Die 17 Anderen – Folge 8: Hannover 96
Im Zuge der Saisonvorbereitung der Konkurrenz blicken wir in loser Folge darauf, wie der Kader bei den Gegnern strukturiert ist und was letzte Saison auffällig war. Im achten Teil geht es dabei zu runderneuerten Roten.
1. Steckbrief
Trainer | Stefan Leitl (seit 1.7.2022, zuvor SpVgg Greuther Fürth [5.2.2019 bis 30.6.2022], FC Ingolstadt [23.8.2017 bis 22.9.2018]) |
Abgänge | Linton Maina (1. FC Köln), Marcel Franke (Karlsruher SC), Philipp Ochs (SV Sandhausen), Mike Frantz (1. FC Saarbrücken), Niklas Hult, Dominik Kaiser, Marc Lamti, Marlon Sündermann (alle unbekannt), Mark Diemers (Feyenoord Rotterdam, Leihende), Simon Stehle (Viktoria Köln, Leihe, war an 1. FC Kaiserslautern verliehen), Lawrence Ennali (Rot-Weiß Essen, Leihe) |
Zugänge | Derrick Köhn (Willem II), Max Besuschkow (SSV Jahn Regensburg), Louis Schaub (1. FC Köln), Håvard Nielsen (SpVgg Greuther Fürth), Fabian Kunze (Arminia Bielefeld), Phil Neumann (Holstein Kiel), Enzo Leopold (SC Freiburg II), Ekin Çelebi (VfB Stuttgart II), Toni Stahl (Energie Cottbus), Eric Uhlmann (RB Leipzig U19), Antonio Foti (Eintracht Frankfurt, Leihe), Leo Weinkauf (MSV Duisburg, Leihende), Franck Evina (Viktoria Berlin, Leihende) |
Platzierung 2021/22 | 11. Platz, Zweite Liga (42 Punkte, 35:49 Tore) |
Bilanz gegen FCN seit 1963 | 20 Siege – 18 Remis – 21 Niederlagen (91:94 Tore) |
Ex-Cluberer? | Neuzugang Ekin Çelebi war von 2012 bis Januar 2021 beim FCN, Cedric Teuchert war von 2009 bis Januar 2018 beim FCN, Sebastian Kerk von Januar 2015 bis Juni 2016 und von 2017 bis 2020. Trainer Stefan Leitl spielte zwischen 1999 und 2001 für den FCN. |
Ex-96er? | Florian Hübner spielte von 2016 bis 2018 bei den Roten. Sportvorstand Dieter Hecking trainierte Hannover von 2006 bis 2009, war von 1996 bis 1999 dort auch Spieler, Pressechef Christian Bönig war von 2016 bis 2017 bei den Niedersachsen beschäftigt. |
2. Spielstil 2021/22
Im Falle von Hannover wäre es wohl richtiger von zwei Spielstilen zu sprechen, da sich die Ansätze von Jan Zimmerman und Nachfolger Christoph Dabrowski doch massiv unterschieden. Damit ist gar nicht unbedingt gemeint, dass Hannover unter Dabrowski fast doppelt so viele Tore pro 90 Minuten erzielt hat wie unter Zimmermann, obwohl man ungefähr gleich oft aufs Tor geschossen hat. Eines der Probleme unter Zimmermann war, dass Hannover einfach nicht in gute Abschlusspositionen kam. Der durchschnittliche Abschluss war weit mehr als zwanzig Meter vom Tor weg, nicht einmal drei von zehn Schüssen ging überhaupt aufs Tor. Auch die expected Goals pro Spiel lagen mit 1,07 deutlich unter dem Durchschnitt von 1,44, dem man sich unter Dabrowski (1,36 xG/90) annäherte.
Das hatte viel damit zu tun, dass das Spiel unter Zimmermann oft extrem hektisch war. Das war einerseits dem deutlich aktiveren Pressing geschuldet, aber auch dem Ansatz, schneller ins letzte Drittel kommen zu wollen. Passquoten von 52 Prozent bei den langen Bällen und 58 Prozent bei den Bällen ins letzte Drittel unterstreichen die fehlende Präzision. Bedenkt man, dass Hannover zu diesem Zeitpunkt von allen Mannschaften im Bundesligaunterhaus die meisten Pässe ins letzte Drittel spielte, überrascht die Tatsache nicht, dass nach dem 15. Spieltag kein Zweitligist häufiger den Ball im eigenen Angriffsdrittel verloren hatte als die Niedersachsen. Da offensiv so gar nichts zusammenpasste, Hannover mit gerade einmal 14 Punkten auf dem Abstiegsrelegationsrang lag, wurde Jan Zimmermann dann im November entlassen und durch Christoph Dabrowski, der zuvor mehr als drei Jahre lang die zweite Mannschaft der Roten trainiert hatte, ersetzt.
