Club verpflichtet James Lawrence

Der FCN reagiert auf den Abgang von Asger Sørensen und verpflichtet den walisischen Nationalspieler James Lawrence.

Der 29-Jährige – ausgebildet bei Arsenal, QPR und Ajax – stand bis zum Ende der vergangenen Saison noch beim FC St. Pauli unter Vertrag. Am Millerntor war Lawrence dann einer aus einer ganzen Reihe an Spielern, deren Vertrag nicht verlängert wurde. Über die Situation auf St. Pauli hat Lawrence in einem sehr langen, ausführlichen und aufschlussreichen Interview mit dem geschätzten Kollegen Tim vom Millernton gesprochen: “Ich habe zwei Tage vor Ende der Saison erfahren, dass mein Vertrag nicht verlängert wird. Wir hatten im Winter Gespräche geführt und meinem Agenten wurde signalisiert, dass mein Vertrag verlängert werden würde. (…) In den folgenden sechs Monaten gab es dann wenig bis gar keine Kommunikation. Wir haben versucht, in Kontakt zu treten, aber es kam einfach keine Antwort. Ich weiß, dass ich nicht der Einzige war, das ist vielen Spielern passiert. Zwei Tage vor dem letzten Spiel erfuhr ich dann, dass mein Vertrag nicht verlängert werden würde.”

Aus rein sportlicher Hinsicht war die Nichtverlängerung des Vertrags bei den Hamburgern allerdings dahingehend verständlich, dass er immer wieder mit Verletzungen zu kämpfen hatte. So fiel Lawrence auch für die EM 2021 aus, für die er eigentlich nominiert gewesen wäre. Wenn Lawrence fit war, war der in Oxfordshire geborene Innenverteidiger ein in vielen Bereichen – außer in Sachen Kopfball – überdurchschnittlicher Zweitligainnenverteidiger – siehe Grafik 1- der im Laufe der Zeit sich auch – siehe Werte im Defensivzweikampf – weiterentwickelt hat. Gerade das Passspiel – siehe Kategorien Passgefahr und Kurzpass – stechen bei Lawrence heraus. Etwas, das auch aus den Wyscout-Berichten hervorgeht. In Sachen “Ballprogression”, also Raumgewinn per Pass oder Lauf erzielen, war Lawrence in der abgelaufenen Saison einer der besten in der zweiten Liga. Die Grafik zeigt auch die hohe Genauigkeit in seinen langen Schlägen. Eine Fähigkeit, die angesichts der Qualitäten von Kwadwo Duah sicherlich von Vorteil sein kann.

Wie verhält sich Lawrence nun im Vergleich zum nach Prag gewechselten Asger Sørensen? Auch hier helfen die aufbereiteten Daten von Matchmetrics. Man sieht, dass sich die beiden in vielen Werten nicht arg unterscheiden. Lawrence schneidet in der Gesamtbewertung aller Faktoren (Rating) besser ab, Sørensen dafür in der Zusammenschau aller defensiven Kategorien. Den größten Unterschied findet man tatsächlich im Aufbauspiel, also in der Kategorie “Passgefahr”, aber auch im Bereich Kurzpass und der nicht visualisierten Kategorie “Langpass”, hier stellt Lawrence im Vergleich zu Sørensen – zumindest 2021/22, als Lawrence im System von Timo Schultz spielte und Sørensen in dem von Robert Klauß – eine Verbesserung dar. Angesichts dessen, dass Lawrence aber deutlich verletzungsanfälliger ist als Sørensen und auch Florian Hübner in den vergangenen fünf Spielzeiten genau einmal auf mehr als 900 Einsatzminuten kam, scheinen die Verantwortlichen einerseits darauf zu hoffen, dass nicht beide Spieler sich gleichzeitig verletzen. Andererseits aber scheint man so viel Vertrauen in Sadik Fofana zu haben, dass man keinen Spieler mit einer weniger langen Verletzungshistorie verpflichtet.

17 Gedanken zu „Club verpflichtet James Lawrence

  • 22.07.2022 um 17:33 Uhr
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    Es bleibt abzuwarten, ob Sörensen defensiv tatsächlich besser war, weil hier doch die eine oder andere Unaufmerksamkeit beklagt werden musste. Hinsichtlich Spielaufbau scheint Lawrence jedoch ein echtes Upgrade zu sein (und hat wohl auch gegenüber Hübner die Nase vorn, der in dieser Hinsicht ja eher schwächer als Sörensen eingeschätzt wurde).

