Die 17 Anderen – Folge 9: Fortuna Düsseldorf
Im Zuge der Saisonvorbereitung der Konkurrenz blicken wir in loser Folge darauf, wie der Kader bei den Gegnern strukturiert ist und was letzte Saison auffällig war. Im neunten Teil geht es um die formstärkste Mannschaft, die nicht aufgestiegen ist.
1. Steckbrief
Trainer | Daniel Thioune (seit 8.2.2022, zuvor: Hamburger SV [6.7.2020 bis 3.5.2021] und VfL Osnabrück [5.10.2017 bis 5.7.2020]) |
Abgänge | Lex Tyger Lobinger (1. FC Kaiserslautern), Nikell Touglo (Viktoria Berlin), Kai Eisele (Karlsruher SC), Florian Hartherz (Maccabi Netanya), Edgar Prib, Thomas Pledl (beide unbekannt) Adam Bodzek (eigene zweite Mannschaft), Robert Bozenik (Feyenoord Rotterdam, Leihende), Leonardo Koutris (Olympiakos Piräus, Leihende) |
Zugänge | Ao Tanaka (Frontale Kawasaki, war bereits ausgeliehen), Jordy de Wijs (Queens Park Rangers, war bereits ausgeliehen), Dawid Kownacki (Lech Posen, Leihende), Nana Ampomah (Royal Antwerpen, Leihende), Benjamin Böckle (FC Liefering) |
Platzierung 2021/22 | 10. Platz, Zweite Liga (44 Punkte, 45:42 Tore) |
Bilanz gegen FCN seit 1963 | 16 Siege – 10 Remis – 24 Niederlagen (71:89 Tore) |
Ex-Cluberer? | Daniel Ginczek spielte 2013/14 für den Club. |
Ex-Fortunen? | Taylan Duman feierte sein Zweitligadebüt für Düsseldorf, spielte von 2012 bis Januar 2019 für die Fortuna. Bis 2015 spielte auch Jens Castrop auch in der Fortuna-Jugend. |
2. Spielstil 2021/22
In vielerlei Hinsicht ähneln sich die Saisonverläufe von Düsseldorf und Hannover, das gestern Teil unserer Serie war: Mit gesteigerten Ansprüchen unter einem Regionalligaaufstiegstrainer, der zu Saisonbeginn einen erfahreneren Kollegen ersetzt hatte, in die Saison gegangen, lange Zeit Probleme gehabt, nach dem Trainerwechsel aber in die Spur gefunden. In Düsseldorf hatte man dabei mit dem Trainer sogar noch etwas länger Geduld als in Hannover: Christoph Preußer musste erst Mitte Februar den Hut nehmen, als – auch hier eine Parallele zu Hannover – die Mannschaft auf den Abstiegsrelegationsrang gerutscht war. Die ersten vier Spiele der Rückrunde war man ohne eigenes Tor geblieben, die Stärkung der Offensive, die man sich eigentlich durch den Wechsel von Uwe Rösler zu Preußer erhofft hatte, blieb aus.
Viel hing damit zusammen, dass die Fortuna nicht oft genug vors gegnerische Tor kam. Bei den Pässen, die in Tornähe ankommen, zählte Düsseldorf unter Preußer zu den schwächsten Teams. Gleiches galt für kreative Pässe und das obwohl man häufiger als der Durchschnitt ins letzte Drittel kam. Es fehlte aber in jenem Angriffsdrittel an der Fähigkeit Chancen zu kreieren. Als Preußer entlassen wurde, war der expected Goals Wert pro Schuss der drittgeringste in der Liga. Nur Hannover, Dresden und der FCN waren zu diesem Zeitpunkt noch schwächer in Sachen Chancenqualität des einzelnen Abschlusses. Das potenzierte sich aber, da die Fortuna auch noch unterdurchschnittlich oft aufs Tor schoss. Es hakte in der Offensive so sehr, dass man unter Preußer kein einziges Kontertor erzielte, obwohl die Anzahl der Konter nicht außergewöhnlich niedrig war.
Also reagierte die Vereinsspitze. Als Ersatz für Preußer kam mit Daniel Thioune ein zweitligaerfahrener Trainer. Der verpasste dem Team binnen weniger Zeit eine Runderneuerung. Erst am letzten Spieltag ging die Fortuna erstmals unter ihm ohne Punktgewinn vom Platz, zuvor hatte man zwölfmal in Folge nicht verloren. Bei variierender Grundordnung schaffte es Thioune den Ballbesitz deutlich von 50 Prozent auf mehr als 54 Prozent zu steigern, auch weil mal intensiver presste und so in allen Zonen des Spielfelds mehr Bälle eroberte. Düsseldorf spielte nun gleichzeitig ruhiger und direkter. Was widersprüchlich klingt, ergibt bei genauerer Betrachtung Sinn: Die Zahl der Rück- und Querpässe stieg, immer wieder nahm man bewusst Tempo aus dem Spiel, gleichzeitig steig aber auch die Zahl der Konter um fast ein Viertel, das heißt immer wieder setzte man gezielt Tempoverschärfungen ein.
