“Schlusspfiff in Hannover!”, sagt der Mann im Fernseher, “96 gewinnt das Spiel mit 1:0 und übernimmt – zumindest vorläufig – die Tabellenführung in Liga zwei. Es war beileibe kein leichter Gang für die Hausherren, die Gäste aus Franken haben besonders in der zweiten Halbzeit nach dem Rückstand mit offenem Visier dagegengehalten und hatten durch Kammerbauer, der knapp über den Kasten zielte, und Mühl, dessen Kopfball an den Pfosten klatschte, zwei richtig gute Chancen zum Ausgleich…”
“Das war ein gutes Spiel unserer Mannschaft. Da kann man nicht meckern.”
“Wahnsinnsleistung! Das war Fußball vom Feinsten! Das will der Fan sehen! Was für ein Hammerspiel vom Club!”
“Gemach, mein Sohn, gemach! Wahnsinnsleistung ist nun doch übertrieben, es war ein gutes Spiel. Wir haben ein gutes Spiel unserer Mannschaft gesehen.”
“…dass es nicht zu einem Punktgewinn für die Gäste gereicht hat, lag daran, dass sie in den ersten Minuten nach der Pause die nötige Konzentration vermissen ließen. So kurz nach dem Wiederanpfiff darf man sich nicht so federleicht ausspielen lassen. Da braucht man sich nicht zu wundern, wenn man, kaum wieder auf dem Rasen, einen Treffer kassiert…”
“Das kann doch mal passieren. Wir sind doch alle nur Menschen.”
“…Auch zu Beginn des Spiel waren die Nürnberger noch nicht richtig auf dem Platz, wenn Schäfer gegen den freigespielten Harnik nicht so glänzend pariert, hätte es schon in der ersten Minute 1:0 für Hannover geheißen. Da muss sich der Nürnberger Trainer schon die Frage gefallen lassen: Wie schwören Sie Ihre Spieler vor dem Anpfiff ein, Herr Köllner? Was träufeln Sie ihnen in den Pausentee?”
“Der spinnt wohl! Dem sollte man den Ton abdrehen! Aber so sind sie, die Journalisten und Reporter! Alles mies machen! Nur nörgeln und rumkritisieren! Was anderes können die gar nicht!”
“Reg dich nicht auf, Papi!”
“Aber klar reg’ ich mich da auf! Dieses Gemecker kann man sich ja nicht anhören!”
“wir sollten….erst recht unabhängig vom Spielergebnis gemeinsam, also in einvernehmlichem Miteinander, in einem – und was gibt es Erhebenderes? – brüderlichen Akt eines durch nichts zu sprengenden Schulterschlusses alle zusammen im Brustton einer durch nichts zu trübenden Überzeugung mit nicht den leisesten Zweifel übrig lassender Uneingeschränktheit feierlich erklären:
Wir haben ein gutes Spiel unserer Mannschaft gesehen.”
Vor dem Hintergrund dieses Einwurfes und im Eindruck des familiären Zweigespräches, muss man neidlos anerkennen mittlerweile scheitert man beim Versuch aus dem Gestrüpp der Wortmeldungen des Herrn B. seine Meinung heraus zu lesen.
Ironie Und Dialektik.
Gut spielen allein bringt nichts, wenn kein Sturm da ist, der Tore schießt. Man wird dann meistens verlieren, wenn der Gegner nur ein Tor macht. Es wird natürlich nicht einfach, einen Kutschke zurückzuholen, der sich in Dresden richtig wohl fühlt und an Nürnberg nur schlechte Erinnerungen hat. Wenn Dresden zahlt, bringt das zwar Geld, das aber nach kurzer Zeit wieder im Nichts verschwuden sein wird.
Aber genau diese Unsicherheit die Herr B beim Leser hinterlässt (ist das noch Ironie oder fungiert die Ironie als bloße Verkleidung), ist doch das Tolle. Immer hart am Wind! Endlich beginnt auch Papa Bär – der ja schonmal hinwerfen wollte – feierlich dem Tribalismus zu fröhnen und die Reihen zu schließen. Hihi 😀
Wahrscheinlich kennt Herr B. seine Meinung oft selbst nicht genau und betreibt deshalb eine Art Spagat zwischen wissenschaftlicher Nüchternheit (Realismus) und brennender Leidenschaft (Fan, Irrationalismus). Oder ist ihm ausgeliefert.
Man liest es jedenfalls mit Gewinn, sogar wenn der Club nicht gewonnen hat?!