    Ob das unserer ohnehin vorhandenen Standardschwäche (Kopfball!) zuträglich ist, bleibt ebenfalls spannend.

    Rein nach Datenlage scheint er wohl auch eine mögliche Alternative zu Geis auf der 6 zu sein.

    Ein spannender und guter Transfer, wenn er gesund bleibt, denke ich.

  • 22.07.2022 um 17:37 Uhr
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    Defensiv hätte uns ein Kopfballungeheuer ganz gut getan. Und für Offensive Standards sicher auch. Ist Lawrence wohl nicht. Aber Klauß scheint ohnehin den bodennahen Paß zu favorisieren. Und da klingt er ja durchaus gut.

    Willkommen beim FCN!

    • 22.07.2022 um 17:47 Uhr
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      Ja, würde ich auch, aber sehen tut man diesen bodennahen Pass ja selten. In der 2. Halbzeit gegen Pauli war Galasek/irgendwer auf Koller/Duah reloaded angesagt.

      Na was soll ich zum Transfer sagen? Nominell wären Schindler und Hübner Innenverteidiger 1 + 2, Hübner war aber fast durchgehend verletzt, so daß Sørensen die Nummer 2 wurde. Jetzt ersetzt man Sørensen mit einer günstigen Transfergelegenheit, die ebenfalls auf der Seite “verletzungsanfällig” zu verbuchen ist. Hoffentlich ist der Junge aus Leverkusen schnell soweit, aufzusteigen.

      Aufstieg? Na eher nicht. Da müssten sehr und zuviele über sich hinauswachsen.

      • 22.07.2022 um 18:54 Uhr
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        Ordner ich nicht unter Pessimismus sondern Realismus ein.
        Habe persönlich mit der 2. Liga auch längst meinen inneren Frieden gemacht. Fürchte nur, dass wir den Aufstieg aus finanziellen Gründen unbedingt schaffen müssten. Jahr für Jahr die Topspieler verkaufen zu müssen, wird auf Dauer ohne gravierenden Substanzverlust nicht gut gehen.

  • 22.07.2022 um 23:03 Uhr
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    Charakterlich ist Lawrence einer der absoluten Topspieler überhaupt – (spiel-) intelligent und teambewusst obendrein. Man kann nur hoffen, dass er endlich mal längere Zeit verletzungsfrei bleibt und ausgerechnet beim Club ans obere Ende seines Leistungsvermögens heranreicht.

    Nach den bisherigen Verkäufen/Rückgaben und Verletzungen könnte uns das Glück so langsam dann doch mal küssen. Warum nicht in Form eines Jamie Lawrence?

  • 22.07.2022 um 23:16 Uhr
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    Warum nicht Fofana jetzt die Chance geben? Ich finde ein Paar Schindler Fofana sollte gut harmonieren und im Spielaufbau über Fofana das mutlose Querschieben reduzieren. Das Paar Hübner Schindler ist zu langsam und wenig mutig im Aufbau.

  • 23.07.2022 um 00:04 Uhr
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    Ein Downgrade auf der IV-Position.
    Ein toller und intelligenter Spieler zwar, aber noch verletzungsanfälliger als Hübner.
    Da hätte man es auch mit dem von mir scherzhaft genannten Nordtveit versuchen können…

    Ein sehr risikoreiches Experiment mit Capitano Schindler in die Saison zu gehen plus ein Greenhorn und zwei Wackelkandidaten. Die Konstellation garantiert Spannung, aber keine Stabilität. Wenn Schindler ausfällt, wird es happig.

    Nicht nur keinen adäquaten Ersatz für TK auf der 6er Position gefunden/gesucht/verpflichtet und ein Downgrade im Abwehrverbund…
    … Dazu ein Überangebot im Sturm und eine Beliebigkeit im System Robert Klauß, der alles auf die Schwächen der Gegner ausrichtet statt auf die eigenen Stärken. Zudem ist er zwar ein genialer Schriftgelehrter, aber ein schwacher Motivationskünstler. Das kann böse ins Auge gehen.

    Mir reicht die Phantasie nicht, wie das alles zum oberen Drittel reichen soll.
    Platz 7-11, wenn’s gut geht…

    Ich würde mich gerne täuschen…

    • 23.07.2022 um 02:00 Uhr
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      Vom Chef-Euphoriker zur Ober-Unke. Das nenn ich mal ne Entwicklung 😉

      Fränkisch halt!