Die Folge: Eine Steigerung der Tore pro 90 Minuten um fast 55 Prozent. Dabei untertraf man unter Thioune – wie auch unter Preußer – sogar den expected Goals Wert. Es wären also sogar noch mehr Tore drin gewesen. Ursächlich für das Mehr an Torchancen war, dass man es in der Schlussphase der Saison häufiger schaffte, den Ball in Tornähe an den Mann zu bringen, auch weil man die Zahl der Flanken deutlich reduzierte – der hohe Wert im Spielstildiagramm ist noch ein Überbleibsel aus der Preußerzeit – und stattdessen einen deutlich flacheren Vortrag wählte. Durch die veränderte Spielanlage schoss die Fortuna unter Thioune dann deutlich häufiger und genauer aufs Tor. Parallel dazu schaffte man es aber auch die Zahl der gegnerischen Schüsse zu reduzieren, auch weil man ihnen häufiger den Ball abnahm. Dass dabei auch ein wenig Glück – oder deutlich besseres Torwartspiel – war, zeigt, dass die Gegner unter Thioune den eigenen expected Goals Wert pro 90 Minuten um 0,4xG untertrafen. Auch, aber nicht nur, deshalb stellte Düsseldorf in der “Thioune Tabelle” die Abwehr mit den wenigsten Gegentoren.
Düsseldorf 2021/22 | |
Tore/expected Goals | 45/49,79 |
Gegentore/expected Goals against | 42/47,12 |
Schüsse pro 90/xG pro Schuss | 12,33/0,111 (⌀: 12,05/0,120) |
geg. Schüsse pro 90/xG pro geg. Schuss | 10,88/0,119 (⌀: 12,05/0,120) |
Ballbesitz/Dauer durchschn. Ballbesitzphase | 51,7%/14,3s (⌀: 50%/13,3s) |
PPDA/Chal. Intensity | 9,81/6,1 (⌀: 9,71/6,4) |
Zweikampfquoten Off./Def./Luft/fr. Ball | 41%/62%/44%/46% (⌀: 39%/61%/47%/41%) |

3. Kader 2021/22
Torwart Kastenmeier (24), Rechtsverteidiger Zimmermann (29), Rechtsaußen Narey (27) und Stürmer Hennings (34) waren die vier Konstanten im Düsseldorfer Kader, alle vier landeten jenseits von 75 Prozent der möglichen Minuten. In der Auflistung direkt dahinter folgt Christoph Klarer (21), der bis zum 19. Spieltag keine Sekunde verpasst hatte, danach aber nur noch etwas mehr als ein Viertel der möglichen Minuten machte, auch weil ihn immer wieder kleinere Blessuren plagten. Neben Klarer kamen nur noch Innenverteidiger Hoffmann (28), Sechser Sobottka (27) sowie die beiden offensiveren Mittelfeldspieler Appelkamp (20) und Tanaka (22) auf mehr als die Hälfte der möglichen Minuten. Dabei sei angefügt, dass auch Innenverteidiger de Wijs (26) und Linksverteidiger Gavory (26) nach ihren Transfers im Winter auf mehr als 50 Prozent der möglichen Minuten kamen, also eigentlich Stammkräfte darstellen.
Gerade der Transfer von de Wijs stellte eine Schlüsselkomponente für die Fortuna dar. Der ballsichere Innenverteidiger passte genau zum Stil von Daniel Thioune, der mehr auf Ballbesitz setzte, gleichzeitig war er aber auch defensiv stets auf der Höhe und zweikampfstark. Die Tatsache, dass bei der Fortuna relativ viele Spieler zum Einsatz kamen, ist nicht nur den Wechselspielen der Trainer geschuldet, sondern auch einem CoVid19-Ausbruch, der am 26. Spieltag gleich vierzehn Spieler außer Gefecht setzte. Für eine Absage des Spiels in Paderborn waren aber zu viele Spieler spielfähig. So kamen mit Marcel Mansfeld, Tim Köther und Takashi Uchino (alle 20) gleich drei Spieler aus der zweiten Mannschaft zu ihren Profidebüts und holten einen Punkt in Ostwestfalen. Während Köther und Mansfeld davor und danach nicht mehr im Kader standen, schaffte es Uchino sogar noch zu einem weiteren Einsatz am letzten Spieltag.