Dabrowski änderte einiges. Er löste Zimmermanns Grundordnung, die neben dem 4-3-3, das die meiste Zeit sah auch andere Formationen enthielt, durch ein 4-2-3-1 ab, machte die Abstände zwischen den Spielern kleiner und setzte auf einen deutlich reaktiveren Ansatz. Die Pressingintensität fiel um mehr als 25 Prozent, der Ballbesitz um knapp fünf. Die Ballverluste im letzten Drittel, also das, was unter Zimmermann ein Hauptproblem war, gingen ebenfalls um 25 Prozent zurück. Das lag auch daran, dass Hannover nun weniger flankte – auch hier eine Reduktion um knapp ein Viertel – und mehr durchs Zentrum agierte. Obwohl Sechsundneunzig unter Dabrowski weniger Ballbesitz hatte und damit auch weniger Angriffe begann, konnte man insgesamt mehr Angriffe mit einem Schuss abschließen. Die Abschlüsse rücken auch näher ans Tor, sie kamen häufiger aufs Tor – noch einmal liegt der Wert bei 25 Prozent – und sie gingen häufiger ins Tor. Fast doppelt so oft. Das reichte am Ende für Rang elf mit zehn Punkten Vorsprung auf die Relegation, aber nicht für eine Weiterbeschäftigung von Dabrowski. Der 43-Jährige wird zur neuen Saison Cheftrainer von Drittligaaufsteiger Rot-Weiss Essen.
Hannover 2021/22 | |
Tore/expected Goals | 35/41,77 |
Gegentore/expected Goals against | 49/46,15 |
Schüsse pro 90/xG pro Schuss | 11,15/0,103 (⌀: 12,05/0,120) |
geg. Schüsse pro 90/xG pro geg. Schuss | 12,51/0,102 (⌀: 12,05/0,120) |
Ballbesitz/Dauer durchschn. Ballbesitzphase | 48,0%/12,5s (⌀: 50%/13,3s) |
PPDA/Chal. Intensity | 9,43/6,1 (⌀: 9,71/6,4) |
Zweikampfquoten Off./Def./Luft/fr. Ball | 37%/61%/46%/41% (⌀: 39%/61%/47%/41%) |

3. Kader 2021/22
Wie wechselhaft die Spielzeit der Roten war, erkennt man allein schon daran, dass nur ein einziger Spieler – Kapitän Marcel Franke – auf mehr als achtzig Prozent der möglichen Einsatzminuten kam. Der gebürtige Dresdner spielte 81 Prozent der möglichen Zeit, auf Rang zwei folgt Sebastian Kerk mit 76 Prozent. Natürlich spielten Verletzungen wie bei Sebastian Ernst und Ron-Robert Zieler eine Rolle, sie waren aber ein untergeordneter Faktor. Auch sticht aus der Kadergrafik heraus, dass sehr viel Spielzeit bei Spielern jenseits der 30 Jahre gebündelt war. Nur Aue und Rostock gaben den erfahrenen Spielern mehr Einsatzzeit. Auf der Gegenseite lag die Einsatzzeit der U23-Spieler bei gerade einmal 13,6 Prozent. Der niedrigste Wert nach Sandhausen (3,9 Prozent). Die einzigen U23-Spieler mit signifikanter Einsatzzeit waren Linton Maina, der zwar auf 19 Startelfeinsätze kam, aber nur zweimal über die volle Distanz spielen durfte und Maxi Beier, der nach Saisonstart für zwei Spielzeiten von der TSG Hoffenheim ausgeliehen worden war. Einige Beobachter in Hannover kritisieren die geringe Quote gerade der eigenen Jugendspieler schon länger, bisher ohne Erfolg.
Trotz der fehlenden absoluten Stammspieler lässt sich eine Kerngruppe von acht Spielern ausmachen, die ungefähr zwei Drittel der Minuten oder mehr absolviert haben: Torwart Ron-Robert Zieler (32), Rechtsverteidiger Sei Muroya (27), die Innenverteidiger Börner (30) und Franke (28), Linksverteidiger Hult (31), Sechser Ondoua (25), Zehner Kerk (27) und Stürmer Beier (18). Dazu kommen mit Innenverteidiger Krajnc (26), Rechtsverteidiger Dehm (25), Sechser Kaiser (32), Außenstürmer Maina (22) und Stürmer Weydandt (26) noch weitere Spieler, die oft zum Einsatz kamen, entweder aber wenige Spiele zu Ende machten, oft eingewechselt wurden oder aber vor allem dann spielen durften, wenn Spieler aus der ersten Gruppe verletzt oder gesperrt waren. Eine Ausnahme stellt Mark Diemers dar. Der Niederländer kam zur Winterpause von Feyenoord und absolvierte ab diesem Zeitpunkt 75 Prozent aller Minuten. Ex-Cluberer Cedric Teuchert landete nach seinem Wechsel von Union Berlin im Januar bei ungefähr 50 Prozent der möglichen Minuten.