    • 23.07.2022 um 09:27 Uhr
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      Paar Sachen, die mich dann doch an der Einschätzung stören, ohne dass ich der generellen Schlagrichtung unbedingt widersprechen möchte.

      Die Einstufung von Lawrence als Downgrade trifft in meinen Augen nur zu, wenn Lawrence und Hübner gleichzeitig verletzt sind (und selbst dann wäre ich persönlich noch recht entspannt, weil mit Fofana einer da ist, der da locker übernehmen kann). Per se hat man mit jeder möglichen Kombination Schindler/Lawrence, Schindler/Hübner, Lawrence/Hübner, überdurchschnittliche Innenverteidiger für die zweite Liga auf dem Platz. Der Unterschied zu Sörensen dürfte marginal sein, im Aufbau sogar deutlich pro Lawrence sprechen. Lawrence ist von der Teamstruktur her als ehemaliger Kapitän von St. Pauli aber wahrscheinlich sogar ein Upgrade im Vergleich zum eher ruhigen Sörensen. Wer das Interview liest, stellt auch fest, wie reflektiert und wenig dem Klischee des Profifußballers er entspricht. Ich sehe da tatsächlich auch kaum Risiko, selbst wenn Schindler verletzt wäre.

      Krauß hat kaum auf der Sechs gespielt, es waren ein paar Einsätze nach der Umstellung auf 4-2-3-1, da haben aber weitgehend Tempelmann und Nürnberger agiert. Sein Einsatzgebiet war meistens die rechte Acht in der Raute. Krauß wirkte durch Pressing und Intensität defensiver als Tempelmann oder Nürnberger, aber war eben auch kein Sechser. Das Sechserproblem ist keines des Krauß-Ersatzes, sondern eines, das man eigentlich schon die ganze letzte Saison mit sich rumgeschleppt hat, weil man eigentlich nur Geis hat, der die klassische Sechs spielt und dem aber die defensiven Elemente fehlen.

      Das Überangebot im Sturm ist ein Scheinriese. Blum spielt U23 – wenn überhaupt. Köpke fällt aus – wahrscheinlich auch noch länger. Mit Lohkemper kann man nicht wirklich planen. Shuranov ist steter Verkaufskandidat (persönlich rechne ich damit, dass er im September nicht mehr da ist). Selbst wenn er bliebe hätte man erstmal vier, wenn Lohkemper doch wieder da ist fünf, Stürmer für zwei Positionen. Das ist jetzt kein Überangebot.

      • 23.07.2022 um 11:14 Uhr
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        Flo,
        klar ist “Downgrade” eine Zuspitzung.
        Ich beziehe mich ja aber gerade auf seine Anfälligkeit für Verletzungen und das ist bei sonst ähnlichen Werten und einem weiteren anfälligen Spieler im Kader nicht vom Tisch zu wischen.
        Anders gefragt: wieso hat Sörensen so viele Spiele? Wieso hat er letztes Wochenende den Vorzug erhalten?
        Eben. Grundsolide (ähnlich Handwerker), da spielt man, weil der eine ein Greenhorn und der andere noch nicht fit ist. q.e.d.

        TK hätte am besten auf die 6 gepasst, durch die ständige Puzzlerei kam er am Ende völlig unverständlich nicht mehr regelmäßig zum Zuge. Es war unser heimlicher Spielführer mit unfassbar gutem Spielverständnis, mit einer Souveränität und Abgeklärtheit und Führungsmentalität.
        Insofern, ja, er hat nicht so oft auf der 6 gespielt wie möglich, viel schwerer wiegt aber seine Präsenz und seine Einstellung.

        Ich erwarte im Sturm das gleiche Hin und her wie letzte Saison.
        Und ich bin gespannt, wie die Torquote am Ende ausfällt.
        Wenn es dann heißt, boah endlich einen Knipser und Daferner hat für 10 Tore 34 Spiele benötigt, dann ist das auch nur eine scheinbare Verbesserung. 😉
        Die vorprogrammierte Unzufriedenheit könnte durch einen Abgang von Shuranov reduziert werden, ich fände das aber ebenso doof.
        Eine halbe schlechte Saison und weg soll er? Er hat doch mehr Potential als Mr. 3.Liga Daferner. Und wird als eingesetzter Spieler teurer als als Bankdrücker.

