte des Feldes rückte, desto engmaschiger wurde das Verteidigungsnetz der Stuttgarter. Dem Club fehlten die spielerischen Mittel, um die letzte Abwehrreihe zu durchbrechen. Daher versuchte sich Kempe nach 28 Minuten mit einem Gewaltschuss aus mehr als 25 Metern. Der fand zwar den Weg an den Innenpfosten von dort aber wieder aus dem Stuttgarter Tor heraus. Zu diesem Zeitpunkt stand der Club bei 60% Ballbesitz und 60% gewonnenen Zweikämpfen. Zählbares bekamen aber nur die Schwaben aufs Papier.
In der 33. Minute sogar ein zweites Mal, obwohl die Gastgeber seit dem Tor keinen einzigen Schuss aufs Tor von Thorsten Kirschbaum abgegeben hatten. Doch nach Laszlo Sepsis Ausrutscher an der Seitenlinie war die Hereingabe von Mané nur noch schwer zu verteidigen, so dass Terodde zum zweiten Mal einnetzen konnte. Der Club mühte sich auch nach dem Gegentor, ließ sich aber offensiv in der gesamten ersten Halbzeit zu sehr auf die Flügel abdrängen und blieb so von gefährlichen Szenen vor dem Strafraum fern. Dies war auch der Tatsache geschuldet, dass Guido Burgstaller immer wieder aus dem Sturmzentrum nach außen rutschte und das Zentrum zum Teil völlig verwaist blieb.
Nach der Pause hatte der VfB den FCN dann besser im Griff, auch die Ballstaffeten auf den Außen wurden nun besser eingedämmt. Der Club verlegte sich wieder mehr auf die in der ersten Halbzeit kaum verwendeten hohen und langen Bälle, kam nur noch über Einzelaktionen ins letzte Drittel der Schwaben. Die Gastgeber hatten nun auch deutlich mehr Ballbesitz, hielten den Club noch etwas mehr vom Tor weg.

Erst als Alois Schwartz Gislason und Teuchert für Behrens und Salli brachte, veränderte sich das Gewicht des Spiels wieder in Richtung FCN, allerdings immer noch ohne die letzte Durchschlagskraft durch die Mitte. Die guten Gelegenheiten kamen daher auch über Außen, zunächst stand Burgstaller bei seinem Kopfball ins Tor knapp im Abseits, kurz darauf setzte Teuchert ein Kopfball an den Innenpfosten.
Einmal schaffte es der Club dann doch durch die Mitte zum Erfolg zu kommen, Gislason dribbelte in die Mitte, Möhwald übernahm und zog trocken ins von ihm aus untere rechte Toreck ab.
Der Club versuchte in den letzten zehn Minuten die Brechstange auszupacken, fand aber nur Georg Margreitter als zusätzlichen Angreifer auf der Bank. Da dafür mit Kevin Möhwald der Mann mit den besten langen Bällen geopfert wurde, löste sich die Aktion im Nichts auf wie eine Brechstange in Salpetersäure. Das 3:1 durch Asano in der dritten Minute der Nachspielzeit war dann nur eine logische Folge des aufgelösten Abwehrverbands.
Der FCN verlor gemessen am Spielverlauf sicher zu hoch, aber auch, weil ihm die Mittel vor dem Tor sichtlich fehlten. Zwar hatte der Club mehr Ballbesitz, eine bessere Passquote, mehr gewonnene Zweikämpfe und mehr Schüsse in Richtung VfB-Tor, er konnte diese statistische Überlegenheit aber nicht in Torgelegenheiten umwandeln. Da er bei den wenigen, die er hatte, auch noch kein Glück hatte, ging er zum ersten Mal seit dem 20. September wieder als Verlierer aus einem Zweitligaspiel.
Die Zahlen:
Stuttgart | Nürnberg | |
---|---|---|
3 |
Tore
|
1 |
12 |
Torschüsse
|
14 |
6 |
Schüsse aufs Tor
|
5 |
4 |
Ecken
|
3 |
48,5 |
Ballbesitz (%)
|
51,5 |
71,1 |
Passquote gesamt (%)
|
73,4 |
78,4 |
Passquote eig. Hälfte (%)
|
86,0 |
63,1 |
Passquote geg. Hälfte (%)
|
62,8 |
48,7 |
Gewonnene Zweikämpfe (%)
|
51,3 |
19 |
Fouls
|
24 |
118,63 |
Laufdistanz (km)
|
116,637 |
2 |
Abseits
|
4 |
Trainerstatement:
“Wir haben vor dem Spiel noch gewarnt vor einem frühen Gegentor. Doch genau das kriegen wir nach drei Minuten. Wir haben uns dann aber schnell gefangen. Unser Spiel sah ganz ordentlich aus, war im letzten Drittel aber harmlos. Wir haben den Abschluss nicht gefunden. Die Ausnahme war Kempes Pfostenschuss, bei dem wir nicht das Glück hatten, das man braucht, um hier etwas mitzunehmen. Nach dem 0:2 wurde es für uns dann nicht leichter. Trotzdem hatten wir nach der Pause unsere Szenen. Teuchert trifft leider auch nur den Pfosten. Mit dem Schlusspfiff kriegen wir dann den Konter zum 1:3. Letztlich war es ein verdienter Sieg für den VfB.”
Die Spieler im Einzelnen:
Bei Kirschbaum hat seine Wattebällchen-Aktion wohl eine eigentlich fällig bessere Note verhindert.
Florian, hätte Salli nicht doch eine bessere Note verdient? Oder ist diese noch zu milde? Bei ihm fällt mir eine Beurteilung nicht leicht. Vielfach rennt er sich fest, übersieht den besser postierten Mitspieler und verpasst den richtigen Zeitpunkt für ein Abspiel, starres Positionsspiel wird nicht mehr sein Freund. Andererseits war er gestern der einzige bei uns, der den Gegner mit seinen mitunter unorthodoxen Dribblings in Unordnung versetzen konnte. Er bringt ein gewisses anarchisches Element ins Spiel. Es kommt noch zu wenig Zählbares dabei rum, aber wenn er sich weiter so verbessert wie in seinem Defensivverhalten… Und will nicht auch Bundes-Jogi verstärkt auf Dribbler auf der offensiven Außenbahn setzen? Möglicherweise bewerten wir Salli mit zuviel Guardiola im Maßstab!
Florian und Schwartz scheinen sich in der Analyse abgesprochen zu haben 😉
Gibt mir zu denken ?
Alles ein Geklüngel… 😀
Wenn wir die schläfrige Abwehr nicht bald entscheidend verbessern, sehe ich “Schwartz”.
Nur mal fürs Protokoll: Ich habe tatsächlich die Aufstellung von Kammerbauer gegen Stuttgart vorausgesagt?. Zu finden irgendwo im alten Blog von vor zwei Wochen ?.-Nennt mich in Zukunft Jose oder Pep.
Im übrigen muß man Kammerbauer gar nicht soviel Welpenschutz einräumen, hat er es doch ordentlich gemacht nach dem 1:0. Dass man einfach nicht zuviel erwarten darf von so einem jungen Bub hat man heute ganz gut bei seinem Bruder im Regionalligaspiel auf Sport1 gesehen. ?