Schlüsselspieler bei der Fortuna in der angelaufenen Saison war sicherlich Khaled Narey. Der Ex-Fürther schoss acht Tore, gab 15 Vorlagen – nur Hamburgs Kittel kam auf noch mehr – dabei waren zwölf der Vorlagen aus dem Spiel heraus, vornehmlich durch Flanken als auch durch flache Zuspiele vom Flügel ins Zentrum. Es verwundert also nicht, dass Narey bei Matchmetrics von allen offensiven Flügelspielern der Zweiten Liga am besten bewertet wurde. Auch Nareys Partner auf der rechten Außenbahn, Matthias Zimmermann, der den defensiven Part auf rechts gab, schnitt in den Bewertungen gut ab. Sein Passspiel, aber auch sein Defensivzweikampf stachen hervor. Der einstige U17-Europameister zählte zu den Top 10 in der Zweiten Liga bei den Pässen für Raumgewinn. Narey und Zimmermann waren dann auch hauptsächlich dafür verantwortlich, dass kein anderer Zweitligist anteilig so viel über rechts angriff, wie die Fortuna.
4. Trainer 2022/23
In seiner Zeit in Osnabrück bezeichnete sich Daniel Thioune als „Kind der Stadt“, selbst wenn er wenige Kilometer außerhalb der Stadtgrenzen in Georgsmarienhütte geboren wurde. Der 47-Jährige war als Spieler sechs Jahre in Osnabrück aktiv gewesen, aber auch in Lübeck und Ahlen. In Ahlen startete er 2010 seine Laufbahn an der Seitenlinie als Co-Trainer von Arie van Lent für eine Saison. Die Rückkehr nach Osnabrück folgte im Sommer 2013. Zwei Jahre trainierte er die U17 der Lila-Weißen, dann folgte die Beförderung zum Nachwuchskoordinator und U19-Trainer. Den Posten hatte er bis in den Oktober 2017 inne, als ihm die Nachfolge von Urgestein Joe Enochs als Cheftrainer der Profis angetragen wurde.
Der Start war holprig, drei von vier Spielen als Interimstrainer gingen verloren, darunter ein 2:3 gegen den FCN im Pokal. Dennoch machte die Vereinsspitze Thioune zum Chef und ließ davon auch nicht ab, als der VfL die Saison 2017/18 mit dreizehn Pflichtspielen ohne Sieg abschloss. Das Vertrauen machte sich bezahlt: Ein Jahr später stieg Osnabrück als Drittligameister auf. Ex-Spieler Alexander Dercho machte Thioune für den Erfolg verantworlich: „Der Trainer gibt uns viel Input, neue Ideen und fördert und fordert uns in jedem Training. Er hat der Mannschaft von Anfang an eine Siegermentalität eingeimpft.“ Thioune selbst betonte vor dem Start in die Saison 2019/20 jene Siegermentalität: “Wir wollen die Liga nicht nur halten, sondern wir wollen sie bereichern. Ich will über den VfL Osnabrück hören: ‘Schön, dass ihr wieder da seid, und es macht Spaß, euch zuzusehen.'”
Das mit dem Klassenerhalt klappte, Spaß machte es nicht immer. Dennoch weckte Thioune das Interesse des HSV. Thioune wechselte im Sommer nach Hamburg. Er sollte den Aufstieg klar machen. Spielerisch wusste der HSV lange Zeit zu überzeugen. Thioune setzte auf Ballbesitz, alternierende Grundordnungen und viele Pässe, die vor allem in Tornähe ankommen sowie viel Eindringen in den gegnerischen Strafraum. Kein Team hatte einen besseren Wert im Bereich der expected Goals pro eigenem Schuss. Das heißt, kein Zweitligist erarbeitete oder erspielte sich bessere Chancen als der HSV. Solange Simon Terodde diese verwertete, waren die Hamburger auch gut im Geschäft, doch nach dem 13. Februar traf der Stürmer unter Thioune nur noch zwei Mal. In den 20 Spielen zuvor hatte er dagegen 19 Tore erzielt.
Die Folge: Nur zwei der letzten zwölf Spiele unter Thioune gewann der HSV. Es folgte seine Demission und eine siebenmonatige Pause. In der Zeit galt er zusammen mit Uwe Rösler als Kandidat bei Hannover 96, die entschieden sich aber für Christoph Dabrowski. Thioune wartete und übernahm dann Röslers Ex-Verein.