        Zu RK:
        Ja, er hat von einem besonderen Spiel gesprochen. Natürlich, aber…

        Er kann Nagelsmann, aber nicht Kloppo.
        Wir sind der Club und brauchen immer den Weg über die Emotionen.
        Das kannst du nicht wegverordnen.

        Auch wenn das einem stark zahlenbasierten Analysten wie dir schwer einleuchten kann. 😉

        Bin sehr gespannt auf die Aufstellung.
        Im Notenbogen, ist das deine Annahme? Keine Chance für Jahn? Wirklich 5er Kette?

        • 23.07.2022 um 11:29 Uhr
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          Sörensen hat letzte Woche gespielt, weil Hübner länger krank war als er. Das war keine Leistungsentscheidung.

          Krauß ist vom Profil her kein Sechser. Als Sechser würde er wahrscheinlich nicht funktionieren, weil er dafür zu wenig strukturiert, zu wild ist. Zumindest in der Raute als alleiniger Sechser wäre das viel zu riskant. Das Problem seh ich tatsächlich nicht so, dass man ihn da hätte einsetzen können. Da braucht es einen Spieler vom Typ Lukas Görtler, der nach hinten arbeitet, aber Ruhe ausstrahlt und mal nen tiefen Ball spielen kann.

          Die Annahme das Klauß keine Emotionen kann, teil ich übrigens nicht. Klauß hat ein öffentliches Gesicht in den PK und ein internes Gesicht zur Mannschaft. Er ist da sehr flexibel im Auftreten. Ich glaub, wenn man mal 90 Minuten schaut, wie er am Rand arbeitet, käme man nicht auf die Idee, dass da keine Emotionen sind. Er kann die nur sehr schnell abschalten, bzw. eher nicht zeigen, und dann wieder nüchtern analysieren.

          Von mir erwartete Aufstellung ist im Artikel hinterlegt. Vermute eher ne Doppelsechs mit Geis und Nürnberger. Jahn kann ich mir nicht vorstellen, auch wenn er im Kader ist, aber manchmal überrascht er einen ja.

          • 23.07.2022 um 12:06 Uhr
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            Zu Sörensen:
            Gespielt, weil Kollege anfällig für Ausfälle. Das war die These.

            Zu Klauß:
            Er kann sicher Emotionen, das schon.
            Aber er kann seine Spieler nicht in der Art emotionalisieren, einstellen, dass es sichtbar wird. Jetzt kann man trefflich streiten, ob das zu den Aufgaben des Trainers gehört, bzw. ob das nicht Grundtugenden der Spieler sein sollten.
            Nun. Auch.
            Es gehört aber ebenso zu den Skills des Trainers emotionalisieren zu können wie die Taktiktafel zu beherrschen.
            Und da hat RK viel Brachland.

            • 23.07.2022 um 12:48 Uhr
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              Zu Sörensen:
              Gespielt, weil Kollege Hübner anfällig für Ausfälle.
              Gespielt hat ja auch nicht Fofana. Weil? Eben.
              Das war die These.

              Jetzt aber zum Derby.
              Mit heute fittem Hübner.

  • 23.07.2022 um 08:01 Uhr
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    Ich sag’s mal so:
    Der Aufstieg war letztes Jahr möglicher, dieses Jahr ist er nötiger…
    Unke hmm, vielleicht probierst du es mit Teorakel, Mr. Zwoptimist. 🙂

    • 23.07.2022 um 14:02 Uhr
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      Unke gefällt mir besser. Teorakel hieße ja, dass es mit hoher Wahrscheinlichkeit eintrifft.

      Das wollen wir lieber nicht 😉

  • 23.07.2022 um 10:23 Uhr
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    Ich hoffe inständig, dass nach der Verpflichtung von Lawrence endlich dieser pomadige und langsame Spielaufbau aus der Abwehr aufhört. Die ewigen Querpässe und Rückpässe auf Mathenia. Jede gegnerische Mannschaft kann sich im Schritttempo auf einen Angriff vom Club einstellen. Daran krankt das Spiel schon seit Jahren. Der letzte Trainer bei dem ich noch gerne Clubspiele geschaut habe war Rene Weiler. In letzter Zeit nehme ich Sie meistens auf (da kann man vorspulen) oder ich schalte nach 60-70 Minuten ab wenn es gar so schlimm wird. Ich hoffe, dass es unseren Trainer endlich gelingt diesen Einsatzwillen unserer Mannschaft einzutrichtern oder er wird, wie viele Trainer vor ihm, scheitern oder selber gehen.

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