Ein anderer Ex-Cluberer ragt mit 14 Torbeteiligungen bei Hannover etwas heraus: Sebastian Kerk. Neun Tore, darunter zwei direkte Freistöße und fünf Vorlagen standen am Ende beim gebürtigen Oberschwaben zu Buche. Aber auch jenseits der Torbeteiligungen war Kerk einer der wenigen, der den Ball überhaupt in gefährliche Räume bringen konnte. In Sachen Passgefahr schnitten – im Ranking von Matchmetrics – nur Rostock, Sandhausen und die Absteiger aus Ingolstadt und Aue schlechter ab. Gut im Matchmetrics Ranking schnitt hingegen Julian Börner ab. Der wurde von allen Hannoverschen Spielern am besten bewertet, da er sowohl im Boden- als auch im Luftzweikampf gut abschnitt, aber auch im Passspiel überdurchschnittliche Werte vorweisen konnte. Ohne den Thüringer, der Anfang August von Sheffield Wednesday verpflichtet worden war, hätte Hannover wahrscheinlich schlechter ausgesehen.
4. Trainer 2022/23
Stefan Leitls Transfer nach Hannover löste einiges an Kopfschütteln aus. Hinter vorgehaltener Hand wunderten sich auch die Vertreter seines alten Arbeitgebers, der SpVgg Greuther Fürth, warum der gebürtige Münchner nicht auf einen Posten in der Bundesliga spekuliert hatte und sich stattdessen für ein Engagement in Niedersachsen entschieden hatte, wo ein mittelschwerer Neuaufbau ansteht. Leitl hatte sich in den vergangenen Jahren als Trainer in Fürth einen guten Ruf in der Branche erarbeitet. Immerhin war er mit dem Kleeblatt in die Bundesliga aufgestiegen und auch wenn man dort chancenlos war, litt sein Ansehen nicht darunter. Mehr als drei Jahre war der 44-Jährige am Ronhof Trainer gewesen, dabei hatte seine Verpflichtung erst einmal für Unmut gesorgt. Schließlich hatte er zwei Jahre in Nürnberg als Profi gespielt und war wenige Tage vor seiner Verpflichtung in Fürth noch für die Traditionself des Clubs aufgelaufen. Doch lange hielten die Zweifel und die Beschimpfungen eines Teils der Fans nicht.
Wohl auch, weil Nürnberg bei Leitl keinen so prägenden Eindruck hinterlassen hatte. Zwischen 1999 und 2001 hatte er für den FCN gespielt, es folgten Stationen in Unterhaching, Darmstadt und Ingolstadt. Es war dort in Oberbayern, wo Leitl dann tatsächlich hängen blieb. Er spielte sechs Jahre für die Schanzer und wechselte dann in den Trainerstab. Nach der U17 und U23 übernahm Leitl im August 2017 die Profis der Oberbayern. Sein erstes Spiel: Ein 1:0 Sieg in Fürth. Leitl hatte in Ingolstadt lange mit einer recht klaren Grundordnung Erfolg, ließ sein Team offensiv im 4-3-3 spielen und hielt sich bis in die Schlussphase der Saison 2017/18 in Tuchfühlung mit dem Aufstiegsrelegationsplatz, ehe man nach einem 1:1 gegen den Club abreißen lassen musste. Erreicht hatte das Leitl mit einem Team, das oft aufs Tor schoss und extrem intensives Pressing spielte. Am Ende der Saison war der FCI Neunter, startete aber in die nächste Spielzeit mit nur einem Sieg aus sieben Pflichtspielen. Nach elf Jahren ging Leitls Zeit in Ingolstadt zu Ende, er wurde entlassen. Sein Nachfolger Alexander Nouri hielt sich nur acht Spiele im Amt und wurde abgelöst von Ex-Clubtrainer Jens Keller.