5. Kader 2022/23
Das bisherige Handeln der Fortuna bestand vor allem daraus, zwei wichtige Leihen zu permanenten Transfers zu machen. Jordy de Wijs kommt nun dauerhaft von Queens Park Rangers für die Innenverteidigung. Ao Tanaka wird fest von Kawasaki Frontale verpflichtet. Gerade bei Tanaka war festzustellen, dass er sich immer dann wenn er nicht im defensiven Mittelfeld, sondern tornäher zum Einsatz kam, wohler fühlte, seine Fähigkeit zum kreativen und gefährlichen Passspiel dann besser zur Geltung bringen konnte. Nach einem Jahr sollte auch die Umstellung vom japanischen auf den deutschen Fußball abgeschlossen sein, so dass man sich in Düsseldorf viel vom 23-Jährigen verspricht.
Der bislang einzige echte Neuzugang in der Landeshauptstadt Nordrhein-Westfalens heißt Benjamin Böckle. Der 20-jährige ist Linksverteidiger und kommt von Red Bull Salzburg II, das unter dem Namen FC Liefering in der zweiten österreichischen Bundesliga spielt. Dort war der Vorarlberger nicht sonderlich auffällig, machte aber einen soliden Job als Linksverteidiger. Hervor stach Böckle dagegen in den sechs Spielen in der UEFA Youth League, wo er auch im Aufbauspiel hervorragende Ansätze zeigte. Böckle und Gavory werden das neue Linksverteidiger-Duo bilden. Mit Florian Hartherz und Leonardo Koutris haben auch zwei Linksverteidiger den Verein verlassen, so dass die Fortuna auf dieser Position im Vergleich zum Saisonstart 2021/22 komplett neu aufgestellt ist.
Auf der anderen Seite der Außenverteidigung muss man nun abwarten, ob die Fortuna auf den Innenbandriss bei Matthias Zimmermann reagiert. Der Stammaußenverteidiger hat sich im Testspiel gegen Ruzomberok verletzt, musste operiert werden und fällt drei Monate aus. Als erste Optionen gelten Innenverteidiger Tim Oberdorf, der phasenweise auch als Rechtsverteidiger ausgeholfen hatte und Takashi Uchino. Je nachdem, wie die beiden sich schlagen und ob Zimmermann noch länger ausfällt, könnte hier aber auch ein Transfer passieren. Die weiteren Abgänge neben den Linksverteidigern stellen mit Lobinger, Touglo, Eisele, der hinter Wolf und Kastenmeier dritter Torwart war, Bodzek und Prib vor allem Spieler dar, die nur (noch) wenig Einsatzzeit hatten. Mit Bodzek und Prib verliert die Fortuna auch ihre ältesten Feldspieler neben Torjäger Rouwen Hennings. Möglicherweise ist durch die Abgänge der Kader mit Tanaka, Piotrowski, Sobottka und Appelkamp als einzige Zentrumsspieler aber dennoch derzeit etwas zu dünn besetzt.
# | Pos. | Name | Vorname | Alter* | Nation | seit | letzter Verein |
---|---|---|---|---|---|---|---|
1 | TW | Wolf | Raphael | 34 | D | 07/2017 | SV Werder Bremen |
2 | |||||||
3 | IV | Hoffmann | Andre | 29 | D | 07/2017 | Hannover 96 |
4 | ZM | Tanaka | Ao | 23 | JPN | 07/2021 | Kawasaki Frontale |
5 | IV | Klarer | Christoph | 22 | AUT | 10/2020 | Southampton FC |
6 | |||||||
7 | LA | Peterson | Kristoffer | 27 | SWE | 10/2020 | Swansea City |
8 | ZM | Piotrowski | Jakub | 24 | POL | 07/2020 | KRC Genk |
9 | ST | Kownacki | David | 25 | POL | 07/2022 | Lech Poznan (Leihe) |
10 | ST | Ginczek | Daniel | 31 | D | 01/2022 | VfL Wolfsburg |
11 | RA | Klaus | Felix | 29 | D | 07/2021 | VfL Wolfsburg |
12 | |||||||
13 | |||||||
14 | |||||||
15 | IV | Oberdorf | Tim | 25 | D | 12/2021 | eigene zweite Mannschaft |
16 | |||||||
17 | |||||||
18 | |||||||
19 | LA | Iyoha | Emmanuel | 24 | D/NGR | 07/2016 | eigene U19 |
20 | RA | Narey | Khaled | 27 | D | 07/2021 | Hamburger SV |
21 | TW | Gorka | Dennis | 20 | D | 07/2020 | eigene U19 |
