U21 verliert Saisonauftakt #FCN
Der selbsternannte “Top 3”-Verein aus Schweinfurt war am Ende eine Nummer zu groß für die neu formierte U21 des FCN. 15 Neuzugänge, 9 Abgänge, dazu ein neuer Trainer, der Umbruch beim “kleinen Club” war umfassend. Daher konnte man vor dem Saisonstart in die Regionalliga Bayern auch nicht wirklich seriös sagen, wo der FCN II denn nun tatsächlich steht. Von den fünf Testspielen hatte der Club vier gewonnen, nur gegen Drittligist Aalen mit 2:3 verloren. Unter den vier Siegen war auch ein 4:3 gegen den Ligarivalen aus Schweinfurt und justament dieser war am Samstag dann auch erster Pflichtspielgegner. Im Gegensatz zum Duell in Eckental konnte der FCN II das Spiel allerdings diesmal nicht erfolgreich zu Ende bringen. Die Gäste aus Unterfranken gewannen ihr Spiel verdient mit 4:2 und unterstrichen durchaus, warum sie sich selbst zum Kreis der drei besten Mannschaften der Regionalliga Bayern zählen.
Vor allem physisch waren die “Schnüdel” enorm präsent und kauften der blutjungen Truppe (Altersdurchschnitt: 19,9 Jahre) von Reiner Geyer mit aggressivem und körperbetonten Spiel den Schneid ab und erarbeitete sich so ein Chancenplus in der ersten Halbzeit. Dabei setzten die Schweinfurter immer wieder den langen Ball aus der Defensive auf Stoßstürmer Adam Jabiri ein, um so dem befürchteten Mittelfeldpressing des FCN II zu entkommen. Dies gelang mit gutem Erfolg, der FCS überbrückte so schnell das Mittelfeld und rückte nach, sobald Jabiri den Ball festmachen konnte. Die Erfahrung des 33-Jährigen Ex-Hoffenheimers (ein Bundesligaspiel) und ehemaligen Würzburgers war hier im Verhalten am Ball deutlich spürbar, immer wieder schirmte er die Kugel so ab, dass es schwer war, ihn vom Ball zu trennen. Mehrere Angriffe leiteten die Schweinfurter so ein, so auch vor dem 0:1 in der 16. Minute. Da hatte Jabiri den Ball auf außen gebracht, wo dann Messingschlager durchbrechen konnte. Eigentlich hatte sich der Außenverteidiger der Gäste dann den Ball zu weit vorgelegt, doch Keeper Axel Hofmann, erst vor wenigen Tagen vom FSV Erlangen-Bruck verpflichtet und gleich zur Nummer Eins gemacht, kam etwas ungestüm aus dem Kasten, so dass Schiedsrichter Potemkin auf den Punkt zeigen musste. Steffen Krautschneider trat an und verwandelte sicher, obwohl Hofmann die Ecke geahnt hatte. Für den 25-Jährigen Mittelfeldspieler war es das vierte Tor in den letzten vier Spielen gegen den FCN II. Der Club kam auch dem Gegentreffer nicht wesentlich besser ins Spiel, tat sich schwer, die Abwehrreihe der “Schnüdel” zu durchbrechen, die Patrick Wolf, der Sohn von Wolfgang Wolf, in gewohnt robuster Art anführte. Andererseits beschränkten sich die Schweinfurter in der Folge auch eher darauf den Club vom Tor wegzuhalten, so dass das Spiel in dieser Phase taktisch ansprechend, aber eher arm an Höhepunkten blieb. Das änderte sich sechs Minuten vor der Pause als Jelisic nach schönem Zuspiel frei vor Hofmann auftauchen konnte, da Robin Heußer zu tief gestanden war und so die Abseitsfalle aufgehoben hatte. Der beim FC Bayern ausgebildete 22-jährige gebürtige Münchner behielt vor dem Tor die Nerven und traf zum 2:0. Eine Halbzeitführung, die auf Grund dessen, dass der FCN seit der fünften Minute, als Hercher aus spitzem Winkel an Eiban gescheitert war, keine Torchance mehr gehabt hatte, verdient war.
