Angebot und Nachfrage in einer besonderen Zeit

Ein Gast-Kommentar von Hendrik Schuur

Die Distanz zwischen Anbietern und Nachfragern ist – auch, aber nicht nur pandemiebedingt – größer geworden. Dies ist bemerkenswert, denn heutzutage gibt es eine Palette informationstechnischer Möglichkeiten, die große Entfernungen relativ leicht überbrücken können.

Nachfrager müssen recht hohe, vielschichtige Cookie-Barrieren überwinden. Anbieter unfallfrei bebilderte E-Mail-Newsletter versenden. So ganz von allein kommen die Marktteilnehmer kaum zusammen.

Nach längerer Zeit wird am kommenden Samstagabend wieder ein reguläres Ligaspiel vom Club live im Free-TV zu sehen sein. Dies ist nicht unwichtig, denn insbesondere in der Rückserie der letzten Saison hatte die Sichtbarkeit auf der Mattscheibe und damit die Relevanz im Alltag einiger Nachfrager abgenommen. Die Suche nach Bewegtbildern von den Spielen FCN – KSV Holstein und FC Erzgebirge – FCN war eine große Herausforderung für die Nachfragerseite.

Immer live am Bildschirm dabei sein. Alles in der Flimmerkiste als erster sehen. Möchte man das in Zeiten des Dauer-Homeoffice überhaupt? Interesse am Produkt Fußball ist grundsätzlich vorhanden. Nur wird es oftmals zur falschen Zeit angeboten. DFB-Frauen-Cheftrainerin Voss-Tecklenburg zeigte sich unlängst enttäuscht über die geringe Besuchernachfrage bei Qualifikations-Spielen ihrer Auswahl-Frauschaft. Die Spielerinnen „stehen parat für Autogramme“ warb die oberste Übungsleiterin. In langen Monaten der Corona-Pandemie ohne Autogrammjäger eine signierte Autogrammkarte in einen frankierten Rückumschlag zu stecken und zielsicher in einem gelben Briefkasten der Post zu versenken – bereits so etwas stellt für einen Teil der Kickerinnen & Kicker eine zu hohe Hürde dar. Bei hohem Fokus auf digitale Kommunikation, besteht durchaus die Möglichkeit in einer kleinen Online-Nische zu landen. Nur ein Mausklick entfernt von allerhand Trash der schnellen, oberflächlichen, digitalen Welt.

Auch der Verband unterstützt die Akteurinnen nicht immer professionell. Zwar erkennt er Talente und überhäuft diese zu Recht mit Fritz-Walter-Medaillen aus unterschiedlichen Edelmetallen. Die Erstellung einer ersten DFB-Autogrammkarte hingegen – ein Mammutprojekt – das kann sich schon mal ein Jahr lang hinziehen. Sollte man Akteure und Nachfrager wirklich so lange im Regen stehen lassen? Da ist auf Nachfragerseite Hartnäckigkeit und eine umgekehrte Staubsauger-Vertreter-Mentalität notwendig, die immer wieder neu nachfragen lässt, bis schließlich Angebot und Nachfrage – halt irgendwie, irgendwo und eben auch irgendwann – zusammenfinden.

Nicht erst beim Anblick eines startenden irischen Flugzeugs verziert mit einem großen Kleeblatt, stellte sich während langer Corona-Monate im Herbst/Winter 2020 und Frühjahr 2021 die Frage: Wo befand sich eigentlich die ganze Zeit das FCN-Flugzeug? Jedenfalls nicht in der Luft. Irgendwo versteckt am Boden. Eine Gelegenheit zu einem Teamfoto mit Flugzeug ergab sich nicht. Schade – war doch ein einmalig langes Zeitfenster für so ein besonderes Projekt. Seit Ende Juni ist der Flieger wieder in der Luft und macht dort dann halt das Übliche: Co2 -Emissionen produzieren und so zum Klimawandel beitragen. Ob dies mit der Aufforderung beginnend mit „Möge all dies immer bewahrt werden…“ der FCN-Torhüterlegende mit Mütze – auf längere Sicht – in Einklang steht – das sollte jeder für sich selbst beurteilen.