22 | LV | Böckle | Benjamin | 20 | AUT | 07/2022 | FC Liefering |
23 | ZM | Appelkamp | Shinta | 21 | D/JPN | 07/2022 | eigene zweite Mannschaft |
24 | |||||||
25 | RV | Zimmermann | Matthias | 30 | D | 07/2018 | VfB Stuttgart |
26 | |||||||
27 | LA | Ampomah | Nana | 26 | GHA | 07/2022 | Royal Antwerpen |
28 | ST | Hennings | Rouwen | 34 | D | 07/2017 | Burnley FC |
29 | |||||||
30 | IV | de Wijs | Jordy | 27 | NED | 01/2022 | Queens Park Rangers |
31 | ZM | Sobottka | Marcel | 28 | D | 07/2015 | FC Schalke 04 |
32 | |||||||
33 | TW | Kastenmeier | Florian | 25 | D | 07/2019 | VfB Stuttgart |
34 | LV | Gavory | Nicolas | 27 | FRA | 01/2022 | Standard Lüttich |
35 | |||||||
36 | |||||||
37 | |||||||
38 | |||||||
39 | |||||||
40 | RV | Uchino | Takashi | 21 | JPN | 03/2022 | eigene zweite Mannschaft |
Erklärungen zu den statistischen Begriffen
expected Goals (xG): Sie sind ein Wert, der das intuitive „Des hädd a zwaa ans firn glubb ausgeh kenna“ versucht zu quantifizieren. Zur Ermittlung wird jedem Schuss auf Grund von Ort und Art des Schusses sowie der Anzahl der Gegner, die zwischen dem Schützen und dem Tor stehen, ein Erfolgswert zwischen 0.001 und 1.00 zugewiesen. Je nach Modell werden auch noch andere Faktoren wie beispielsweise Schussgeschwindigkeit oder Schusshöhe einberechnet. Dabei entspricht 0.001 einer Chance von 0,1%, dass der Ball ins Tor geht, ein Wert von 1.00 ist ein Ball, der auf der Torlinie liegt, ohne dass der Spieler bedrängt wird. Ein Elfmeter wird dementsprechend mit 0.76 verbucht, da im Profibereich ziemlich genau 76% aller Elfmeter ins Tor gehen. Alle anderen xG-Werte unterscheiden sich je nach Anbieter, da manche Datenermittler die Werte von so genannten „Spottern“ einschätzen lassen, während andere eine Datenbank mit weltweit erfassten Schüssen bemühen. Um die xG für ein beliebiges Spiel zu erhalten, addiert man die Werte aller Schüsse beider Mannschaften. Ein Beispiel: Am ersten Spieltag der Saison 2019/20 hatte der FCN in Dresden einen xG-Wert von 0,46, Dynamo Dresden von 0,84. Das entspricht in etwa dem Eindruck, den man auch augenscheinlich hatte. In einem weitgehend ausgeglichenen, chancenarmen Spiel hatte Dresden die etwas besseren Gelegenheiten. Im Rückspiel vor der Winterpause kam der FCN auf 1,45 xG, Dresden auf 0,38xG. Auch hier wird der Eindruck bestätigt, der Club hatte bessere Chancen, Dresden kaum gute. Theoretisch lassen sich aus den xG-Werten auch Siegwahrscheinlichkeiten errechnen, z.B. 19% für den Club in Dresden, 67%% im Rückspiel.
Ballbesitz: Der Unterschied zwischen Ballbesitzteams und jenen, die dem Gegner den Ball überlassen, ist weitgehend intuitiv verständlich. Will man den Ball selbst haben? Oder soll der Gegner das Spiel machen. Zum Messen dieser an sich geradlinig wirkenden Statistik gibt es allerdings zwei Methoden. Die meisten Anbieter messen Ballbesitz über die Anzahl der Pässe. Die Anzahl der gespielten Pässe beider Teams im Spiel wird addiert und dann wird daraus der Anteil berechnet, den jedes Team hatte. Die andere Methode ist zeitbasiert. Hier wird die Zeit aufaddiert, die jede Mannschaft in Ballbesitz verbringt. Während die passbasierte Variante Teams, die viele kurze Pässe spielen, überbewertet, ist die zeitbasierte Variante bei Phasen, in denen kein Team den Ball am Fuß hat, ungenau. Der gewählte Datenanbieter Wyscout verwendet ein zeitbasiertes Modell. In den europäischen Top 5 Ligen (England, Spanien, Deutschland, Italien, Frankreich) schwankten 2021/22 die Werte zwischen 68,2 Prozent (Barcelona) und 39,3 Prozent (Burnley).
