Die 17 Anderen – Folge 12: Jahn Regensburg
Im Zuge der Saisonvorbereitung der Konkurrenz blicken wir in loser Folge darauf, wie sich der Kader bei den Gegnern strukturiert und was letzte Saison auffällig war. Im zwölften Teil geht es um den Auftaktgegner des FCN in der kommenden Saison.
1. Steckbrief
Trainer | Mersad Selimbegovic (seit 01.07.2019) |
Abgänge | Marco Grüttner (SGV Freiberg), Andreas Geipl (1.FC Heidenheim), Julian-Maurice Derstroff (Hallescher FC), Marcel Correia (SC Paderborn 07), Tim Knipping (Dynamo Dresden), Marc Lais (SV Wehen Wiesbaden), Alexander Nandzik (eigene Amateure, war vorher an Kaiserslautern verliehen), Chima Okoroji (SC Freiburg, Leihende), Aaron Seydel (FSV Mainz 05, Leihende), Kevin Hoffmann (VfR Aalen, war bereits dorthin verliehen) |
Zugänge | Christoph Moritz (Hamburger SV), André Becker (Astoria Walldorf), Kaan Caliskaner (1.FC Köln II), Jan Elvedi (SC Kriens), Scott Kennedy (Austria Klagenfurt), Jan-Niklas Beste (Werder Bremen, Leihe), Albion Vrenezi (Würzburger Kickers, Leihende) |
Platzierung 2019/20 | Zweite Bundesliga, Platz 12 (43 Punkte, 50:56 Tore) |
Bilanz gegen FCN seit 1963 | 1-5-14; 18:46 Tore |
Ex-Cluberer? | Alexander Weidinger (2009-2012, Jugend) Federico Palacios (2018-2019), Jann George (2002-2013, NLZ) |
Ex-Jahn? | Asger Sörensen (2017-2019) |
2. Datenlage 2019/20
Regensburg hatte 2019/20 die schlechteste Passquote aller Teams und war in fast allen Passkategorien Schlusslicht (Vorwärtspässe, Querpässe, progressive Pässe) oder nahe am letzten Platz (lange Pässe, Pässe ins letzte Drittel). Der Jahn spielte insgesamt die wenigsten Pässe, hatte mit 44,7% auch den viertgeringsten Ballbesitz und mit durchschnittlich 10,9 Sekunden pro Ballbesitzphase auch die zweitgeringste durchschnittliche Zeit am Ball und die zweitmeisten Ballverluste. Wo er dagegen nicht am Tabellenende stand, war bei den angekommenen Pässen in Tornähe (Platz 8, 8,27/90 Minuten), den Ballberührungen im Stafraum (Platz 13, 14,76/90 Minuten), den Balleroberungen (Platz 3, 81,35/90), in Sachen geführte Defensivzweikämpfe (Platz 1, 68,07/90), Pressingintensität (PPDA: 8,17; Platz 3), Challenge Intensity (6,7 Defensivaktionen pro gegnerischer Minute Ballbesitz; Platz 3) und Kontertore (Platz 3; 9 Tore/18% aller eigenen Treffer).
Was im ersten Moment nach einem Zahlengewitter aussieht, lässt sich relativ einfach verbalisieren. Regensburg setzte unter Mersad Selimbegovic den Außenseiterfußball, den man unter Achim Beierlorzer gespielt hat, konsequent fort. Die Idee war schnell und direkt vors Tor zu kommen, dabei nicht vor dem langen Ball zurückzuschrecken. Das führt unter anderem dazu, dass kein Zweitligist im Schnitt näher am Tor abschließt als der Jahn, was die Trefferwahrscheinlichkeit natürlich erhöht. Gleichzeitig beinhaltet die Taktik des SSV auch Ballverluste in Kauf zu nehmen, aber jedem Ballverlust intensiv hinterherzuarbeiten und das überall auf dem Platz. Kein anderer Zweitligist außer Regensburg hatte in jeder Spielfeldzone deutlich überdurchschnittliche Werte bei den Balleroberungen. Kein anderer Zweitligist führte im Schnitt so viele Zweikämpfe wie der SSV (220,3/90 Minuten). Die Oberpfälzer machten es dem Gegner in jeder Hinsicht so unangenehm wie möglich, gegen sie zu spielen.