Knapp ein halbes Jahr nach seiner Demission bei den Schanzern begann Leitl am Ronhof. Zwei Dinge, die nach seinem Amtsantritt in Fürth im Vergleich zu Ingolstadt erhalten blieben: Fürths Pressing in der Zweiten Liga war sehr intensiv, erst in der Bundesliga nahm der Pressingdruck des Kleeblatts ab. Auch die Schusszahl war im Aufstiegsjahr die höchste aller Zweitligisten, ehe sich das in der Bundesliga ins Gegenteil verkehrte. Die Qualität der Einzelspieler reichte eine Liga höher nicht mehr, um zum Abschluss zu kommen. Hinzu kam, dass Leitls Teams immer früh den Abschluss suchen, oft auch aus der Ferne. Bei vielen Abschlüssen führt das auf Grund der schieren Masse an Abschlüssen auch irgendwann zum Erfolg, bei wenigen Schüssen ist dagegen die Wahrscheinlichkeit, dass aus Fernschüssen ein Tor wird, einfach noch geringer. Unter Leitl hatte Fürth von allen Teams im Unterhaus das klarste Offensivkonzept, das aus zwei wesentlichen Faktoren bestand: Dem Überladen des Zehnerraums und den gezielten Hereingaben von den Außen in den Rücken der Abwehr.
Dabei ergänzten sich die beiden Elemente hervorragend. Im Aufbau wurde immer viel Personal in der Zone vor dem Strafraum abgestellt. Entweder der Ball wurde dann in diesen Bereich gespielt und dort mit kurzen Pässen oder Dribblings in Richtung Tor gebracht – Fürth hatte nicht nur die meisten Dribblings der zweiten Liga, sondern auch die höchste Erfolgsquote bei Dribblings – oder aber es folgte der Pass auf die Außenbahnen, wo die Außenverteidiger den Ball oft bis an die Grundlinie trugen, um dann zu flanken. Jene Außenverteidiger waren im Aufstiegsjahr auch die Schlüsselspieler der Vorgehensweise. Inwiefern Leitl den Ansatz aus Fürth mitnimmt oder modifiziert, ist natürlich abzuwarten. In Fürth zeigte Leitl aber bereits große Adaptionsfähigkeiten, experimentierte beispielsweise viel mit den Formationen, ehe er sich auf die Aufstiegsraute festlegte.
5. Kader 2022/23
Betrachtet man die Transfers, die Hannover bisher getätigt hat, könnte man aber zumindest spekulieren, dass die Raute im Mittelfeld eine gangbare Option sein wird. Mit Fabian Kunze (Arminia Bielefeld), Max Besuschkow (Jahn Regensburg) und Enzo Leopold (SC Freiburg II) kommen gleich drei Spieler, zu denen der Einsatz im Zentrum in einem Mittelfeld mit Drachenviereck passen würde. Besuschkow und Leopold bestechen dabei vor allem durch ihre Fähigkeit den Ball in Räume zu spielen, wo es für die eigene Mannschaft Relevanz für die eigenen Angriffsbemühungen hat, Kunze ist dagegen vor allem ein Arbeiter gegen den Ball, dessen Passspiel aber nicht hundsmiserabel ist. Da man – neben Diemers, dessen Leihe endet – im zentralen Mittelfeld mit Mike Frantz (1. FC Saarbrücken) und Dominik Kaiser (noch ohne Verein) vor allem defensiv orientierte Ergänzungsspieler abgegeben hat, nun aber mehr Spieler im Kader hat, die eher auch als Achter fungieren können, könnte eine Umorientierung zur Raute hin stattfinden.
Die Abgänge von Linton Maina (1. FC Köln) und Philipp Ochs (SV Sandhausen) auf den offensiven Außenbahnen, versucht man man durch die Verpflichtungen von Antonio Foti (Leihe von Eintracht Frankfurt) und Louis Schaub (1. FC Köln) zu kompensieren und sich dabei möglicherweise sogar zu verbessern. Beide könnten auf beiden Flügeln zum Einsatz kommen. Dabei ist bei Schaub anzumerken, dass dieser in Luzern, aber auch in der österreichischen Nationalmannschaft und beim Hamburger SV immer wieder auch zentraler agiert hat. Möglicherweise könnte Schaub, der genau wie Besuschkow und Leopold ein gutes kreatives Passspiel mitbringt, also auch auf der Zehn in einer Raute spielen. Foti spielte in der U19 der Frankfurter Eintracht auch oft auf dem Flügel, aber eben auch als rechter oder linker Achter in einem 4-3-3. Der zyprische U19-Nationalspieler machte in der vergangenen Saison 16 Tore in der U19-Bundesliga und bestach durch sein Dribbling und seine Schussauswahl.