Pressingdruck: Was unter Pressing zu verstehen ist, das erscheint weitgehend klar. Es geht darum, auf den Ballführenden Druck auszuüben, so dass dieser im Aufbau nicht genug Zeit hat, einen Pass gezielt anzubringen. Es gibt Mannschaften, die den Gegner sofort unter Druck setzen – etwas für das beispielsweise von Marcelo Bielsa trainierte Teams bekannt sind – und solche, die dem Gegner in Ballbesitz freie Entfaltung lassen und erst spät ins Pressing gehen. Die statistische Zahl, die dafür entwickelt wurde, läuft unter dem Akronym PPDA. Dahinter versteckt sich die englische Bezeichnung Passes per Defensive Action. Relevant für diesen Wert sind nur Aktionen, die mindestens 40 Meter vom eigenen Tor entfernt stattfinden. Aktionen näher am eigenen Tor spielen keine Rolle. Nachvollziehbar, wenn man mit dem Wert messen will, wie stark der Spielaufbau des Gegners gestört wird. Für den PPDA-Wert werden dann in einem ersten Schritt die Defensivaktionen eines Teams – also Zweikämpfe, abgefangene Bälle, herausgeschlagene Bälle und Fouls – addiert. In einem zweiten Schritt wird diese Summe durch die Anzahl der Pässe des Gegners geteilt. Je niedriger der Wert ist, desto weniger Pässe ohne Abwehraktion wurden zugelassen und desto höher ist der Druck. Deshalb ist in der Visualisierung auch der niedrigste Wert, der höchste, also der “blauste”. In den europäischen Top 5 Ligen schwankten die Werte 2021/22 zwischen 7,26 PPDA (Barcelona) und 16,93 PPDA (Troyes).
Challenge Intensity: Die Challenge Intensity ist quasi das Pressinggegenstück zum zeitbasierten Ballbesitz. Sie geht den gleichen Wert wie PPDA und misst Defensivaktionen. Allerdings nicht auf Basis der gegnerischen Pässe, sondern auf Basis der Zeit, die der Gegner den Ball in seinen Reihen hält. Die “defensive Intensität” misst also die Anzahl der Defensivaktionen pro Minute gegnerischen Ballbesitz. Logischerweise ist die Korrelation mit PPDA sehr hoch, wie diese Grafik zeigt. Dennoch hat der damit ermittelte Wert seine Daseinsberechtigung, da er etwaige Unterschiede im Spieltempo (siehe unten) besser herausfiltern kann. 2021/22 lagen die Werte der Challenge Intensity in den Top5-Ligen zwischen 4,9 (Troyes) und 8,2 (Köln).
Fernschüsse: Oberflächlich betrachtet ist die Frage nach den Fernschüssen eine recht geradlinige. Schießt ein Team eher weiter vom Tor weg aufs Tor oder aber näher dran. Das ist sicherlich auch ein Teil dessen, was gemessen wird. Dahinter versteckt sich aber oft ein Maß dafür, wie lange ein Angriff ausgespielt wird. Je länger eine Angriffsphase dauert, desto wahrscheinlicher wird es, dass ein Spieler die Geduld verliert und statt eines weiteren Passes den Abschluss sucht. Das gilt selbstverständlich nicht für alle Fernschüsse. Eine hohe Anzahl an Abschlüssen außerhalb des Strafraums spricht dennoch dafür, dass Angriffe schnell abgeschlossen werden. Eine einfache Metrik dafür wäre die durchschnittliche Torentfernung beim Abschluss. Das Problem für diesen Wert ist, dass er, wie jeder Mittelwert, anfällig für Ausreißer ist. Stattdessen wird hier für die Visualisierung der Anteil der Fernschüsse an allen Schüssen gewählt, um zu messen, wie oft die Mannschaft einen Angriff durch einen Fernschuss beendet. In den europäischen Top 5 Ligen lagen die Werte zwischen 52,6 Prozent (Getafe) und 28,5 Prozent (Villarreal).