Reiner Geyer reagierte, stellte in der Pause auf ein 3-4-3 um, brachte Neuzugang Vincent Boesen und Steffen Eder für die beiden Außenverteidiger Andreas Knipfer und Robin Heußer. Die Umstellung zeigte erst einmal Wirkung, der Club konnte nun besser in Richtung Tor der Schweinfurter kombinieren. Auffällig beim Club waren dabei vor allem Manuel Feil, der immer wieder präzise Steilpässe spielte und Erik Engelhardt, der immer wieder den Ball gut abschirmte, viele Wege ging und die Bälle auch gut verteilte. Jene beiden waren dann auch in der 58. Minute am Anschlusstreffer für den FCN beteiligt. Feil presste Strohmeier dergestalt, dass dieser den Ball in Feils Füße spielte. Dieser sah Engelhardt, setzte ihn per feinem Pass in Szene, so dass der Neuzugang aus der eigenen U19 in aussichtsreicher Position zum Schuss kam und vollenden konnte. Nun “stand das Spiel auf der Kippe” wie Gästetrainer Gerd Klaus nach dem Spiel unumwunden zugeben musste. Der Club kam besser ins Spiel, brachte sich allerdings nicht in gute Schusspositionen, so dass Schweinfurt gerade als man dachte, es könne eng werden, dann wieder mit zwei Toren Abstand in Führung ging. Die Clubabwehr brachte den Ball nicht weg und Krautschneider schlenzte den Ball flach ins lange Eck. Danach schlug die Stunde des Axel Hofmann, der mit zwei sehenswerten Aktionen – einer Flugparade und einer Aktion, wo er am Boden liegend dem Angreifer den Ball vom Fuß nahm – das in ihn gesetzte Vertrauen zurückzahlen konnte. Der Keeper verhinderte so das 4:1. Stattdessen kam der FCN II sogar nochmals heran. Wieder waren Feil und Engelhardt in der Entstehung beteiligt. Ersterer schickte Letzteren mit präzisem Pass auf den Flügel, von dort gab Engelhardt in die Mitte, wo Vincent Boesen den Ball im zweiten Versuch ins Schweinfurter Tor bringen konnte. Auch wenn Trainer Geyer an dieser Stelle nun das Gefühl hatte, dass jetzt die Wende doch noch möglich sei, währte dieses Gefühl nicht lange. Fast im Gegenzug rutschte Christoph Wallner ein Kopfball über die Stirn und vor die Füße von Florian Pieper. Der Ex-Löwe versenkte den Ball zum 2:4, obwohl Hofmann noch am Ball gewesen war. Das Spiel war nun gelaufen, doch zu allem Überfluss holte sich der zur Paus gekommene Eder in der 90. Minute noch eine Gelb-Rote Karte ab und verletzte sich bei dieser Aktion im Laufduell mit Pieper auch noch am Ellbogen.
Letztendlich war der 1. FC Schweinfurt 05 der verdiente Sieger einer Partie, die vor allem in der zweiten Halbzeit schönen Fußball mit vielen Torszenen bieten konnte. Dem FCN merkte man an, dass mit Eder, Domej (beide nur Bank wegen Trainingsrückstand) und Scheffler (verletzt) in der Startformation viele defensive Alternativen fehlten, die etwas mehr Routine ins Spiel hätten bringen können, um den Gästen in Sachen Erfahrung und/oder Physis etwas besser beizukommen. Geyer mahnte nach dem Spiel daher auch an, dass die Deckungsarbeit seiner Mannschaft im Strafraum noch verbesserungswürdig sei. Dennoch zeigte sich der neue Chefcoach des FCN II nicht gänzlich unzufrieden und auch Doppeltorschütze Steffen Krautschneider fand lobende Worte für das Pressing des “kleinen Clubs”. Für diesen wird in der Saison 2017/18 sicher nicht der 1. FC Schweinfurt, der TSV 1860 München oder die Zweitvertretung des FC Bayern der Maßstab sein, sondern eher die Gegner der nächsten beiden Spiele. Am kommenden Samstag gastiert der Club um 14 Uhr beim TSV 1860 Rosenheim, bereits am Dienstag darauf kommt der Aufsteiger aus Eichstätt, der den Profis in der Vorbereitung ein mühevolles 2:1 abgetrotzt hatte, an den Valznerweiher. Anpfiff ist um 19 Uhr.