Die beiden Stammkräfte, die den Verein verlassen, sind Niklas Hult und Marcel Franke, deren Verträge nicht verlängert wurden. Als Linksverteidiger neu verpflichtet auf Hults Position wurde Ekin Çelebi. Der gebürtige Nürnberger spielte in der vergangenen Saison bei der Regionalligamannschaft des VfB Stuttgart und machte dort defensiv wie auch im Aufbauspiel eine gute Figur. Çelebi wird sich mit Derrick Köhn, der aus den Niederlanden an den Maschsee wechselt, um den Platz auf der linken Außenbahn duellieren. Dabei wird er sicher als Außenseiter ins Rennen gehen. Köhn war 2020 nach einer starken Drittligasaison, als er mit der Zweitvertretung des FC Bayern die Meisterschaft holte, in die Eredivisie zu Willem II gewechselt. Nach zwei Jahren Stammspieler, die allerdings mit dem Abstieg der Tilburger endeten, kehrt der dribbelstarke 23-Jährige nach Deutschland zurück und ist nun noch näher an der Hamburger Heimat. Als Ersatz für Franke hat Hannover einerseits Eric Uhlmann von RB Leipzig verpflichtet. Der 19-Jährige, der auch auf der Sechs spielen kann, bestach in der U19-Bundesliga als sehr guter Kopfballspieler und guter Ballverteiler.
Zusätzlich kommt mit Phil Neumann von Holstein Kiel noch ein weiterer Defensivspieler, der sowohl Innenverteidiger als auch Rechtsverteidiger spielen kann. Der 24-jährige war unter den Außenverteidigern einer der besten Defensivzweikämpfer der Liga. Da Hannover auf der rechten Position in der Viererkette mit Dehm und Muroya aber gut aufgestellt ist, könnte Neumann auch ins Zentrum rücken. Der kontroverseste Transfer bisher war allerdings der von Håvard Nielsen. Der Norweger kommt – wie sein Trainer – aus Fürth an die Leine, was für einige Verstimmungen gesorgt hatte. Nielsen, der in Leitls Raute sowohl auf der Zehn als auch auf der Neun gespielt hatte, kennt den Trainer und dessen Vorstellungen gut, könnte also einer der Schlüsselspieler sein, der er bei Fürth im Aufstiegsjahr mit 17 Torbeteiligungen auch war.
# | Pos. | Name | Vorname | Alter* | Nation | seit | letzter Verein |
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1 | TW | Zieler | Ron-Robert | 33 | D | 07/2021 | 1. FC Köln |
2 | |||||||
3 | LV | Çelebi | Ekin | 22 | D/TUR | 07/2022 | VfB Stuttgart II |
4 | |||||||
5 | IV | Neumann | Phil | 24 | D | 07/2022 | Holstein Kiel |
6 | ZM | Kunze | Fabian | 24 | D | 07/2022 | Arminia Bielefeld |
7 | ZM | Besuschkow | Max | 25 | D/RUS | 07/2022 | Jahn Regensburg |
8 | ZM | Leopold | Enzo | 21 | D | 07/2022 | SC Freiburg II |
9 | ST | Weydandt | Hendrik | 26 | D | 09/2018 | eigene zweite Mannschaft |
10 | ZM | Ernst | Sebastian | 27 | D | 07/2021 | SpVgg Greuther Fürth |
11 | ZM | Schaub | Louis | 27 | AUT | 07/2022 | 1. FC Köln |
12 | |||||||
13 | |||||||
14 | ST | Beier | Maximilian | 19 | D | 08/2021 | TSG Hoffenheim |
15 | |||||||
16 | ST | Nielsen | Håvard | 28 | NOR | 07/2022 | SpVgg Greuther Fürth |
17 | ST | Hinterseer | Lukas | 31 | AUT | 08/2021 | Ulsan Hyundai |
18 | LV | Köhn | Derrick | 23 | D | 07/2022 | Willem II |
19 | IV | Uhlmann | Eric | 19 | D | 07/2022 | RB Leipzig U19 |
20 | |||||||
21 | RV | Muroya | Sei | 28 | JPN | 08/2020 | FC Tokyo |
22 | RA | Stolze | Sebastian | 27 | D | 07/2021 | SSV Jahn Regensburg |
23 | ST | Tresoldi | Nicolo | 17 | ITA | 02/2022 | eigene U19 |
24 | ZM | Foti | Antonios | 18 | CYP/BUL | 07/2022 | Eintracht Frankfurt |