Regensburg 2019/20 | |
Tore/expected Goals | 50/44,5 |
Gegentore/expected Goals against | 56/52,0 |
Schüsse pro 90/xG pro Schuss | 10,09/0,122 |
geg. Schüsse pro 90/xG pro geg. Schuss | 13,33/0,108 |
Ballbesitz/Dauer durchschn. Ballbesitzphase | 44,7%/10,9 s |
PPDA/Chal. Intensity | 8,17/6,7 |
Zweikampfquoten Off./Def./Luft/fr. Ball | 39%/56%/49%/41% |

3. Kader 2020/21
Der Regensburger Kader sieht aus als hätte er eine zentrale Unwucht. Obwohl Mersad Selimbegovic eigentlich grundsätzlich mit einem flachem 4-4-2 spielen lässt und somit mit zwei zentralen Mittelfeldspielern, sind genau in dem Bereich mit nur fünf Spielern relativ wenige Akteure vorhanden, auch wenn natürlich einzelne hier auf den Flügeln angeordnete Spieler auch im Zentrum agieren können. Überhaupt ist im Regensburger durchaus Flexibilität zu finden. Ex-Cluberer Federico Palacios und Jann George tauchen rechts wie links auf. Florian Heister kann sowohl Links- als auch Rechtsverteidiger spielen. Die Angreifer Albers, Wekeser und Schneider spielen auch schon mal etwas tiefer im Mittelfeld. Entscheidend wird bei aller Flexibilität dennoch sein, wie der Jahn die Abgänge von Kapitän und Torjäger Marco Grüttner und Innenverteidiger Marcel Correia verkraftet. Hier haben die Oberpfälzer einerseits mit Caliskaner und Becker zwei Stürmer aus der Regionalliga verpflichtet, andererseits in Form von Jan Elvedi (Zwillingsbruder von Gladbachs Nico Elvedi) und Scott Kennedy Innenverteidiger aus der zweiten Liga in der Schweiz bzw. Österreich verpflichtet. Es wird also ganz entscheidend darauf ankommen, wie diese Spieler den Sprung in die zweite Bundesliga schaffen.
In Sachen Vertragsstrukturen ist der Jahn in dieser Spielzeit in einer relativ entspannten Situation. Neben Hein, der bereits sein Karriereende angekündigt hat, laufen unter den Feldspielern nur die Verträge der Ergänzungsspieler Markus Palionis und Jan-Marc Schneider und der letzte Saison verliehenen Kevin Hoffmann und Albion Vrenezi aus. Einzig im Tor besteht für Christian Keller ausgiebig Handlungsbedarf, alle drei Torhüter im Kader haben einen zum Saisonende auslaufenden Vertrag. Die Altersstruktur im Kader ist relativ ausgeglichen, wozu die Abgänge von Lais (29), Correia (31) und Grüttner (34) ebenso beigetragen haben, wie die Neuzugänge, deren durchschnittliches Alter ohne Routinier Christoph Moritz bei 22 Jahren liegt. Es ist zu erwarten, dass die Einsatzzeiten der jüngeren Spieler also steigen. In der vergangenen Saison waren nur Max Besuschkow, Benedikt Gimber und Erik Wekeser unter den jungen Spielern, die aktuell im Kader sind, zu ausgiebigen Einsatzzeiten gekommen. Insgesamt beinhaltet das Aufgebot aber viele Spieler, die noch viele Jahre Profifußball in sich haben dürften.

Hinweis: Die Grafiken werden über den Sommer bei personellen Veränderungen aktualisiert. Der Artikel erst mit Saisonstart
Solides Mittelfeld, würde ich sagen. Tendenziell vielleicht sogar etwas schwächer als letzte Saison.