Wahrscheinlich kennt Herr B. seine Meinung oft selbst nicht genau und betreibt deshalb eine Art Spagat zwischen wissenschaftlicher Nüchternheit (Realismus) und brennender Leidenschaft (Fan, Irrationalismus). Oder ist ihm ausgeliefert.
In diesem absurden Spannungsfeld bewegen wir uns halt nun mal. Da wäre es eigentlich ganz schön, die belschanovschen Gesetzte zu memorieren. Gibt es die überhaupt komplett schriftlich? Im Blog, als Thesenpapier, als Broschüre mit Goldschnitt, weinroter Kordel und beigefügtem Bentley-, Heli- und Couch-Modell? Ich mein ja nur, so als moralisch-emotionale Leitplanke für uns geplagte, verwirrte Club-Seelen…
Köllner hat in der zweiten “epischen” PK ja auch einen schönen Spagat hinbekommen, er ärgere sich über das Hannover-Spiel so stark, weil sovieles richtig gemacht wurde, aber die Belohnung fehlte, wodurch wieder Zweifel in den Köpfen der Spieler entstünden.
“wir sollten….erst recht unabhängig vom Spielergebnis gemeinsam, also in einvernehmlichem Miteinander, in einem – und was gibt es Erhebenderes? – brüderlichen Akt eines durch nichts zu sprengenden Schulterschlusses alle zusammen im Brustton einer durch nichts zu trübenden Überzeugung mit nicht den leisesten Zweifel übrig lassender Uneingeschränktheit feierlich erklären:
Wir haben ein gutes Spiel unserer Mannschaft gesehen.”
Vor dem Hintergrund dieses Einwurfes und im Eindruck des familiären Zweigespräches, muss man neidlos anerkennen mittlerweile scheitert man beim Versuch aus dem Gestrüpp der Wortmeldungen des Herrn B. seine Meinung heraus zu lesen.
Ironie Und Dialektik.
Gut spielen allein bringt nichts, wenn kein Sturm da ist, der Tore schießt. Man wird dann meistens verlieren, wenn der Gegner nur ein Tor macht. Es wird natürlich nicht einfach, einen Kutschke zurückzuholen, der sich in Dresden richtig wohl fühlt und an Nürnberg nur schlechte Erinnerungen hat. Wenn Dresden zahlt, bringt das zwar Geld, das aber nach kurzer Zeit wieder im Nichts verschwuden sein wird.
Aber genau diese Unsicherheit die Herr B beim Leser hinterlässt (ist das noch Ironie oder fungiert die Ironie als bloße Verkleidung), ist doch das Tolle. Immer hart am Wind! Endlich beginnt auch Papa Bär – der ja schonmal hinwerfen wollte – feierlich dem Tribalismus zu fröhnen und die Reihen zu schließen. Hihi 😀
Wahrscheinlich kennt Herr B. seine Meinung oft selbst nicht genau und betreibt deshalb eine Art Spagat zwischen wissenschaftlicher Nüchternheit (Realismus) und brennender Leidenschaft (Fan, Irrationalismus). Oder ist ihm ausgeliefert.
Man liest es jedenfalls mit Gewinn, sogar wenn der Club nicht gewonnen hat?!
Tja.
Die Akzeptanz des Inakzeptablen beschäftigt uns doch im Grunde alle.
Eher die Inakzeptanz des an sich Akzeptablen. Wall da mehr geer muss! Wall da mehr drin is!! WALL MER DA MEHR RAUSHOLN MUSS!!!
In diesem absurden Spannungsfeld bewegen wir uns halt nun mal. Da wäre es eigentlich ganz schön, die belschanovschen Gesetzte zu memorieren. Gibt es die überhaupt komplett schriftlich? Im Blog, als Thesenpapier, als Broschüre mit Goldschnitt, weinroter Kordel und beigefügtem Bentley-, Heli- und Couch-Modell? Ich mein ja nur, so als moralisch-emotionale Leitplanke für uns geplagte, verwirrte Club-Seelen…
Erst wenn das Buch zu Ende geschrieben ist. Und das kann nur mit Meistertitel erfolgen.
Köllner hat in der zweiten “epischen” PK ja auch einen schönen Spagat hinbekommen, er ärgere sich über das Hannover-Spiel so stark, weil sovieles richtig gemacht wurde, aber die Belohnung fehlte, wodurch wieder Zweifel in den Köpfen der Spieler entstünden.
Das umgedrehte Dilemma des KSC-Spiels, sozusagen.