Sponsoring durch Fluggesellschaften und Automobilhersteller in der heutigen Zeit sind es durchaus Wert, hinterfragt zu werden. Stehen sie doch zunächst einmal für ein „weiter so wie bisher“. Grundsätzliche Veränderungen in Geschäftsmodellen und in den Köpfen der Entscheidungsträger benötigen leider erfahrungsgemäß recht viel Zeit.
Ob wir diese noch haben, das bleibt zu hoffen.

Sicher ist zumindest eines: der FCN-Poster-Kalender 2022 von Heye wird 1 Euro mehr kosten als sein Vorgänger für 2021. Klares, frühzeitiges Signal der Angebotsseite: die Preise kennen nur eine Richtung: Nach oben! Auf Nachfragerseite ist viel Geduld gefragt. Kommt das Produkt doch traditionell erst relativ spät – deutlich nach dem Weihnachtsgebäck – auf den Markt. Im gut-sortierten Buchhandel, lässt sich das Stück vorbestellen und dann erwerben. So kann man den Versandkosten des Onlineshops aus dem Weg gehen und vermeidet Co2-Emissionen für den Transport eines Riesenpakets.

Fans können aufatmen! Die Deutsche Post hat das Drohnen-Paket-Projekt gestoppt. Insofern werden sich Szenarien, in denen eines Tages ein postgelber Spielball vom Himmel hereinschwebt, um zielgenau im Mittelkreis dem Schiedsrichter in Zeitfenster zwischen 15:28 und 15:30 Uhr zugestellt zu werden, nicht bewahrheiten. Sowas wäre auch schwierig für die Regie zu filtern, ob das ausgestrahlt werden darf oder doch nicht, damit nicht ein jeder sieht, wer oder was da so alles über bayerischen Fußballarenen vom weiß-blauen Himmel fällt.

Insgesamt erstaunlich, wie wenig positiv sich die Digitalisierung z. B. im Bereich Merchandising konkret auswirkt. Vom Tag des offiziellen DFL-Rückrunden-Fotoshootings bis zur Verfügbarkeit entsprechender Produkte im Onlineshop vergeht – trotz moderner Fotografie – nach wie vor – eine Ewigkeit von gut 10 bis 12 Kalenderwochen.

Erblickt man dann etwas Neues im Onlineshop, durchaus ideenreich gestaltet in ansprechendem Layout und gewünschten Format, dann sollte man sich nicht zu früh freuen.

Denn – welch Überraschung: Fans, die sich für Artikel der Spieler Nr. 19, 24, 43, 44 interessieren, die interessieren sich auch für die Nr. 40! Daher sollte das Sortiment möglichst zeitgleich, nicht allzu kurz und möglichst vollständig zu erwerben sein.

Zwar lassen sich online Angebotslücken durch immer wieder geänderte Produktanordnung besser kaschieren. Aber egal, ob in einem englischen Blumenladen oder dem FCN-Onlineshop. Löcher bleiben Löcher und die sind nur im Käse gern gesehen.
Käse ist auch, wenn ein Kartenspiel mit Spieler-Konterfeis im Mitgliedermagazin abgebildet wird, dieses aber tatsächlich gar nicht existent ist. Sein oder Schein? Das ist hier die Frage!

Eine Nachfrage, zudem regelmäßig wiederkehrend, ist vorhanden. Insofern sollte man sich darauf einstellen, in dem man genau hinschaut und ganz genau hinhört… so wie z.B. Herr Kind aus Hannover. Er half im Sommer als Manager aus und spitzte noch rechtzeitig sehr genau seine Ohren. Als sich dort möglicherweise eine Re-Union vom aus Düsseldorf bekannten „doppelten Robert“ anbahnte, fand er eine andere Lösung. Echt gut & genau hingehört.

Bild & Text: Hendrik Schuur

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