Flanken: Die Flanke an sich steht unter Freunden der Fußball-Analytics nicht unter dem besten Leumund. 92 Flanken brauche es im Schnitt, um ein Tor zu erzielen, gute Verteidigungen könnten sich schnell auf Flanken einstellen und diese aus der Gefahrenzone köpfen. Es scheint als würden die Trainer diesen Einwänden glauben: In den Top 5 Ligen ist der Schnitt der Flanken pro Spiel von 17 in der Saison 2010/11 über 15 in der Spielzeit 2016/17 auf nunmehr 13,5 gefallen. Dabei hat das Flanken durchaus seinen Platz im modernen Fußball, wenn man die richtigen Stürmer im Zentrum hat. Eindrucksvoll bewies das zum Beispiel der 1. FC Köln in der abgelaufenen Saison. Generell bedeutet eine hohe Flankenzahl also erst einmal zwei Dinge: Man sucht eine Kopfballspieler in der Mitte und man kommt oft in Tornähe. Die gewählte Metrik der Flanken pro 90 Minuten könnte als rein quantitative Angabe leicht verschoben in Richtung Teams mit viel Ballbesitz sein: Wer den Ball viel hat, kann auch viel flanken. So liegt Manchester City nicht nur beim Ballbesitz europaweit in der Spitzengruppe, sondern auch bei den Flanken, ähnliches gilt auch für Barcelona. Ein Blick auf die Statistik zeigt aber, dass hier insgesamt wenig Korrelation vorliegt. Ballbesitzteams wie Bayern München, Olympique Lyon, Paris St. Germain oder Dortmund flanken alle nicht überdurchschnittlich oft. Flanken sind also vor allem von der Spielanlage und nicht vom Ballbesitz abhängig. In den europäischen Top 5 Ligen schwankten die Werte zwischen 19,83 Flanken pro 90 Minuten (Manchester City, Köln folgte knapp dahinter auf Rang zwei) und 9,14 Flanken (Borussia Mönchengladbach).
Lange Bälle: Hier geht es auch um ein klar erkennbare Stilfrage. Spielt ein Team vor allem kurze Bälle oder greift es gern zum langen Schlag? Geschieht der Aufbau also vor allem durch kurze und mittellange Pässe oder überbrückt man den Raum gerne mit langen Bällen. Zuspitzen kann man diese Kategorie auf die Frage: Tiki Taka oder langer Hafer? In den Fußballdaten spricht man bei einem flachen Pass, der über mehr als 45 Meter geht oder einem hohen Pass, der länger als 25 Meter fliegt, von einem langen Ball. Die Anzahl dieser langen Pässe nimmt man dann und teilt sie durch die Anzahl der insgesamt gespielten Pässe. So kommt man auf den Anteil der langen Pässe am Passspiel der Mannschaft und kann so eine gewisse Charakteristik des Passspiels ablesen. In den europäischen Top 5 Ligen oszillierten die Werte zwischen 18,4 Prozent (Bochum) und 4,28 Prozent (Paris St. Germain).
Spieltempo: Um das Tempo der Spieler zu messen, gibt es inzwischen recht genaue Daten. Wir wissen, dass in den Top 5 Ligen Alphonso Davies vom FC Bayern München mit einer Geschwindigkeit von 36,5 km/h der schnellste Spieler ist. Doch wie berechnet man das Tempo des Spiels? Wahrscheinlich würden sich die meisten Zuschauer darauf einigen können, dass ein Spiel dann schnell ist, wenn sich der Ball schnell bewegt. Spielt also eine Mannschaft viele Pässe in kurzer Zeit, spielt sie schnell, spielt sie dagegen wenige Pässe in langer Zeit, spielt sie langsam. Je höher die Ballzirkulation, desto schneller das Spieltempo. Die statistische Maßzahl hierfür ist die so genannte “Passrate”, also die Anzahl der Pässe pro Minute Ballbesitz. Der Einwand, dass schnelle Dribblings in dieses Spieltempo nicht einfließen, da sie keinen Pass darstellen, erscheint im ersten Moment einleuchtend, betrachtet man aber die Daten stellt man fest, dass die Teams mit einer hohen Passrate auch eine höhere Anzahl an “progressiven Läufen”, also Läufen mit dem Ball am Fuß, die signifikant Raumgewinn erzielen – mindestens 30 Meter, wenn der Lauf in der eigenen Hälfte beginnt und endet, mindestens 15 Meter, wenn der Lauf in der eigenen Hälfte beginnt und in der gegnerischen endet und mindestens zehn Meter, wenn der Lauf in der gegnerischen Hälfte beginnt und endet. In den europäischen Top 5 Ligen lagen die Werte der Passrate 2021/22 zwischen 17,0 (Lazio Rom) und 11,5 Pässen pro Minute Ballbesitz (Valencia).
Konterangriffe: Grundsätzlich gibt es fürs Angreifen aus dem Spiel heraus zwei Art und Weisen. Zum einen den so genannten Positionsangriff. Der Ball wird planvoll nach vorne getragen und man versucht, gegen eine formierte Abwehr eine Lücke zu finden. Die andere Variante ist der Konterangriff. Also schnell von Abwehr auf Angriff umzuschalten und nach vorne zu spielen, noch ehe der Gegner sich formieren konnte. Dabei gilt: Selbst die Mannschaft mit der stärksten Konterausprägung spielt ihre meisten Angriffe als Positionsangriffe. Im Schnitt sind nur knapp 2,7 Angriffe pro Spiel Konterangriffe, 27,6 dagegen Positionsangriffe. Der durchschnittliche Anteil der Konter in den europäischen Topligen liegt also ungefähr bei 8,7 Prozent. Dennoch lässt sich aus den Unterschieden zwischen den Werten herauslesen, wie sehr eine Mannschaft auf Angreifen durch Umschalten setzt. Mitte der Saison 2021/22 schwankten in den europäischen Top 5 Ligen die Anteile der Konter an allen Angriffen aus dem Spiel heraus zwischen 16,2 Prozent (Leeds United) und 3,93 Prozent (Aston Villa).