25 | RV | Dehm | Jannik | 26 | D | 07/2021 | Holstein Kiel |
26 | |||||||
27 | ZM | Walbrecht | Tim | 20 | D | 07/2020 | eigene U19 |
28 | |||||||
29 | ZM | Ondoua | Gaël | 26 | CMR/RUS | 08/2021 | Servette Genf |
30 | |||||||
31 | IV | Börner | Julian | 31 | D | 08/2021 | Sheffield Wednesday |
32 | IV | Krajnc | Luka | 27 | SVN | 08/2021 | Frosinone Calcio |
33 | |||||||
34 | |||||||
35 | |||||||
36 | ST | Teuchert | Cedric | 25 | D | 01/2022 | Union Berlin |
37 | ZM | Kerk | Sebastian | 28 | D | 07/2021 | VfL Osnabrück |
38 | |||||||
39 | |||||||
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Erklärungen zu den statistischen Begriffen
expected Goals (xG): Sie sind ein Wert, der das intuitive „Des hädd a zwaa ans firn glubb ausgeh kenna“ versucht zu quantifizieren. Zur Ermittlung wird jedem Schuss auf Grund von Ort und Art des Schusses sowie der Anzahl der Gegner, die zwischen dem Schützen und dem Tor stehen, ein Erfolgswert zwischen 0.001 und 1.00 zugewiesen. Je nach Modell werden auch noch andere Faktoren wie beispielsweise Schussgeschwindigkeit oder Schusshöhe einberechnet. Dabei entspricht 0.001 einer Chance von 0,1%, dass der Ball ins Tor geht, ein Wert von 1.00 ist ein Ball, der auf der Torlinie liegt, ohne dass der Spieler bedrängt wird. Ein Elfmeter wird dementsprechend mit 0.76 verbucht, da im Profibereich ziemlich genau 76% aller Elfmeter ins Tor gehen. Alle anderen xG-Werte unterscheiden sich je nach Anbieter, da manche Datenermittler die Werte von so genannten „Spottern“ einschätzen lassen, während andere eine Datenbank mit weltweit erfassten Schüssen bemühen. Um die xG für ein beliebiges Spiel zu erhalten, addiert man die Werte aller Schüsse beider Mannschaften. Ein Beispiel: Am ersten Spieltag der Saison 2019/20 hatte der FCN in Dresden einen xG-Wert von 0,46, Dynamo Dresden von 0,84. Das entspricht in etwa dem Eindruck, den man auch augenscheinlich hatte. In einem weitgehend ausgeglichenen, chancenarmen Spiel hatte Dresden die etwas besseren Gelegenheiten. Im Rückspiel vor der Winterpause kam der FCN auf 1,45 xG, Dresden auf 0,38xG. Auch hier wird der Eindruck bestätigt, der Club hatte bessere Chancen, Dresden kaum gute. Theoretisch lassen sich aus den xG-Werten auch Siegwahrscheinlichkeiten errechnen, z.B. 19% für den Club in Dresden, 67%% im Rückspiel.
Ballbesitz: Der Unterschied zwischen Ballbesitzteams und jenen, die dem Gegner den Ball überlassen, ist weitgehend intuitiv verständlich. Will man den Ball selbst haben? Oder soll der Gegner das Spiel machen. Zum Messen dieser an sich geradlinig wirkenden Statistik gibt es allerdings zwei Methoden. Die meisten Anbieter messen Ballbesitz über die Anzahl der Pässe. Die Anzahl der gespielten Pässe beider Teams im Spiel wird addiert und dann wird daraus der Anteil berechnet, den jedes Team hatte. Die andere Methode ist zeitbasiert. Hier wird die Zeit aufaddiert, die jede Mannschaft in Ballbesitz verbringt. Während die passbasierte Variante Teams, die viele kurze Pässe spielen, überbewertet, ist die zeitbasierte Variante bei Phasen, in denen kein Team den Ball am Fuß hat, ungenau. Der gewählte Datenanbieter Wyscout verwendet ein zeitbasiertes Modell. In den europäischen Top 5 Ligen (England, Spanien, Deutschland, Italien, Frankreich) schwankten 2021/22 die Werte zwischen 68,2 Prozent (Barcelona) und 39,3 Prozent (Burnley).