Das Spiel in Zahlen:
Nürnberg II (4-2-3-1): A. Hofmann – Knipfer (46. Boesen), Pex, Wallner, Heußer (46. Eder) – Rhein, J. Hofmann (76. Özlokman) – Harlass, Hercher, Feil – Engelhardt – Trainer: Geyer
Schweinfurt (4-1-4-1): Eiban – Messingschlager, Strohmaier, Wolf, Paul – Kracun – Krautschneider, Kling (60. Fery), Jelisic, Wilsch (82. Fritscher) – Jabiri (78. Pieper) – Trainer: Klaus
Tore: 0:1 Krautschneider (16., Foulelfmeter), 0:2 Jelisic (39.), 1:2 Engelhardt (58.), 1:3 Krautschneider (69.), 2:3 Boesen (84.), 2:4 Pieper (85.)
Gelbe Karten: Wallner – Strohmaier, Wolf
Gelb-Rote Karte: Eder (90., wiederholtes Foulspiel)
Schiedsrichter: Roman Potemkin (Friesen)
Zuschauer: 451
Danke für den Bericht. Die Regionalliga Bayern ist heuer eine ganz andere Marke, nach dem 60 auf Investorbeschluss zu ihr durchgereicht wurde. In München geht es sagenhaft ab. 1860 scheint mehr Dauerkarten loszukriegen als in der 2. Liga. Dabei sind die Preise ganz schön gepfeffert. Welche Sehnsüchte sich da auftun, weiß ich nicht so genau. Es scheint dort aber eine Lust vorhanden zu sein auf “bodenständigen” Fußball.
Da wurde die zweite Mannschaft ja ganz schön umgekrempelt. Hatte ich gar nicht so verfolgt. Immerhin hatte ich den Auftakt der Bayernliga am Samstag mitbekommen. 🙂
Ist die Mannschaft stark genug, den Klassenverbleib ohne größere Schwierigkeiten zu schaffen?
Davon gehe ich dann doch aus. Das Spiel am Samstag war sicher auch kein Gradmesser, da Schweinfurt einfach deutlich andere Ansprüche hat. Dafür sind zwei eigene Tore durchaus respektabel. Engelhardt wird da für viel Freude Sorgen, denke ich. Für mich der Kandidat für ein Raufziehen in die Profis. In der Defensive ist es halt z.Z. dank des Spiels in Kalchreuth (die wohl sehr ruppig waren) etwas enger, da mit Scheffler der LV ausfällt. Dazu fehlten Domej und Eder mit Trainingsrückstand in der Startelf, die werden auch noch mehr Qualität bringen.
Es hat sich immer wieder gezeigt, dass so neu zusammen gewürfelte Mannschaften erst zusammen Praxiserfahrung brauchen, bis man wirklich von einer harmonierenden Einheit sprechen kann. Es ist also keine Schande das erste Spiel verloren zu haben. Ich erinnere nur an Jogis neue Mannschaft beim Confed-Cup. Die Spieler wurden auch im Laufe des Turniers immer besser. Darum trotzdem Daumen hoch für die neue U21 des FCN!
Warum gibt es denn nun 3 U21 Torhüter? Hat sich einer verletzt? War etwas verwundert, dass der Neue (Hofmann), der erst ein paar Tage zuvor verflichtet wurde, auch gleich gespielt hat.