Wer wird wie eingesetzt in Liga Zwei – Ein statistischer Blick
Länderspielpause – mal wieder Zeit für einen Blick auf die Liga zu werfen: Wie steht’s um junge Spieler, Neuzugänge und Local Player?
Als wir das letzte Mal auf die Altersstruktur der Zweitligisten geblickt haben, da lag der Club mit fast 39 Prozent der möglichen Einsatzminuten, die durch U23-Spieler abgedeckt wurden, auf Rang zwei im Ranking. Der letzte Gegner vor der Länderspielpause, Werder Bremen, lag auf Platz eins mit 45 Prozent. Angesichts dessen, dass nur vier Spiele gespielt wurden, war keine allzu große Verschiebung zu erwarten. Der FCN ist – siehe Grafik 1 – auch weiterhin Zweiter, der Anteil der U23-Spieler liegt bei bei 38 Prozent, Werder kommt inzwischen sogar auf 46 Prozent. Die größte Veränderung in den letzten vier Spielen gab es beim HSV. Dessen Anteil an U23-Spieler stieg um fünf Prozentpunkte auf knapp 34 Prozent. Die Gründe hierfür liegen vor allem in Verletzungen: Stammkeeper Heuer Fernandes (29) und Linksverteidiger Leibold (27) verletzten sich im Pokalspiel in Nürnberg. Ihre Vertreter Johansson und Muheim fallen beide noch ins U23-Kontingent.
Der HSV ist in Sachen Altersstruktur auch anderweitig ein Ausreißer. Nur Tom Mickel, der dritte Torwart, ist überhaupt älter als 29. Einsatzzeiten für Ü30-Spieler gab es dementsprechend in Hamburg noch gar nicht. Am anderen Ende des Spektrums steht in dieser Hinsicht Hansa Rostock. Der Aufsteiger ist in Sachen Einsatzminuten für Spieler im Alter von 30 oder älter Spitzenreiter. Fast 43 Prozent der maximal möglichen Minuten bestreiten hier die “Oldies”. Mit Keeper Kolke, Innenverteidiger Meißner, Stürmer Verhoek, Kreativspieler Omladic und Ex-FCN-Kapitän Behrens sind gleich fünf unumstrittene Stammspieler 30 Jahre alt oder älter. In Sachen Einsatz von jungen Spielern sind aber nicht die Mecklenburger Letzter, sondern der nächste Gegner des FCN.
Beim SV Sandhausen entfielen bislang weniger als drei Prozent der Einsatzminuten auf Spieler im Alter von 23 oder jünger und einer der drei Spieler, Anas Ouahim, war auch nur bei Saisonbeginn noch unter 24. Sandhausen ist auch der einzige Verein, der – siehe Grafik 2 – bislang noch keinen Spieler unter 21 eingesetzt hat. Jenseits dessen reichen die Quoten im U21 Bereich von knapp einem Prozent in Paderborn bis hin zu 34 Prozent bei Werder Bremen. In dieser Kategorie liegt der Club auf Rang vier mit knapp 18 Prozent der möglichen Einsatzminuten. Bei den Minuten für die “Local Player”, also “vom Klub ausgebildete Spieler, die in drei Spielzeiten oder Jahren im Alter zwischen 15 und 21 Jahren für den Klub spielberechtigt waren“, liegt der FCN – siehe Grafik 3 – mit knapp 20 Prozent sogar auf Platz Drei, woran allerdings Enrico Valentini einen erheblichen Anteil hat. Auch in dieser Wertung findet sich der SV Sandhausen auf dem letzten Platz. Seine Local Player kamen noch nicht einmal zum Einsatz. Ganz im Gegensatz zum FC Ingolstadt, der zu etwas weniger als einem Viertel auf im eigenen Verein ausgebildete Spieler setzt.
Zweiter ist der kommende Gegner des FCN dagegen – siehe Grafik 4 – bei den Einsatzzeiten für Neuzugänge. Mehr als 60 Prozent der möglichen Einsatzzeit bei den Kurpfälzern gingen an Spieler, die in der letzten Saison noch nicht am Hardtwald spielten. Übertroffen wird dieser Wert allerdings noch einmal deutlich von Absteiger Schalke 04. Bei den Knappen liegt die Quote bei fast 77 Prozent der Minuten. Mit Innenverteidiger Malick Thiaw stand ein einziger Spieler, der schon 2020/21 in Gelsenkirchen war, mehr als 40 Prozent der Spielzeit auf dem Platz. Die Findungsphase des Absteigers scheint sich auch in dieser Zahl widerzuspiegeln. In dieser Kategorie ist der Club am Tabellenende zu finden. Ungefähr 18,5 Prozent der Minuten gingen an Neuzugänge, also vor allem Tempelmann (908 Minuten) und Schindler (1075 Minuten). Noch einmal deutlich weniger Einsatzzeiten für neue Spieler gab es in Heidenheim. Die Brenzstädter haben allerdings mit Siersleben (19 Minuten) und Malone (339 Minuten) auch nur zwei Neuzugänge im Kader.
Bei den Einzelspielern haben sich die Reihen derer, die auf die volle Spielzeit kommen, weiter gelichtet. Vier Keeper mussten inzwischen ihren Status als Dauerbrenner abgeben: Heuer Fernandes (HSV) und Zieler (Hannover) verletzungsbedingt, Gersbeck (KSC) wegen eines Platzverweises und Zetterer (Bremen) auf Grund einer Trainerentscheidung. Bei den Feldspielern schied Clubspieler Asger Sörensen nach seiner Jochbeinfraktur gegen Darmstadt zur Pause aus und verlor so seine 100 Prozent Quote. Diesen Nimbus verloren haben außerdem Hünemeier (Paderborn), Gimber (Regensburg), Sollbauer und Stark (Dresden). Die Liste der Spieler, die noch keine Minute verpasst haben, umfasst nun – siehe Grafik 5 – noch 19 Spieler, darunter neun Torhüter – inklusive Nürnbergs Christian Mathenia – und mit Paderborns Kapitän Schallenberg nur noch einen Feldspieler, der nicht (primär) als Abwehrspieler einzuordnen ist. Die drei Offensivspieler mit den anteilig höchsten Einsatzzeiten sind Karlsruhes Hofmann (98%), Schalkes Terodde (97,8%) und Dresdens Daferner (97%).
Für alle, die einen detaillierten Blick auf die einzelnen Kader werfen wollen, gibt es hier in der Galerie die Grafiken zu allen 18 Zweitligisten:
Hinweis zu Terminologie und Methodik: Die Begriffe “U21”, “U23” und “Ü30” werden hier im fußballerischen Sinne verwendet, nicht im mathematischen. Das heißt “U23” schließt 23-Jährige ein, nicht aus. Die Verwendung von Minuten bietet sich als genaueste Maßeinheit an, da die reine Anzahl der Spiele verzerrt, schließlich wird hier eine Einwechslung in der vierten Minute der Nachspielzeit und ein Spiel über die volle Distanz beide gleich gewertet.
Herzlichen Dank, Florian.
Sowas findet sich in der ganzen einschlaegigen Mainstream Fussballberichterstattung nicht!
Hoch interessant und m E auch ein wichtiger Gradmesser in puncto “Personalentwicklung” im dt Profifussball.
Schoenes Wochenende!