Pressingdruck: Was unter Pressing zu verstehen ist, das erscheint weitgehend klar. Es geht darum, auf den Ballführenden Druck auszuüben, so dass dieser im Aufbau nicht genug Zeit hat, einen Pass gezielt anzubringen. Es gibt Mannschaften, die den Gegner sofort unter Druck setzen – etwas für das beispielsweise von Marcelo Bielsa trainierte Teams bekannt sind – und solche, die dem Gegner in Ballbesitz freie Entfaltung lassen und erst spät ins Pressing gehen. Die statistische Zahl, die dafür entwickelt wurde, läuft unter dem Akronym PPDA. Dahinter versteckt sich die englische Bezeichnung Passes per Defensive Action. Relevant für diesen Wert sind nur Aktionen, die mindestens 40 Meter vom eigenen Tor entfernt stattfinden. Aktionen näher am eigenen Tor spielen keine Rolle. Nachvollziehbar, wenn man mit dem Wert messen will, wie stark der Spielaufbau des Gegners gestört wird. Für den PPDA-Wert werden dann in einem ersten Schritt die Defensivaktionen eines Teams – also Zweikämpfe, abgefangene Bälle, herausgeschlagene Bälle und Fouls – addiert. In einem zweiten Schritt wird diese Summe durch die Anzahl der Pässe des Gegners geteilt. Je niedriger der Wert ist, desto weniger Pässe ohne Abwehraktion wurden zugelassen und desto höher ist der Druck. Deshalb ist in der Visualisierung auch der niedrigste Wert, der höchste, also der “blauste”. In den europäischen Top 5 Ligen schwankten die Werte 2021/22 zwischen 7,26 PPDA (Barcelona) und 16,93 PPDA (Troyes).
Challenge Intensity: Die Challenge Intensity ist quasi das Pressinggegenstück zum zeitbasierten Ballbesitz. Sie geht den gleichen Wert wie PPDA und misst Defensivaktionen. Allerdings nicht auf Basis der gegnerischen Pässe, sondern auf Basis der Zeit, die der Gegner den Ball in seinen Reihen hält. Die “defensive Intensität” misst also die Anzahl der Defensivaktionen pro Minute gegnerischen Ballbesitz. Logischerweise ist die Korrelation mit PPDA sehr hoch, wie diese Grafik zeigt. Dennoch hat der damit ermittelte Wert seine Daseinsberechtigung, da er etwaige Unterschiede im Spieltempo (siehe unten) besser herausfiltern kann. 2021/22 lagen die Werte der Challenge Intensity in den Top5-Ligen zwischen 4,9 (Troyes) und 8,2 (Köln).
Fernschüsse: Oberflächlich betrachtet ist die Frage nach den Fernschüssen eine recht geradlinige. Schießt ein Team eher weiter vom Tor weg aufs Tor oder aber näher dran. Das ist sicherlich auch ein Teil dessen, was gemessen wird. Dahinter versteckt sich aber oft ein Maß dafür, wie lange ein Angriff ausgespielt wird. Je länger eine Angriffsphase dauert, desto wahrscheinlicher wird es, dass ein Spieler die Geduld verliert und statt eines weiteren Passes den Abschluss sucht. Das gilt selbstverständlich nicht für alle Fernschüsse. Eine hohe Anzahl an Abschlüssen außerhalb des Strafraums spricht dennoch dafür, dass Angriffe schnell abgeschlossen werden. Eine einfache Metrik dafür wäre die durchschnittliche Torentfernung beim Abschluss. Das Problem für diesen Wert ist, dass er, wie jeder Mittelwert, anfällig für Ausreißer ist. Stattdessen wird hier für die Visualisierung der Anteil der Fernschüsse an allen Schüssen gewählt, um zu messen, wie oft die Mannschaft einen Angriff durch einen Fernschuss beendet. In den europäischen Top 5 Ligen lagen die Werte zwischen 52,6 Prozent (Getafe) und 28,5 Prozent (Villarreal).
Flanken: Die Flanke an sich steht unter Freunden der Fußball-Analytics nicht unter dem besten Leumund. 92 Flanken brauche es im Schnitt, um ein Tor zu erzielen, gute Verteidigungen könnten sich schnell auf Flanken einstellen und diese aus der Gefahrenzone köpfen. Es scheint als würden die Trainer diesen Einwänden glauben: In den Top 5 Ligen ist der Schnitt der Flanken pro Spiel von 17 in der Saison 2010/11 über 15 in der Spielzeit 2016/17 auf nunmehr 13,5 gefallen. Dabei hat das Flanken durchaus seinen Platz im modernen Fußball, wenn man die richtigen Stürmer im Zentrum hat. Eindrucksvoll bewies das zum Beispiel der 1. FC Köln in der abgelaufenen Saison. Generell bedeutet eine hohe Flankenzahl also erst einmal zwei Dinge: Man sucht eine Kopfballspieler in der Mitte und man kommt oft in Tornähe. Die gewählte Metrik der Flanken pro 90 Minuten könnte als rein quantitative Angabe leicht verschoben in Richtung Teams mit viel Ballbesitz sein: Wer den Ball viel hat, kann auch viel flanken. So liegt Manchester City nicht nur beim Ballbesitz europaweit in der Spitzengruppe, sondern auch bei den Flanken, ähnliches gilt auch für Barcelona. Ein Blick auf die Statistik zeigt aber, dass hier insgesamt wenig Korrelation vorliegt. Ballbesitzteams wie Bayern München, Olympique Lyon, Paris St. Germain oder Dortmund flanken alle nicht überdurchschnittlich oft. Flanken sind also vor allem von der Spielanlage und nicht vom Ballbesitz abhängig. In den europäischen Top 5 Ligen schwankten die Werte zwischen 19,83 Flanken pro 90 Minuten (Manchester City, Köln folgte knapp dahinter auf Rang zwei) und 9,14 Flanken (Borussia Mönchengladbach).