Werter Herr Zenger, werden Ihre Texte hier teilweise von einer künstlichen Intelligenz zusammengeklöppelt oder teilweise blind dupliziert? ….schon wieder taucht hier als letzter Satz unter Konterangriffe dieser missglückte, zweifach “schwankende” letzte Satz auf, den man schon von der Analyse der Hansakogge kannte…das ist Schade, denn gerade der erste und aber auch der letzte Eindruck / Satz / Spiel ist bekanntlich wichtig…mal abgesehen davon, sind die Zahlen der englischen Vereine zwar ganz nett zu lesen, man kann daraus aber kaum etwas ableiten.
Das ist doch nur eine (allgemeine) Begriffserklärung. Als aufmerksamer Leser könnte man das merken 😉
Wie Optimist sagt: Der untere Teil sind Begriffserklärung für diejenigen, die nur den Text lesen, der die Mannschaft betrifft, die sie interessiert. Die Erläuterungen sind am Ende von jedem Artikel. Die kann man gekonnt ignorieren, wenn man alle Texte liest, deshalb sind da auch Anker im Text eingebaut, die zu den Erklärungen führen. Darüber hinaus finde ich es etwas seltsam, dass die englischen Vereine erwähnt werden, weil es nicht um die Zahlen der englischen Vereine als englische Vereine geht, sondern darum, dass das die zwei Teams in den europäischen Top5-Ligen sind, die den höchsten bzw. niedrigsten Konteranteil haben, d.h. man weiß, die Zahlen bewegen sich in ganz Europa zwischen diesen Werten. Ob man das jetzt spannend findet, oder nicht, bleibt ja jedem selber überlassen, dass es zwei englische sind, ist Zufall.
Danke für den Hinweis, was das “schwanken” angeht, der ist jetzt in allen Artikeln angepasst. Es wäre aber verständlicher, wenn man darauf einfach hinweist und sagt “Hey, da ist ein schwanken” zu viel. So musste man das erstmal decodieren. 😉
Mal wieder ein beachtliches Zahlenwerk, was für eine Arbeit. Es ist jetzt nicht erheblich, gefühlt ist immer Alonso Davis (als Referenz für den Speed) der schnellste, weil der FC Bayern eine riesige Medienpräsenz hat und viel über deren Spieler geredet wird, aber ist er es wirklich? und mit 36.5 wurde er in keinem Spiel bislang gemessen meines Wissens? In der abgelaufenen Saison waren da nicht Becker von Union Berlin und Jermiah St. Juste von Mainz 05 einen Tick schneller? Letzterer wurde aber jüngst an Lissabon weiter verkauft.
Als gesamtes Fazit, Düsseldorf hat schon einen starken Kader, bin gespannt ob Ginzek nochmal an seine gute Zeiten anknüpfen kann.
Wenn Dich die Speed-Zahlen für 2021/22 interessieren. Für die erste Liga gibt’s die hier: https://www.bundesliga.com/de/bundesliga/statistiken/spieler/top-speed für die zweite Liga hier:
https://www.bundesliga.com/de/2bundesliga/statistiken/spieler/top-speed
Die 36,5 km/h für Davies stammen aus der Saison 2019/20. St. Juste war also sogar schneller.
Was die schon wieder gegen WSG Tirol abliefern, macht nicht so viel Hoffnung aktuell 0:2 immer noch 1. Halbzeit
Wobei man schon sagen muss, dass beide Gegentore irgendwie Slapstick waren.
Kein schlechter Gegner, aber eigentlich finde ich es ziemlich ausgeglichen.
Was mir auffällt, ist dass wir große Probleme mit einfachen Ballverlusten im Spielaufbau haben. Sei es durch übermütige Dribblings oder einfach ausrutschen.
Sie habe jetzt im Trainingslager 3,5 Halbzeiten gegen Testspielgegner gespielt und sind immer noch bei 0!!! erzielten Toren. Also man sieht noch nichts von Fortschritten.
Zustimmung meinerseits. Siehe auch Fazit unterm Spielbericht: https://www.clubfans-united.de/2022/07/03/club-verliert-auch-gegen-tirol/
Klar nur Test aber für mich trotzdem enttäuschend und ernüchternd.