Lange Bälle: Hier geht es auch um ein klar erkennbare Stilfrage. Spielt ein Team vor allem kurze Bälle oder greift es gern zum langen Schlag? Geschieht der Aufbau also vor allem durch kurze und mittellange Pässe oder überbrückt man den Raum gerne mit langen Bällen. Zuspitzen kann man diese Kategorie auf die Frage: Tiki Taka oder langer Hafer? In den Fußballdaten spricht man bei einem flachen Pass, der über mehr als 45 Meter geht oder einem hohen Pass, der länger als 25 Meter fliegt, von einem langen Ball. Die Anzahl dieser langen Pässe nimmt man dann und teilt sie durch die Anzahl der insgesamt gespielten Pässe. So kommt man auf den Anteil der langen Pässe am Passspiel der Mannschaft und kann so eine gewisse Charakteristik des Passspiels ablesen. In den europäischen Top 5 Ligen oszillierten die Werte zwischen 18,4 Prozent (Bochum) und 4,28 Prozent (Paris St. Germain).
Spieltempo: Um das Tempo der Spieler zu messen, gibt es inzwischen recht genaue Daten. Wir wissen, dass in den Top 5 Ligen Alphonso Davies vom FC Bayern München mit einer Geschwindigkeit von 36,5 km/h der schnellste Spieler ist. Doch wie berechnet man das Tempo des Spiels? Wahrscheinlich würden sich die meisten Zuschauer darauf einigen können, dass ein Spiel dann schnell ist, wenn sich der Ball schnell bewegt. Spielt also eine Mannschaft viele Pässe in kurzer Zeit, spielt sie schnell, spielt sie dagegen wenige Pässe in langer Zeit, spielt sie langsam. Je höher die Ballzirkulation, desto schneller das Spieltempo. Die statistische Maßzahl hierfür ist die so genannte “Passrate”, also die Anzahl der Pässe pro Minute Ballbesitz. Der Einwand, dass schnelle Dribblings in dieses Spieltempo nicht einfließen, da sie keinen Pass darstellen, erscheint im ersten Moment einleuchtend, betrachtet man aber die Daten stellt man fest, dass die Teams mit einer hohen Passrate auch eine höhere Anzahl an “progressiven Läufen”, also Läufen mit dem Ball am Fuß, die signifikant Raumgewinn erzielen – mindestens 30 Meter, wenn der Lauf in der eigenen Hälfte beginnt und endet, mindestens 15 Meter, wenn der Lauf in der eigenen Hälfte beginnt und in der gegnerischen endet und mindestens zehn Meter, wenn der Lauf in der gegnerischen Hälfte beginnt und endet. In den europäischen Top 5 Ligen lagen die Werte der Passrate 2021/22 zwischen 17,0 (Lazio Rom) und 11,5 Pässen pro Minute Ballbesitz (Valencia).
Konterangriffe: Grundsätzlich gibt es fürs Angreifen aus dem Spiel heraus zwei Art und Weisen. Zum einen den so genannten Positionsangriff. Der Ball wird planvoll nach vorne getragen und man versucht, gegen eine formierte Abwehr eine Lücke zu finden. Die andere Variante ist der Konterangriff. Also schnell von Abwehr auf Angriff umzuschalten und nach vorne zu spielen, noch ehe der Gegner sich formieren konnte. Dabei gilt: Selbst die Mannschaft mit der stärksten Konterausprägung spielt ihre meisten Angriffe als Positionsangriffe. Im Schnitt sind nur knapp 2,7 Angriffe pro Spiel Konterangriffe, 27,6 dagegen Positionsangriffe. Der durchschnittliche Anteil der Konter in den europäischen Topligen liegt also ungefähr bei 8,7 Prozent. Dennoch lässt sich aus den Unterschieden zwischen den Werten herauslesen, wie sehr eine Mannschaft auf Angreifen durch Umschalten setzt. Mitte der Saison 2021/22 schwankten in den europäischen Top 5 Ligen die Anteile der Konter an allen Angriffen aus dem Spiel heraus zwischen 16,2 Prozent (Leeds United) und 3,93 Prozent (Aston Villa).